Vogelgrippe:Konzerne decken sich mit Tamiflu ein

Noch ist die Vogelgrippe eine Geflügelkrankheit. Doch Unternehmen sorgen schon mal vor - machen Pläne für den Ernstfall und kaufen Grippemittel en gros.

Silke Lode

Was ist, wenn der aggressive Vogelgrippe-Virus mutiert und eine Ansteckung von Mensch zu Mensch möglich wird?

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(Foto: Foto: Reuters)

Ein solches Szenario beschäftigt bereits die Personalabteilungen, Betriebsärzte und Krisenstäbe deutscher Unternehmen.

Beispielsweise haben Daimler Chrysler, Audi und Lufthansa bereits vorgesorgt und Tamiflu in größeren Mengen gekauft - auch wenn unklar ist, ob das Grippemittel überhaupt gegen den Erreger H5N1 oder einen möglichen gefährlicheren Mutanten hilft.

Umstrittene Großeinkäufe

Doch ohnehin ist das Medikament nur für einen Teil der Belegschaft gedacht: bei DaimlerChrysler etwa für Auslandsmitarbeiter, bei der Lufthansa für das Flugpersonal.

Bei Audi gibt es das Medikament nur für Mitarbeiter, die nach Asien fliegen. "Das geben wir prophylaktisch mit", sagt ein Konzernsprecher. "Wir haben ausreichende Mengen, aber wir sind ein Autohersteller, keine Geflügelfarm".

Krisenpläne gibt es auch bei Schering, der Deutschen Post und der Lufthansa; bei BMW ist ein solcher Plan in Arbeit.

Task Force Vogelgrippe

"Schon seit Herbst 2005 haben wir eine 'Task Force' für die Vogelgrippe", bestätigt eine Sprecherin des Pharmaunternehmens Schering. "Dieser Krisenstab sorgt dafür, dass die Herstellung lebenserhaltender Arzneimittel gesichert ist."

Die Mitarbeiter seien über die Gründung dieses Teams informiert worden und hätten von der Konzernzentrale Verhaltenshinweise erhalten. "Manche Standorte ergreifen zusätzliche Maßnahmen. Eine Tochtergesellschaft liegt direkt neben einem Vogelschutzgebiet, da sagt man den Mitarbeitern schon, was sie tun sollen, wenn sie einen toten Vogel finden."

Wer bekommt was?

Keines der Unternehmen möchte indes genau sagen, für wie viele Mitarbeiter das Mittel notfalls reichen würde. Für die ganze Belegschaft? Oder doch nur für das Management und die Außendienstmitarbeiter?

Vor ähnlichen Frage sehen auch einige Bundesländer, die ebenfalls Tamiflu in großen Mengen gekauft haben. Einzelne Vertreter der Landesgesundheitsbehörden forderten bereits Ärzte auf, eine Rangfolge unter den Patienten zu erstellen, berichtete das Deutsche Ärzteblatt.

Doch dieses Ansinnen lehnt die Bundesärztekammer ab: Solche Überlegungen seien "zutiefst unethisch und mit der ärztlichen Berufsauffassung nicht vereinbar", erklärt die Kammer in dem Fachblatt.

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