Video:Auf Tarantino-Art

Wie cool können Maultaschen sein? Ziemlich: Ein Werbespot der Firma Bürger wurde in den sozialen Netzwerken millionenfach geklickt.

Von DAGMAR DECKSTEIN

Ob Maultaschen nun ein cooles Produkt sind, darüber lässt sich streiten. Im Zweifelsfall wohl eher nicht, handelt es sich doch um schwäbisch-biedere Hausmannskost. Aber das heißt nicht, dass man die Maultasche als "Tasty Tasche" nicht mit einem coolen Werbespot auch Nichtschwaben schmackhaft machen könnte. Ein solcher Coup ist dem Familienunternehmen Bürger zusammen mit der Filmakademie Baden-Württemberg gelungen. "Da hatte ich einfach mal Lust drauf", sagt Bürger-Chef Martin Bihlmaier. Und lobte einen Wettbewerb derzeitiger und früherer Studenten der Filmakademie aus, um die 80 Jahre alte Firma Bürger per Video speziell für die sozialen Netzwerke auch über die Südschiene hinaus gen Norden hin bekannter zu machen.

"Mission accomplished", könnte man sagen. Der Zwei-Minuten-Spot der beiden Filmemacher Ihab Abouzeid (37) und Gregor Eisenbeiß (37), die sich mit ihrer Idee neben 30 weiteren Mitbewerbern durchsetzen konnten, wurde seit Erscheinen Ende Oktober bereits mehr als zwei Millionen Mal angeklickt. Vielleicht auch, weil die Idee der beiden Freiberufler so pfiffig wie naheliegend erscheint: Sie speist sich aus einer legendären Szene aus Quentin Tarantinos Film "Pulp Fiction" aus dem Jahr 1994. Der Dialog der beiden Killer Vincent Vega alias John Travolta und Jules Winnfield alias Samuel L. Jackson zu Beginn im Auto, wie man wohl einen Quarterpounder-Hamburger mit Käse in Europa mit seinem metrischen System nennt - "Royale mit Käse" - gehört mit zu den bekannten Szenen der Filmgeschichte. Der Bürger-Werbespot machte aus den beiden Killern zwei Cops, auf deren Fahrt zum nächsten Einsatz sich ein Austausch über allerlei Teigtaschen im Rest der Welt entspinnt: Empanadas, Ravioli, Wan Tan - alles Abwandlungen ihrer beider Favoriten: Maultaschen.

Gedreht wurde im mallorquinischen Palma bei vollem Straßenverkehr

Gedreht wurde der Werbespot - der inzwischen auch in die Kino-Werbung Einzug gehalten hat - mit einem echten US-amerikanischen Polizeiwagen auf den Straßen im mallorquinischen Palma bei vollem Straßenverkehr auf Palmas Paseo Marítimo, der an Los Angeles' Straßen gemahnt.

Allerdings fahren die Schauspieler bei dem lässigen Gespräch nicht selber. Der Streifenwagen stand vielmehr auf einem Pickup-Truck. "Wir haben mitten im laufenden Straßenverkehr gedreht", sagt Abouzeid. Als die spanischen Polizisten gesehen hätten, dass es um einen US-Polizeiwagen ging, hätten sie sofort begeistert Selfies mit ihren Smartphones geschossen. "Am Ende haben sie uns über rote Ampeln eskortiert", erzählt Abouzeid. Als Schauspieler hatten sie zwei Amerikaner eingeflogen: Denis Lyons, der dem jungen John Travolta sehr ähnlich sieht, kam aus Berlin, Kevin Brown aus Los Angeles.

Die Kernbotschaft, in diesem Spot freundlich auf die Schippe genommen, lautet: Man kann, man sollte Maultaschen nach schwäbischer Art gerne auch in der Fleischbrühe essen. Das nun wiederum, so Martin Bihlmaier, sei für norddeutsche Suppenkasper eine eher gewöhnungsbedürftige Angelegenheit. Aber ebenso hält die schwäbische Küche die "g'rösteten Maultaschen" parat, die in der Pfanne gerösteten und mit Ei überbackenen.

Oder, wie der eine Bürger-Werbespot-Cop sagt: Er schneide sich die Maultaschen gerne auf seine Pizza. Warum auch nicht? Alles ist möglich mit "Tasty Tasches". Na ja, alles geht dann wohl doch nicht. So kann Unternehmer Bihlmaier nur davon träumen, wovon der andere Cop im Spot noch zu berichten hat: Er habe im Maultaschen-Deutschland Leute gesehen, die sich im Supermarkt um die letzte Packung Maultaschen geprügelt hätten. Um die mit Ananas gefüllten. So weit kommt's wohl, weder in der einen noch in der anderen Variante.

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