Vogelgrippe in USA:Tod in den Eierfabriken

Vogelgrippe in USA: Vogelgrippe in den USA: Arbeiter verladen im Mai 2015 totes Geflügel im US-Bundesstaat Iowa.

Vogelgrippe in den USA: Arbeiter verladen im Mai 2015 totes Geflügel im US-Bundesstaat Iowa.

(Foto: AP)
  • Die USA werden von einer verheerenden Viehkrankheit heimgesucht. Dutzende Millionen Truthähne, Enten und Hühner sind bereits an der Vogelgrippe gestorben.
  • Die Produzenten haben teilweise Schwierigkeiten, die Kadaver zu entsorgen.
  • Die größten Abnehmerländer haben die Einfuhr von amerikanischem Geflügel bereits beschränkt oder verboten. Auch die EU hat Importbeschränkungen erlassen.

Von Kathrin Werner, New York

Wer durch die Leere und Weite Iowas fährt, sieht sie am Straßenrand: riesige weiße Flachbauten ohne Fenster, belüftet mit Dutzenden Ventilatoren, verbunden mit Lieferbändern, die aus Futtersilos kommen. Hier ist das Zentrum der amerikanischen Geflügelindustrie. Seit einigen Wochen sieht man hier Menschen in Ganzkörper-Schutzanzügen ein- und ausgehen. Sie töten und beseitigen Tiere.

Iowa ist Virengebiet, 25 Millionen Hühner sind hier schon an der Vogelgrippe gestorben oder wegen Ansteckungsgefahr getötet worden. Noch nie war eine Viehkrankheit in Amerika so verheerend wie diese. 34 Millionen Truthähne, Hühner und Enten sind tot. Vier Bundesstaaten im Mittleren Westen haben den Notstand ausgerufen. Fast jeden Tag meldet das US-Landwirtschaftsministerium USDA neue Fälle. Die Eierfabriken haben bereits Probleme, die Tierkörper zu entsorgen.

Jeder Durchschnittsamerikaner isst pro Jahr 263 Eier. Dafür sorgt eine Großindustrie: Allein im März haben US-Hühner 7,4 Milliarden Eier gelegt. Dem Industrieverband American Egg Board zufolge gibt es in den USA 63 Eier-Produktionsstätten, in denen mehr als eine Million Legehennen leben. Sie legen 87 Prozent aller amerikanischen Eier. Hinzu kommt die Geflügel-Fleischproduktion. Die Amerikaner essen immer mehr Hühnchen und Truthahn, im vergangenen Jahr waren es pro Person mehr als 45 Kilo, doppelt so viel wie noch in den Siebzigerjahren. Der größte Geflügel-Verarbeiter Tyson Foods schlachtet pro Woche 40 Millionen Hühner.

Verschiedene Virenstämme

An der Eier- und Fleischindustrie hängen Zuchtbetriebe, Futtermittelhersteller, Pharmavertreter, Veterinäre, Speditionen und etliche weitere Branchen, die jetzt um ihr Einkommen fürchten. Wenn die Legebatterien das Problem nicht bald in den Griff bekommen, müssen die Zuchtbetriebe anfangen, Küken zu schlachten, für die keine Nachfrage besteht. Die Senatoren aus Iowa haben das USDA aufgefordert, mehr Geld und Hilfskräfte für die Tötung und Entsorgung der Tiere zu schicken.

Bisher sind in den USA die Virenstämme H5N8 und H5N2 aufgetaucht, zum ersten Mal im Dezember. Im Westen Kanadas gibt es auch H5N1, allerdings eine andere Form als die auch für Menschen teilweise tödliche Krankheit aus Asien. Noch ist kein Mensch an einer dieser Formen erkrankt. Die Behörde Centers for Disease Control and Prevention schätzt das Infektionsrisiko als gering ein. Wie sich das Virus verbreitet, ist aber noch nicht ganz klar. Die Forschung dazu und an einem Impfstoff läuft.

Für die Verbraucher hat die Vogelgrippe bereits Konsequenzen: Im Mittleren Westen steigen die Eierpreise. Ein Dutzend kostet im Großhandel inzwischen 1,39 Dollar, 17 Prozent mehr als Mitte April, als das Virus zum ersten Mal in Iowa aufgetaucht ist.

Alle der zehn größten Exportländer der USA haben die Einfuhr von amerikanischem Geflügel beschränkt oder sogar verboten. Auch die Europäische Union hat Importbeschränkungen erlassen. Aus den betroffenen Regionen dürfen weder frisches Fleisch noch Eier oder lebende Tiere eingeführt werden, die für die Zucht vorgesehen sind. Eier sind weiterhin erlaubt, weil sie als ungefährlich gelten. Fleischprodukte müssen auf mindestens 70 Grad Celsius erhitzt werden.

Sollte es zum Abschluss des umstrittenen Freihandelsabkommens TTIP zwischen der EU und den USA kommen, werde sich nichts daran ändern, dass die EU solche Importverbote für die Lebensmittelsicherheit erlassen kann, sagte ein Kommissionssprecher: "Natürlich wird noch verhandelt, aber wir schließen das dezidiert aus, das ist unsere Verhandlungsposition."

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