Versicherer:Angst vor "Olli"

Autonomes Fahren

Autonomes Fahren soll die Zahl von Unfällen reduzieren.

(Foto: Daniel Naupold/dpa)

Autonomes Fahren, Daten-analyse - wenn es um neue Technologien geht, haben die Versicherer noch einigen Nachholbedarf.

Von Herbert Fromme und Friederike Krieger, Monte Carlo

"Olli" steht vor einem Luxushotel in Monte Carlo und bewegt sich keinen Meter. Fahren darf der Kleinbus nicht, der ganz ohne Lenkrad und Fahrer auskommt. Er hat keine Zulassung für den Straßenverkehr in Europa. In den USA fährt "Olli" schon. An die Côte d'Azur schaffen lassen hat ihn der Rückversicherer Munich Re. Seine Tochter Ergo versichert den Kleinbus, der demnächst auch in Europa Personen befördern soll.

Die technologische Umwälzung ist ein Riesenthema beim Welttreffen von Rückversicherern und Versicherern. Einerseits muss die Branche mit hohen Umsatzrückgängen rechnen. Andererseits haben Kunden im digitalen Zeitalter andere Ansprüche an die Versicherer.

Autonome Fahrzeuge wie "Olli" machen manchen Versicherern am meisten Sorgen. Selbst wenn sie nur langsam die Straßen erobern, dürften die Kfz-Versicherungsprämien in den USA 2035 um 20 Prozent unter dem Wert von 2015 liegen, sagt Paul Mang, Chef der Datenanalyse beim Großmakler Aon Benfield. "2050 könnte es schon ein Rückgang um 40 Prozent sein." Mang rechnet damit, dass die Zahl der Unfälle um 81 Prozent sinken wird.

John Cavanagh vom Aon-Rivalen Willis Re sieht noch eine weitere Bedrohung: Die Produzenten könnten sehr leicht selbst die Versicherung für autonome Fahrzeuge anbieten. "Die Autohersteller haben durch das autonome Fahrzeug Zugang zu einer enorm großen Menge an Daten, die Versicherer bräuchten 50 Jahre, um so viele Informationen zusammenzutragen."

Versicherungsveteran Mike McGavick, Chef des Versicherungskonzerns XL, warnt seine Branche. "Wenn wir uns nicht neu erfinden, laufen wir Gefahr, dass die Kunden unsere Policen irgendwann gar nicht mehr wollen." Vor allem bei neuen Technologien habe die Branche Nachholbedarf.

Das wollen viele Anbieter jetzt ändern. "Digitalisierung" heißt das Zauberwort, die Kundenbeziehung soll im Mittelpunkt stehen: Im Haus assistieren die Gesellschaften mit "Smart Home", bei der Gesundheit mit Belohnungen für gesundes Verhalten, und beim Autofahren mit Lösungen für autonome Fahrzeuge und mit Telematik-Tarifen, die das Fahrverhalten überwachen.

Generali-Chef Philippe Donnet wittert Veränderungswillen. "Jetzt ist das erste Mal, dass sich wirklich etwas ändert und wir die Beziehung zum Kunden verbessern können." Dann macht Donnet noch ein Geständnis: Als die Generali 2010 mit einem ersten Telematik-Tarif auf den italienischen Markt kam, konnte das Unternehmen die Daten überhaupt nicht auswerten. "Aber es funktionierte trotzdem". Die Fahrer seien durch die Blackbox im Auto diszipliniert worden, die Betrugsfälle zurückgegangen. Inzwischen könne Generali die Daten lesen.

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