Vertrieb:Allianz sticht Ergo aus

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Der Versicherungskonzern übernimmt den lukrativen Verkauf von Lebensversicherungen über Filialen der Hypo-Vereinsbank. Die Munich Re-Tochter Ergo verabschiedet sich damit fast komplett vom Bankvertrieb.

Von Herbert Fromme, Köln

Deutschlands größter Versicherer Allianz löst die Munich Re-Tochter Ergo als Versicherungspartner der Hypo-Vereinsbank (HVB) ab. Ergo und HVB haben die bestehende Vereinbarung mit Wirkung zum 31. Dezember 2017 gelöst, ein Jahr früher, als vereinbart war.

Die Allianz will Lebens-, Sach- und Krankenpolicen über die 341 Filialen der Bank vertreiben, die zur italienischen Unicredit gehört. Von den 170 Ergo-Mitarbeitern, die im Bankvertrieb arbeiten, werde die Allianz wohl 70 übernehmen, hieß es in Branchenkreisen.

21 Prozent der Lebensversicherungsverträge werden am Schalter verkauft

Der Deal ist ein deutlicher Vertrauensbeweis des Versicherungskonzerns Allianz in die angeschlagene italienische Bankengruppe, die am Dienstag ein weitreichendes Kostensenkungs- und Kapitalerhöhungsprogramm bekannt gegeben hat.

Der Bankvertrieb ist für Versicherer enorm wichtig. 21 Prozent der Lebensversicherungsverträge werden am Schalter verkauft, so hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft für das Jahr 2014 ermittelt. In der Kranken- und Sachversicherung sind es fünf beziehungsweise sechs Prozent. Keinen Bankvertrieb zu haben, ist für eine Gesellschaft ein deutlicher Nachteil.

Die Allianz arbeitet bislang schon mit der Commerzbank zusammen, die 2008 die damalige Allianz-Tochter Dresdner Bank übernommen hatte. Außerdem verkauft sie Policen über ihre Tochter Oldenburgische Landesbank und über eine Reihe von Genossenschaftsbanken in Bayern - dort in heftiger Konkurrenz zur R+V, dem Versicherer der genossenschaftlichen Finanzgruppe.

Einzelheiten über das Volumen des Bankvertriebs will die Allianz nicht nennen . Auch die Frage, ob die künftigen Partner Allianz und HVB dem Rivalen Ergo die vorzeitige Beendigung der bestehenden Kooperationsverträge mit einer Abstandssumme versüßt haben, ließ eine Sprecherin unbeantwortet.

Die Munich Re-Tochter Ergo verabschiedet sich mit diesem Schritt fast vollständig vom Bankvertrieb. Bei der krisengeplagten Düsseldorfer Gesellschaft spielte er in den vergangenen Jahren ohnehin eine immer kleinere Rolle, inzwischen soll diese Vertriebsart deutlich weniger als fünf Prozent des Neugeschäfts ausmachen. Dazu trug die deutlich schlechtere Verzinsung der Ergo-Verträge verglichen mit Angeboten der Allianz und anderer Versicherer bei.

© SZ vom 14.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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