Versicherer:Streit um die Autodaten

Neuwagen erzeugen große Datenmengen. Zwischen Herstellern und Versicherern gibt es einen Riesenkrach um die Frage, wem sie gehören.

Von Herbert Fromme, Köln

Die Daten sind das Gold des 21. Jahrhunderts. Das gilt gerade für die, die ein modernes Auto ständig erzeugt. Darin sind sich Autohersteller und Versicherungswirtschaft einig. Heftigen Streit gibt es aber um die Frage, wer diese Daten kontrolliert. Jahrelang hat die Allianz versucht, zwischen den Lagern zu lavieren. Denn sie hat enge Beziehung zu den Herstellern.

Doch jetzt hat sich der Versicherer positioniert. Er verlangt, dass von Fahrzeugen erzeugte Daten an einen unabhängigen Treuhänder gegeben werden. "Wichtig ist dabei, dass weder die Autohersteller, die Versicherer noch andere beteiligte Interessengruppen einen exklusiven Zugang auf die Daten erhalten", sagte Allianz-Vorstand Joachim Müller der Nachrichtenagentur dpa. Er ist Chef der Schadenversicherung in Deutschland.

Jeder Neuwagen liefert riesige Mengen an elektronischen Informationen. Ab März 2018 müssen die Hersteller alle Neuwagen mit dem eCall-Notruf ausstatten. Dabei fallen viele Daten an, denn der eCall muss ständig wissen, wo sich das Auto befindet. Der Bund hat vorgeschrieben, dass in automatisierten Fahrzeugen Datenspeicher vorhanden sein müssen. Außerdem verbauen die Hersteller selbst jede Menge Datensammler, um Wartungsintervalle, Verschleiß und anderes zu messen.

Bisher planen sie, die Werte auf eigene sichere Server zu übertragen. Versicherer oder TÜV könnten dann indirekt Zugriff erhalten. Das passt gerade den Versicherern überhaupt nicht. Für sie sind die Informationen von unschätzbarem Wert, vor allem bei Telematik-Tarifen, bei denen der Fahrer nach Kilometerzahl und Fahrstil zahlt. Die Branche fürchtet, dass die Hersteller ihre Aktivitäten in der Autoversicherung ausbauen und Tarife dann besser kalkulieren könnten als die Versicherer.

Deshalb führt der Lobbyverband Insurance Europe eine intensive Kampagne: Die Daten gehörten dem Verbraucher. Er hat die Petition "#Data4Drivers", also "Daten für die Fahrer" auf den Weg gebracht. Allianz-Vorstand Müller begründet seinen Vorstoß vor allem mit der Aufklärung nach Unfällen. Dann müsse geklärt werden, ob Fahrer oder Technik verantwortlich seien.

Die Kampagne könnte allerdings zum Bumerang für die Versicherer werden. Sie selbst sammeln große Mengen Daten über ihre Kunden. Kommt der Treuhänder für Kfz-Daten, dürften Verbraucherschützer auch Treuhänder für Versicherungsdaten fordern.

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