Voice-Banking:Geldgeschäfte auf Zuruf

Banken wollen Alexa und andere Sprachassistenten gern für Kundenaufträge nutzen. Aber Amazon spielt nicht mit und verbietet den Zugriff auf das Konto.

Von Nils Wischmeyer

Alexa erledigt mittlerweile so einiges. Der intelligente Sprachassistent von Amazon unterstützt beim Einkaufen, spielt Musik nach Wunsch und schaltet das Licht aus, wenn die Stimme des Besitzers es befiehlt. Auch Börsenkurse kann die Mikrofon- und Lautsprecherbox nach Belieben aufsagen. Nur wenn es ums eigene Konto geht, hält Alexa es wie viele Deutsche: Darüber spricht sie nicht.

Das verärgert europäische Geld- und Finanzinstitute. Sie wollen ihren Kunden unbedingt anbieten, das Konto auch per Stimme zu verwalten. Viele deutsche Banken, darunter die Sparkassen, Volksbanken oder auch die Deutsche Bank, sehen das "Voice-Banking" nämlich als das nächste große Ding. Denn immer weniger Kunden kommen in eine Filiale. Der Kontakt zwischen Kunde und Bank ist in Gefahr. Durch Alexa hoffen die Institute darauf, diesen wieder stärken zu können.

Per Sprachassistent soll Kontakt zu Kunden erhalten werden

Den Kontostand abfragen, Geld überweisen oder einen Dauerauftrag einrichten: All das soll künftig über einfache Befehle funktionieren. Dafür entwickeln die Geldinstitute sogenannte "Skills", die vergleichbar sind mit einer App auf dem Smartphone. Die Direktbanken Comdirect und die Consorsbank haben solche Skills bereits entwickelt und lassen Alexa auf Bitte die Börsenkurse vorlesen.

Über das Berliner Start-up Bonify konnten Nutzer sogar einige Zeit lang ihren Kontostand abfragen - bis Amazon Ende 2017 die Verbindung kappte. In einem Schreiben an Finanz-Start-Ups und Banken heißt es, Amazon verbiete aufgrund interner Politik einige Funktionen, darunter auch den Zugriff auf Konten. Börsenkurse oder andere allgemeine Informationen abzurufen blieb hingegen explizit erlaubt.

Schnell kam das Gerücht auf, Amazon wolle schon bald selbst Bankdienste anbieten und sperre deshalb Finanzinstitute aus. Immerhin dringt der Konzern schon jetzt immer stärker in den Bankbereich vor, warum also nicht auch Alexa dafür nutzen?

Gegen die These spricht allerdings, dass in den USA gleich mehrere Firmen Bankservices über Alexa anbieten, darunter die Ally Bank und der Kreditkartenkonzern American Express.

In einem Brief verbietet Amazon den Kontozugriff über Alexa

War es also die Regulierung, die Amazon dazu bewegt hat, die Dienste vorerst einzuschränken? Seit Anfang des Jahres gilt in ganz Europa die zweite Auflage der Zahlungsdienstrichtlinie. Amazon benötigt seitdem eine Lizenz für Überweisungen via Alexa. Ob die bisherige dafür ausreicht, das werde zurzeit geprüft, heißt es. Laut der Bafin reiche die aktuelle Lizenz, um Kontodaten abzurufen oder Geld zu überweisen. Angeboten werden dürfen die Skills der Banken aber nach wie vor nicht.

Für die Geldhäuser ist das ärgerlich, weil Amazon die zurzeit größte Plattform ist. Einige Institute wollen nun auf andere Märkte ausweichen. Neben Alexa gibt es schließlich diverse andere Assistenten, darunter etwa den Google Assistenten. So stellte die Sparkasse Stadt-Altes Land erst vor wenigen Tagen ein Pilotprojekt vor. "Ok Google, sprich mit Sparkasse Banking" aktiviert seitdem den Lautsprecher und verbindet ihn mit dem Konto. Sobald es um sensible Daten geht, wird zusätzlich eine Pin abgefragt. 38 weitere Sparkassen sollen in den nächsten Wochen und Monaten folgen.

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