Versandhändler vor dem Aus:Ladenhüter Quelle

War all die Mühe umsonst? Der Primondo-Insolvenzverwalter ist offenbar bereit, die Arcandor-Versandhandelssparte in Teilen zu verkaufen - Quelle könnte dabei auf der Strecke bleiben.

Die Stimmungslage der Quelle-Belegschaft schwankt derzeit zwischen Hoffen und Bangen. Mal heißt es, der Verkauf könne schnell über die Bühne gehen - und dann ist plötzlich doch alles ganz anders. Das jüngste Kapitel im Rettungs-Drama dürfte jedoch allen Beteiligten Angst machen. Denn Insolvenzverwalter Jörg Nerlich hat vor wenigen Tagen offenbar auch Angebote für die anderen Geschäftsbereiche der Arcandor-Versandhandelssparte Primondo zugelassen, schreibt die Financial Times Deutschland (FTD) und beruft sich auf mehrere Verhandlungsteilnehmer.

Quelle, Foto: AP

Der Insolvenzverwalter möchte die einzelnen Konzernteile von Primondo offenbar einzeln verkaufen - weil niemand Quelle übernehmen möchte?

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Konkret hieße das: Mögliche Kaufinteressenten schrecken vor der Gesamtübernahme von Primondo zurück - und der Verwalter kann die Sparte nur in Häppchen verkaufen. Quelle könnte dabei auf der Strecke bleiben. "Wir glauben nicht mehr an einen Gesamtverkauf", zitiert die FTD mehrere Verhandlungspartner. Prompt dementierte ein Sprecher Nerlichs: "Wir haben weiter vier Interessenten im Prozess für den Gesamtverkauf." Kein einziger ernsthafter Interessent sei abgesprungen. Klaus Hubert Görg, der Insolvenzverwalter der Konzernmutter Arcandor kündigte an, das Schicksal von Quelle solle sich noch in diesem Monat klären.

Großes Interesse an HSE24

Hinter der Zukunft des Universalversenders Quelle stehen schon seit dem Insolvenzantrag von Primondo und dessen Mutter Arcandor im Juni große Fragezeichen. Im September einigte sich Nerlich in mühevollen Verhandlungen mit den Banken, Quelle zumindest bis zum Jahresende weiter zu finanzieren. Quelle machte im Jahr 2007/08 zwei Drittel des Primondo-Umsatzes von 4,3 Milliarden Euro und gilt als hoch defizitär. Für andere Primondo-Töchter, wie die Spezialversender oder den Shopping-TV-Kanal HSE 24, hatten sich dagegen sofort Interessenten gemeldet.

FTD-Informationen zufolge setzte Nerlich große Hoffnung auf die US-Beteiligungsgesellschaft TPG, die einen Kauf des gesamten Primondo-Konzerns geprüft hatte. TPG hat in der Vergangenheit bereits mehrfach in Einzelhändler investiert und den Kreisen zufolge eng mit Primondo-Chef Marc Sommer zusammengearbeitet. Die Amerikaner kamen jedoch zu dem Schluss, dass sich ein Gesamtkauf nicht rechne - und schieden zwischenzeitlich sogar aus dem Prozess aus. Nun sollen sie sich nur noch für Teile interessieren.

Auch der US-Investor Golden Gate prüfte einen Gesamterwerb, kapriziert sich nun aber vor allem auf die Spezialversender. Die US-Firma Cerberus will nach FTD-Informationen ganz aussteigen.

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