Versicherungen:Urlaubsreif

A boy dives into the water from a recreational platform at Magaluf beach, a popular tourist destination in Mallorca

Vor dem Sprung ins Wasser, wie hier auf Mallorca, gilt: Eine Auslandsreisekrankenversicherung ist Pflicht.

(Foto: Enrique Calvo/Reuters)

Wer im Netz eine Reise bucht, kann auch ein Versicherungspaket dazukaufen. Welche Policen sind wichtig?

Von Friederike Krieger, Köln

Ob Check24, Opodo, Expedia oder Ab-in-den-Urlaub.de - immer mehr Deutsche buchen ihre Urlaubsreise über ein Online-Vergleichsportal. Meistens bietet der jeweilige Portalbetreiber auch ein Reiseversicherungspaket an, das der Nutzer mit einem schnellen Klick dazu buchen kann. Darauf sollten sich Urlauber aber besser nicht einlassen, rät Bianca Boss vom Bund der Versicherten: "Kaum jemand schaut, was wirklich dahinter steckt." Zwar sind die Policen im Paket meist günstiger, als wenn der Kunde alle enthaltenen Verträge einzeln abschließen würde. Doch häufig sind in den Bündeln Policen enthalten, die Urlauber gar nicht benötigen.

Reisegepäckversicherung

Überflüssig sind laut Boss Reisegepäckversicherungen. Sie sollen Koffer und Wertsachen vor Diebstahl und Beschädigung schützen. Im Schadensfall gibt es aber oft Ärger mit dem Versicherer. Die Gesellschaften werfen den Kunden gerne vor, bei einem Diebstahl nicht gut genug auf das Gepäck aufgepasst zu haben.

Zudem deckt auch die Hausratversicherung den Verlust von Reisegepäck innerhalb Europas ab. Neuere Policen gelten sogar weltweit. Der Versicherer zahlt bei Einbruch oder Raub aus Gebäuden, also dann, wenn Diebe Wertsachen aus einem verschlossenen Hotelzimmer stehlen oder das im Parkhaus abgestellte Auto aufbrechen und ausräumen.

Urlaubs-Haftpflicht

Ebenfalls überflüssig ist nach Ansicht von Verbraucherschützern eine spezielle Haftpflichtpolice für den Urlaub. Sie kommt für Personen- und Sachschäden auf, die der Urlauber versehentlich verursacht. Doch die sind schon durch seine normale Haftpflichtpolice abgedeckt, die ohnehin jeder Bürger haben sollte. Die Verträge decken Schäden weltweit. Gleiches gilt für Unfallpolicen.

Reisekrankenpolice

"Eine Auslandsreisekrankenversicherung ist dagegen sehr wichtig", sagt Boss. Die Police ist vor allem bei Fernreisen unverzichtbar. "In den USA kann ein Arztbesuch schon mal 800 Euro kosten", erklärt Birgit Dreyer von der Europäischen Reiseversicherung (ERV), die zum Ergo-Konzern gehört. "Diese Kosten übernimmt die gesetzliche Krankenkasse nicht." Aber auch innerhalb Europas zahlen die Kassen nur bis zu bestimmten Beträgen und nur für Behandlungen bei festgelegten Vertragsärzten. Wer als Notfall in einer teuren Privatklinik landet, muss ohne Zusatzpolice sogar alles selbst zahlen. Zudem kommen private Reisekrankenversicherer im Gegensatz zu den gesetzlichen Kassen auch für einen Rücktransport des kranken Urlaubers nach Deutschland auf.

Auch eine Reisekrankenpolice sollten Urlauber nicht ohne Blick in die Versicherungsbedingungen mit der Reise buchen. Denn der Teufel steckt im Detail. So kommen manche Anbieter nur für einen medizinisch notwendigen Rücktransport auf. "Ob ein Rücktransport medizinisch notwendig ist, entscheidet das Krankenhaus vor Ort", erklärt Dreyer von der ERV. Die Kliniken tendierten dazu, zahlungskräftige Urlauber wenn möglich dort zu behalten. Besser für den Reisenden ist es, wenn der Versicherer auch dann schon die Kosten für einen Rücktransport übernimmt, wenn dieser medizinisch sinnvoll und vertretbar ist.

