Violas Gewürze:Rosenpfeffer für alle

Violas Gewürze: Ein bisschen Gewürz für das Bio-Rind nach Feierabend? Urbane, konsumfreudige Kundschaft beschert der Hamburger Handelskette Violas gute Geschäfte.

Ein bisschen Gewürz für das Bio-Rind nach Feierabend? Urbane, konsumfreudige Kundschaft beschert der Hamburger Handelskette Violas gute Geschäfte.

(Foto: oh)

Mit Gewürzen für Hobbyköche macht die Handelskette Violas gute Geschäfte. Nun will das Unternehmen im großen Stil expandieren.

Von Angelika Slavik, Hamburg

Hamburg-Eppendorf ist ein ausgezeichneter Ort für Menschen mit Zeit und Geld. Deshalb ist Hamburg-Eppendorf auch genau der richtige Ort für einen Laden wie Violas. "Wegen des Rosenpfeffers", sagt die Kundin. "Würden Sie denn sagen, der ist mild - verglichen mit dem bunten Pfeffer?" Es werden 23 Minuten vergehen, bis die geschmacklichen Feinheiten des Pfefferangebots erörtert, die Varianten "Orangenpfeffer" und "Malaguatapfeffer" verworfen, die Geschenkverpackung gefertigt und 34 Euro bezahlt worden sind. Keiner der anderen Kunden wird sich daran stören. Man stresst sich nicht beim Ankauf der richtigen Pfeffersorte.

Szenen wie diese soll es bald noch öfter geben, so stellt sich Viola Fuchs das zumindest vor. Fuchs, 48, ist die Gründerin der Gewürzhandelskette Violas - und hat für ihr Unternehmen in den kommenden Jahren große Pläne: 20 neue Läden sollen in den nächsten zwei Jahren in Deutschland eröffnet werden. Rosenpfeffer für alle.

Das hat sich nicht unbedingt abgezeichnet, schließlich hatte sich Fuchs ursprünglich für eine völlig andere Karriere entschieden. Sie studierte Schuh-Design und arbeitete im Anschluss für einen Produzenten, der Ketten wie Goertz und Deichmann beliefert. Das habe ihr durchaus Spaß gemacht, erzählt Fuchs. "Aber irgendwann dachte ich mir: Wenn man sich schon so anstrengt, wäre es doch besser, man macht das für ein eigenes Unternehmen."

Gegen Ende des Jahres 1997, da ist sie 30, eröffnet sie einen Gewürzladen in Eppendorf: 30 Quadratmeter, die Mischungen macht sie im Hinterzimmer selbst, mit einer besseren Haushaltsmühle. Die Affinität zu Gewürzen hat sie von der Familie, auch ihre Großeltern betrieben in Wiesbaden einen Gewürzladen. Mit dem Gewürzkonzern Fuchs, der den Markt in Deutschland dominiert, verbindet sie nur eine zufällige Namensgleichheit.

Schon das erste Weihnachtsgeschäft läuft gut, vor allem wieder befüllbare Gewürzmühlen, damals noch eine Neuheit, finden regen Anklang bei der Hamburger Kundschaft. Zwei Jahre später zieht Violas in einen größeren Laden auf der anderen Straßenseite. Das Sortiment wird breiter. Es gibt jetzt auch Risottomischungen und Suppen - die urban-schicke Variante von Fertigmenüs, könnte man sagen.

Auch Dirk Nonnenmachers Frau kauft in diesem Laden ein, als er mal dabei ist, sieht er gleich das "unglaubliche Potenzial" von Violas, wie er sagt. Genau wie bei der Gewürzhändlerin Viola Fuchs, die nicht mit dem Gewürzkonzern Fuchs in Verbindung steht, führt auch Nonnenmachers Name manchmal zu Missverständnissen: Er heißt nur zufällig genauso wie der umstrittene frühere Vorstandschef der HSH-Nordbank. Nonnenmacher, hauptberuflich Unternehmensberater, schlägt Fuchs vor, aus ihrem Laden ein Franchise-Konzept zu machen. "Ich finde, dass wir uns sehr gut ergänzen", sagt Fuchs. "Ich hatte ja keine Ahnung, was Franchising genau eigentlich ist." Nonnenmacher ist nun mit 50 Prozent an dem Unternehmen beteiligt. 2013 eröffnet der erste Ableger in Hamburg, heute gibt es insgesamt elf Violas-Läden, unter anderem in Stuttgart, Berlin, Münster, Essen und Aachen. Die 20 neuen Filialen, die nun entstehen sollen, sind nach den Plänen der Firmenchefs nur ein Zwischenschritt. Das europäische Ausland wäre "auf jeden Fall interessant", sagt Fuchs. Zudem träume sie von einer Violas-Filiale in New York. Nonnenmacher hat noch größere Ambitionen: 100 Filialen in verschiedenen Ländern könne er sich in zehn Jahren schon vorstellen, sagt er.

Sie träumt vom Shop in New York: "Supermärkte sind nichts für uns."

Wo man die Violas-Gewürzmischungen niemals finden werde, das seien die Regale von Rewe, Edeka oder Penny. "Supermärkte sind nichts für uns", sagt Fuchs. Zudem würde man durch einen solchen Vertriebsweg an Flexibilität verlieren - und genau die sei bislang ein entscheidender Vorteil. "Wir können auf Trends viel schneller reagieren als ein großer Konzern", sagt Fuchs. Das gelte auch für regionale Besonderheiten: In den meisten Violas-Läden gibt es Produkte, die speziell für die jeweilige Stadt entwickelt wurden - Salzmischungen, die farblich zum Landeswappen passen, zum Beispiel, oder auch Produkte, die auf die regionale Küche Bezug nehmen.

Für die eigens für Stuttgart entwickelte Mischung "Linsen mit Spätzle und Saitan" etwa habe man ein halbes Jahr lang experimentiert, verkostet und wieder verworfen. Aber am Ende habe sich der Aufwand gelohnt: Es sei "genau perfekt" geworden, sagt Fuchs. Nonnenmacher sieht eher auf die Zahlen: Es sei dann ein überregionaler Verkaufserfolg geworden, sagt er.

Potenzielle Franchisenehmer könnten bei Violas in jedem Fall mit intensiver Betreuung rechnen, sagt Nonnenmacher: Die Kandidaten würden geschult, kommen zum Probearbeiten, bekommen Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Ladenflächen, beim Antrag auf Fördergelder und mit der Bank.

Wie kompliziert das sein kann, hat Nonnenmacher selbst erfahren: Sein Antrag auf Eröffnung eines Geschäftskontos für Violas wurde abgelehnt, weil die Sparkasse ihn mit dem HSH-Chef verwechselte. Zeit, sich einen eigenen Namen zu machen.

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