Vodafone kauft Kabel Deutschland:Ein Ja aus Brüssel

Keine wettbewerbsrechtlichen Bedenken: Die EU genehmigt den Kauf von Kabel Deutschland durch Vodafone ohne Auflagen. Damit wird es größere Konkurrenz für die Deutsche Telekom geben. Die Kunden könnten davon profitieren.

Von Caspar Busse und Javier Cáceres

Darauf mussten die Beteiligten noch warten, doch jetzt ist die Transaktion endgültig in trockenen Tüchern. Es geht um die milliardenschwere Übernahme des deutschen Netzbetreibers Kabel Deutschland durch den britischen Vodafone-Konzern, es ist die seit langem größte Firmenübernahme in Deutschland. Der endgültige Abschluss soll nun am 14. Oktober erfolgen.

Am Freitag Nachmittag erklärte die Europäische Kommission, dass dem Elf-Milliarden-Euro-Deal keine wettbewerbsrechtlichen Bedenken entgegenstünden. Eine Prüfung habe ergeben, dass die Geschäftstätigkeiten von Kabel Deutschland und Vodafone sich im Wesentlichen ergänzen, sagte ein Sprecher von Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia. Die Brüsseler Beamten folgten damit der Einschätzung des Bundeskartellamts, das zuvor ebenfalls keine Bedenken gegen die Übernahme geäußert hatten.

Konkurrenz für die Telekom

Es ist eine durchaus bedeutende Transaktion. Denn Vodafone will damit zu einem echten Wettbewerber für die Deutsche Telekom werden, wovon auch die Kunden profitieren könnten. Denn Wettbewerb setzt die Preise unter Druck. Bisher ist der ehemalige Staatskonzern bei schnellen Internzugängen marktbeherrschend.

Mit der Übernahme erhöht Vodafone seinen Marktanteil beträchtlich. Die Briten hatten zuletzt angekündigt, dass sie sich aus dem US-Markt zurückziehen werden und ihre Anteile an Verizon Wireless für die Summe von 130 Milliarden Dollar verkaufen. Dieser Betrag soll nun in Europa investiert werden, etwa in Deutschland.

Erst an diesem Montag hatte Vodafone mitgeteilt, dass ihnen mehr als 75 Prozent der Kabel-Deutschland-Aktien angedient wurden. Vorausgegangen war eine Zitterpartie, denn einige aggressive Hedge Fonds hatten Kabel-Deutschland-Aktien gekauft, in der Hoffnung, Vodafone würde das Angebot nochmals nachbessern, Doch die Briten blieben hart.

Die Kabelnetze erlauben höhere Geschwindigkeiten

Kabel Deutschland hat 8,5 Millionen Kunden und bietet in erster Linie Kabelfernsehen-, Festnetztelefonie- und Internetzugangsdienste an. Vodafone ist in Deutschland vorrangig im Mobilfunkgeschäft tätig, hier zusammen mit der Deutschen Telekom Marktführer. Die Kommission gestand zwar ein, dass es durch die Übernahme in der Festnetztelefonie, dem Internetzugang und bei Internetfernsehen zu Überlappungen kommen werde. Die Marktanteilgewinne seien aber zu gering, als dass eine "erhebliche Beeinträchtigung des Wettbewerbs" zu erwarten wäre.

Vodafone hat nun Vorteile: Die Kabelnetze erlauben Geschwindigkeiten von 150 Megabit pro Sekunde - ohne großen Aufwand wären auch 400 möglich. Selbst nach dem Ausbau des alten Telefonnetzes mit DSL-Technik, der Milliarden verschlingt, kann die Telekom höchstens 100 Megabit pro Sekunde erreichen. Geschwindigkeit ist für viele Kunden mittlerweile ein wichtiger Faktor bei der Auswahl des Internet-Anschlusses, da immer mehr Filme und Serien in HD-Qualität verfügbar sind. Die Telekom musste ihr TV-Kabelnetz auf politischen Druck hin Anfang des Jahrtausends verkaufen. Kabel Deutschland wächst seit Jahren rapide.

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