Auch Urlauber mit Vorerkrankungen müssen genau in die Bedingungen schauen. Sie sollten keine Einschränkungen enthalten, nach denen der Versicherer nur bei unvorhergesehenen, nicht absehbaren oder akuten Erkrankungen zahlt. In diesem Fall wäre ein Arztbesuch oder Klinikaufenthalt aufgrund chronischer Leiden nicht versichert.

Auslandsreisekrankenversicherungen können Urlauber für eine einzelne Reise oder als Jahrespolice abschließen. In letzterem Fall gilt sie für mehrere Reisen innerhalb eines Jahres. Boss rät zu diesen Verträgen. Sie sind sehr preisgünstig. Laut einer aktuellen Untersuchung der Zeitschrift Finanztest gibt es sehr gute Jahresverträge für Einzelpersonen schon für knapp acht Euro, Familien zahlen für einen sehr gut bewerteten Vertrag knapp 18 Euro im Jahr. Besonders gut schnitten bei Einzelpersonen Ergo Direkt und Hallesche ab, bei den Familienangeboten ebenfalls Ergo Direkt und Würzburger.

Ältere Kunden jenseits der 60 Jahre müssen oft tiefer in die Tasche greifen. Laut einer Stichprobe der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen bei zwölf Anbietern verlangten fast alle zum Teil massive Beitragszuschläge. So will die ERV von Senioren 71 Euro statt der üblichen 18 Euro für eine Reisekrankenversicherung ohne Selbstbehalt haben. Nur die Debeka nimmt hier keinen Zuschlag, die Jahresprämie von acht Euro gilt für alle Altersklassen.

Reiserücktrittsversicherung

"Wer eine teure Reise bucht oder mit krankheitsanfälligen Personen wie den Großeltern unterwegs ist, sollte auch eine Reiserücktrittsversicherung in Betracht ziehen", erklärt Verbraucherschützerin Boss. Sie deckt die Stornokosten, wenn der Urlaub etwa aufgrund von Krankheit oder Tod von Mitreisenden und Angehörigen, eines Jobwechsels oder Arbeitsplatzverlustes nicht angetreten werden kann. "Bei guten Verträgen ist auch der Reiseabbruch mitversichert", sagt sie. Versicherte, die nicht regelmäßig teure Trips ins Ausland machen, sollten die Rücktrittspolice besser als Einzelvertrag statt als Jahrespolice abschließen. Die Verträge sind teurer als der Krankenschutz. Bei einer Reise im Wert von 1500 Euro werden pro Person je nach Anbieter 30 bis 60 Euro fällig.

Urlauber sollten sich nicht nur bei Abstechern ins Ausland absichern, rät Dreyer von der ERV: "Auch bei Inlandsreisen kann eine Stornierung oder ein Krankenrücktransport notwendig werden."

Mallorca-Police

Will der Urlauber vor Ort mobil sein und einen Mietwagen nehmen, empfiehlt sich zudem der Abschluss einer sogenannten Mallorca-Police. Sie stockt die im Ausland oft karg bemessene Haftpflichtversicherung des Wagens um zehn Millionen Euro auf - nicht nur auf Mallorca. "Wer auch in Deutschland ein Auto hat, sollte seinen Kfz-Haftpflichtversicherer fragen, ob der Schutz in seinem Vertrag schon enthalten ist", rät Boss. Bei neuen Versicherungspolicen ist das oft der Fall. Ansonsten lässt sich die Mallorca-Deckung gegen einen Aufpreis von rund 20 Euro in den Vertrag einschließen.

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