Versicherungen:Probleme in der Welt und zu Hause

Kreditversicherer stellen sich auf unsichere Zeiten ein. Sie glauben, dass es bald wieder mehr Firmeninsolvenzen gibt. Das könnte sie viel Geld kosten.

Von Friederike Krieger, Köln

Seit 2009 gehen von Jahr zu Jahr immer weniger Unternehmen in Deutschland pleite. Damit könnte es aber bald vorbei sein, erwarten die Kreditversicherer. Sie sichern Unternehmen gegen das Risiko ab, dass einer ihrer Abnehmer pleitegeht und seine Rechnung nicht mehr zahlen kann. Deshalb haben die Anbieter die Insolvenzentwicklung genau im Blick. "Im Jahr 2017 erwarten wir eine Stagnation der Insolvenzzahlen", sagte Thomas Langen. Er ist Vorsitzender der Kreditversicherungs-Kommission im Versichererverband GDV. Zudem verantwortet er beim Kreditversicherer Atradius das Geschäft in Deutschland, Mittel- und Osteuropa. Atradius ist neben dem Marktführer, der Allianz-Tochter Euler Hermes, und der französischen Coface einer der Marktführer.

Grund für die trüben Aussichten ist die schwächelnde Weltwirtschaft. "Die Stagnation ist stark exportgetrieben", sagte Langen. Insbesondere in China spüren deutsche Exporteure heftigen Gegenwind. Weil die Konjunktur im Land der Mitte nicht mehr brummt, haben chinesische Handelspartner Probleme, ihre Rechnungen zu zahlen. Deutsche Firmen sehen im Durchschnitt erst nach 92 Tagen Geld aus China für gelieferte Waren statt nach 64 Tagen wie weltweit üblich. Die Kreditversicherer rechnen mit einer Zunahme der Unternehmensinsolvenzen in China um 20 Prozent in diesem Jahr. Auch Nachbarländer wie Taiwan und Singapur leiden darunter.

Hinzu kommt ein weltweiter Trend zu großen Insolvenzen wie der Pleite der Hanjin-Reederei. "Bei einer Großinsolvenz drohen kleinere Lieferanten mit in den Strudel gezogen zu werden", sagte Langen. Der neu erwachende Protektionismus in vielen Ländern sowie die Unsicherheiten durch die US-Präsidentenwahl, das Brexit-Votum in Großbritannien und das Referendum in Italien tun ihr übriges. Entgegen dem weltweiten Trend gab es 2016 in Deutschland mit 22 200 Unternehmensinsolvenzen noch vier Prozent weniger Pleiten als im Vorjahr. Anders als 2015, als die Kreditversicherer für eine einzelne Insolvenz beim Bautechnikkonzern Imtech fast 60 Millionen Euro zahlen mussten, rutschten 2016 vor allem kleine und mittelständische Unternehmen in die Pleite. Die höchsten Schäden verzeichneten die Kreditversicherer aus dem Konkurs des Agrarkonzerns KTG Agrar und des Textilunternehmens Steilmann, die jeweils mit 15 Millionen Euro zu Buche schlugen.

Insgesamt zahlten die Versicherer mit geschätzten 713 Millionen Euro fünf Prozent mehr für Schäden als im Vorjahr. In den Zahlen schlagen sich bereits die Probleme im Exportgeschäft nieder, aber auch ein Plus bei der Anzahl der Kunden. In diesem Jahr stieg die Zahl der Verträge um 7,5 Prozent auf 477 000. Die Beitragseinnahmen stiegen um zwei Prozent auf 1,7 Milliarden Euro.

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