Versicherungen:Grüße von der Drohne

New York And New Jersey Continue To Deal With Aftermath Of Hurricane Sandy

Spuren der Flut in New Jersey: Im Wettlauf gegen die Zeit sollen Drohnen direkt nach Katastrophen einen Überblick über die Zerstörung liefern.

(Foto: Mario Tama/AFP)

US-Versicherer wollen nach Naturkatastrophen mit unbemannten Flugzeugen rasch die Schadenhöhe bestimmen.

Von Herbert Fromme, Köln

Die US-Luftfahrtbehörde hat drei privaten Versicherern gestattet, Drohnen für die Prüfung von Risiken und für die Erfassung von Schäden einzusetzen. American International Group (AIG), State Farm und United Services Automobile Association (USAA) können künftig unbemannte Flugzeuge einsetzen und aus der Luft hochauflösende Fotos von betroffenen Gebieten und Gebäuden machen - zum Beispiel nach Hurrikans, Erdbeben oder Schneestürmen. Allerdings dürfen die drei Gesellschaften die Drohnen nur einsetzen, wenn die Besitzer der überflogenen Grundstücke einverstanden sind. Außerdem dürfen sie nicht in der Nähe von Städten und Flughäfen eingesetzt werden.

Diese Einschränkungen reduzieren den praktischen Nutzen der Drohnenflüge zwar erheblich. Aber der Antrag der Versicherer auf Nutzung solcher Instrumente ist weit mehr als ein Marketing-Gag. Die Versicherer wollen damit schon kurz nach großen Schadenereignissen Gebiete erreichen, die den Schadeninspektoren der Versicherer noch nicht zugänglich sind. Bei Gebäuden können sie nach Stürmen Schäden an Dächern auch dann dokumentieren, wenn die Häuser wegen Einsturzgefahr nicht betreten werden dürfen.

Dahinter steckt ein ernsthaftes Problem gerade für US-Versicherer. Für sie ist die schnelle Schadenabwicklung nach Katastrophen entscheidend. Denn sobald sich die Abwicklung hinzieht und Scharen von Anwälten den Anspruchsstellern ihre Dienste anbieten, wird es für Versicherer erheblich teurer. Es gibt Gesellschaften, die nach Hurrikans Schadenregulierer mit Koffern voller Bargeld und Scheckheften in betroffene Gebiete schicken und versicherten Handwerksbetrieben, Autohändlern oder Hausbesitzern eine Sofortzahlung anbieten. Dann hat der Autohändler die Wahl, sofort 150 000 Dollar für seine 20 ruinierten Gebrauchtwagen zu erhalten - oder nach Einschaltung eines Anwalts monatelang auf eine möglicherweise höhere Summe zu warten.

Schon jetzt wird mit Hilfe von Satellitenbildern der Ernteausfall kalkuliert

Damit die schnelle Schadenbearbeitung funktioniert, braucht der Versicherer rasch so viele Daten wie möglich. Dabei helfen die Drohnen. "Wir wollen eine bessere, schnellere und sichere Risiko- und Schadenabschätzung für unsere Kunden", sagt AIG-Schadenchef Eric Martinez. Seine Gesellschaft hat die Nutzung von Drohnen ausführlich in Neuseeland getestet. Jetzt habe man die Expertise, sie in den USA und anderen Ländern einzusetzen. Gerade für Industrieversicherer wird die Technik von Bedeutung sein. Als 2011 schwere Fluten in Thailand große Elektronikfabriken lahmlegten, entkamen auch Tausende von Tieren aus den Krokodilfarmen des Landes und machten die überfluteten Regionen unsicher - mit der Folge, dass Experten sich erst spät den betroffenen Werken nähern konnten.

Die Nutzung von Luftbildern setzt sich in der Versicherungswirtschaft immer mehr durch - nicht nur geliefert von Drohnen. Die Allianz hat 2012 ein Testprogramm zusammen mit der Europäischen Raumfahrtagentur begonnen. Mit Hilfe von speziellen Radarsystemen in Satelliten beobachtet der Versicherer dabei die Entwicklung der Reisernte in asiatischen Märkten, wo er Landwirten Mikropolicen gegen Ernteausfall anbietet. Mit Hilfe der Satellitenbilder kann das Unternehmen feststellen, wie schwer ein Naturereignis eine Ernte beeinflusst hat. Auch in der Ernteausfallversicherung in den USA werden Satelliten- und Luftbilder bereits verwendet.

Die Einschränkungen der US-Luftfahrtaufsicht für die Drohnennutzung zeigen, dass auch dort die Sorge um den Schutz der Privatsphäre wächst. Der Versicherer State Farm erklärte, die Privatsphäre der Kunden gehöre zu den "wichtigsten Prioritäten". Auch USAA versprach, die Gesellschaft werde die nötigen Schritte für höchstmögliche Datensicherheit ergreifen. Allerdings unterschieden sich die von einer Drohne gesammelten Daten nur wenig von dem, was heute in Satellitenkarten verwendet werde, so USAA. Der Unterschied: Drohnen liefern die Bilder gezielt und sofort nach einer Katastrophe.

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