Volkswagen:Abgas-Skandal? Deutsche bestellen sogar mehr VW-Diesel als vorher

  • Von VW ist zu hören, dass der Abgas-Skandal bisher nicht auf das Europa-Geschäft durchschlage.
  • Allerdings muss der Konzern für die Nachbesserung der manipulierten Dieselfahrzeuge möglicherweise bis zu 10 000 verschiedene Lösungen ausarbeiten.

Folgen der Abgas-Affäre

Trotz Abgas-Affäre spürt der VW-Konzern in Europa noch keine Auswirkungen des Skandals beim Bestelleingang. In Deutschland wachse seit dem Bekanntwerden der Manipulationen vor rund einem Monat sogar die Zahl der Auto-Bestellungen. Das erfuhr die Nachrichtenagentur dpa aus Kreisen des Konzernvertriebs.

Europaweit sei das Bild jedoch uneinheitlich. So seien die Diesel-Bestellungen in Großbritannien abgesackt, was VW als direkte Folge der Affäre wertet. Unter dem Strich schlage der Skandal aber bislang nicht aufs Geschäft durch.

Hierzulande vergehen zumindest bei den privaten Autokäufen Wochen oder Monate zwischen dem Bestellen per Auftragseingang und dem Ausliefern, also dem eigentlichen Absatz. Am Trend der Verkäufe hängt bei den Wolfsburgern die Produktion - und damit stehen und fallen schließlich Arbeitsplätze.

Zahllose Lösungen nötig

Teuer wird die Aufarbeitung für VW aber in jedem Fall, nicht zuletzt wegen der umfangreichen Nacharbeiten an den betroffenen Fahrzeugen. VW muss für die Nachbesserung der manipulierten Dieselfahrzeuge bis zu 10 000 verschiedene Lösungen ausarbeiten, heißt es aus Konzernkreisen. Demnach ergibt sich die enorme Anzahl der Tausenden individuellen Lösungen aus der Zahl der betroffenen Motorvarianten. Sie unterscheiden sich nicht nur beim Hubraum (2,0 sowie 1,6 und 1,2 Liter), sondern etwa in der Auslegung auf Getriebe (Automatik, 5- oder 6-Gang), unterschiedliche Marken (etwa Volkswagen-Pkw, Seat, Škoda oder Audi), Modelljahre oder Märkte weltweit.

So liege die Verästelung der Variantenzahl unter den insgesamt elf Millionen betroffenen Dieseln zum Beispiel auch daran, dass teilweise für einige Märkte spezielle Anpassungen der Leistung erfolgen, um mit den Motoren den örtlichen Gegebenheiten der Besteuerung Rechnung zu tragen - etwa bei PS-Obergrenzen. Der Konzern hatte Mitte Oktober erklärt, "mit Hochdruck" an den technischen Lösungen zu arbeiten. Ab Januar 2016 soll laut Plan mit den Nachbesserungen begonnen werden.

Spekulation über Rücknahmen

Volkswagen erwägt einem Insider zufolge im Abgas-Skandal die Rücknahme von betroffenen Fahrzeugen. Im Gespräch seien Anreize für Händler, die Autos in ihre Bestände zurückzunehmen, sagte eine mit den Überlegungen vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Demnach würden mehrere Maßnahmen diskutiert, Entscheidungen seien aber noch nicht gefallen.

Allein in Deutschland muss der Konzern 2,4 Millionen Dieselfahrzeuge zurückrufen, in denen die Software zur Manipulation von Stickoxid-Werten steckt. Europaweit sind es 8,5 Millionen Wagen.

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