Verstärktes Engagement in Asien:Apple-Zulieferer Foxconn steigt bei Sharp ein

Als erster Apple-Chef reist Tim Cook nach China. Der Konzern bestätigt nur Treffen mit der Politik. Die Produktionsstätten im Land erweitern sich bereits: Der umstrittene Apple-Zulieferer Foxconn kauft Anteile beim japanischen Elektronik-Konzern Sharp - der Deal heizt die Spekulationen um einen Apple-Fernseher an.

Apples Verhältnis zu China ist ambivalent. Das Land ist zwar der wichtigste Markt für das Unternehmen außerhalb der USA und das Wachstumspotential ist riesig. Der Streit um die Namensrechte beim iPad und die Debatte um Arbeitsbedingungen in den chinesischen Werken des iPhone- und iPad-Herstellers Foxconn sorgen aber immer wieder für Ärger. Als erster Apple-Chef reiste Tim Cook nun nach Peking, wo er sich mit chinesischen Funktionären traf - der Besuch fällt zusammen mit einer wegweisenden Investition des Apple-Zulieferers Foxconn.

Apple-Partner Foxconn kauft sich bei Sharp ein

Ein Foto aus dem Jahr 2010 Mitarbeiter des Apple-Zulieferer Foxconn in einem Werk in der südchinesischen Stadt Shenzhen.

(Foto: dpa)

Wie nun bekannt wurde, steigt Foxconn beim japanischen Elektronik-Konzern Sharp ein. Apple könnte damit den langersehnten Gegenpol zu Samsung erhalten - seinem bisher wichtigsten Bildschirm-Lieferanten, aber auch erbitterten Widersacher. Die taiwanische Foxconn-Mutter Hon Hai und andere Unternehmen der Gruppe werden nach dem Deal etwa zehn Prozent an Sharp halten, wie das japanische Unternehmen mitteilte. Der Preis liegt bei etwa 66 Milliarden Yen (600 Millionen Euro).

Es gibt noch weitere Investitionen: Foxconn-Gründer Terry Gou beteiligt sich massiv an der Sharp-Tochter SDP, die auf große LCD-Bildschirme spezialisiert ist. Der Deal sieht vor, dass Foxconn bis zu 50 Prozent der Display-Produktion aus dem großen Sharp-Werk Sakai abnimmt.

Vieles deutet darauf hin, dass Apple bei der Allianz im Hintergrund die Strippen ziehen könnte. Apple hatte laut Informationen aus der Branche bereits massiv in die Display-Produktion bei Sharp investiert, um sich stärker von Samsung zu lösen. Außerdem heizen die Deals die Spekulationen über einen Apple-Fernseher an.

Streit um Namensrechte

Zu Cooks China-Besuch gab sich eine Apple-Sprecherin verschlossen und bestätigte nur, dass er mit chinesischen Regierungsvertretern zusammengekommen sei. Das Unternehmen erwäge größere Investitionen und rechne mit noch schnellerem Wachstum auf dem örtlichen Markt. Bislang wurde nur bekannt, dass Cook mit dem Pekinger Bürgermeister Guo Jinglong zusammentraf. Es sollte angeblich auch Gespräche mit den chinesischen Telekommunikationsanbietern China Unicom und China Telecom geben.

Cook kennt China. Er war jahrelang für das operative Geschäft zuständig, baute auch die Zulieferkette neu auf und hatte China in seiner damaligen Funktion schon mehrmals bereist. Sein Vorgänger, der im Oktober gestorbene legendäre Konzernchef Steve Jobs, hatte China nie besucht.

Proview Shenzhen, das Apple wegen des Markennamens iPad verklagt hat, hofft auf Verhandlungen mit Cook während seines Besuchs. "Wir wollen einen Kompromiss", beteuerte der Proview-Anwalt Xie Xianghui. Bisher sei Apple aber nicht an sie herangetreten. Das Unternehmen beharrt darauf, den Namen 2009 rechtmäßig von Proview erworben zu haben.

Kritik an Arbeitsbedingungen bei Foxconn

Der Besuch von Cook löste auch Spekulationen darüber aus, ob der Computerkonzern seine Produktpolitik ändern könnte. Es gibt Unmut, dass neue Produkte in China immer erst nach dem Start in den USA und anderen Ländern auf den Markt kommen, was den Schwarzmarkt blühen lässt. Beim Start des neuen iPhone gab es Krawalle vor einem Apple Store, als dieser wegen eines Ansturms von Kunden und Schwarzhändlern aus Sicherheitsgründen nicht öffnete.

Der neue Apple-Chef Cook hat die Bedeutung Chinas als Zukunftsmarkt mehrfach hervorgehoben. Apple steht aber wegen den Arbeitsbedingungen, unter denen seine Geräte in China hergestellt werden, in der Kritik. Unter der neuen Leitung von Cook wurde die Kommission einer Arbeitsrechtsorganisation für Ermittlungen in die Fabriken von Foxconn entsandt.

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