Verkehr:Die Bahn bleibt oft auf der Strecke

Immer wieder verliert die Deutsche Bahn Aufträge an andere Anbieter. Die Grafik zeigt, wie viel die Bahn schon verloren hat.

Von Michael Bauchmüller und Marco Völklein, Berlin

Deutschland ist ein Land der Eisenbahnen. Bundesweit legen die Regionalzüge der Deutschen Bahn (DB) und anderer Anbieter mehr als 650 Millionen Kilometer jährlich zurück. Das sind gut 20 Prozent mehr als noch vor knapp zwei Jahrzehnten. Möglich wurde dies durch den Wettbewerb auf der Schiene: Seit der Bahnreform im Jahr 1994 sind vor allem die Länder für den regionalen Schienenverkehr zuständig. Der Bund überweist dafür "Regionalisierungsmittel" (2016: acht Milliarden Euro) an die Länder, damit diese Züge und S-Bahnen bei den Verkehrsunternehmen bestellen. Die Bahn ging bei diesem Wettkampf um Aufträge in den vergangenen Jahren häufig leer aus (Grafik).

Der Marktanteil des Konzerns im Regional- und Nahverkehr dürfte inzwischen bei nur noch gut 70 Prozent liegen. Immer häufiger ergattern Konkurrenten der DB auch große Netze, wie das britische Unternehmen National Express im Verbund mit der Abellio Rail Südwest GmbH, einer Tochter der niederländischen Stadtbahnen. Beide Firmen sollen von 2018 an Züge unter der Marke "Rhein-Ruhr-Express" durch Nordrhein-Westfalen rollen lassen. In dieser Woche kam die Bahn bei der Neuvergabe des Nahverkehrs in Baden-Württemberg nicht zum Zug. Geht es nach Verkehrsminister Winfried Herrmann (Grüne), werden Abellio Rail Südwest und die britische Go-Ahead Verkehrsgesellschaft die Nahverkehrszüge zwischen Stuttgart und Mannheim, Pforzheim, Tübingen, Ulm, Aalen, Karlsruhe, Würzburg bestücken.

Auch bei der Vergabe des Nürnberger S-Bahn-Netzes verlor die Deutsche Bahn zunächst den Auftrag an National Express. Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) muss nun nach einer Entscheidung des Oberlandesgerichts München aber erneut prüfen, ob National Express wirklich leistungsfähig genug ist, das Nürnberger S-Bahn-Netz von 2018 an zu betreiben. Diese Prüfung ist nach Angaben der BEG noch nicht abgeschlossen. Bisher liege lediglich ein Zwischenbericht der Wirtschaftsprüfer vor, heißt es bei der BEG. Wer den Zuschlag erhält, ist deshalb noch offen. Das gilt auch für das Münchner S-Bahn-Netz: Der Vertrag der DB für das in Bayern größte Netz läuft aus. Ausgeschrieben ist noch nichts. Die Konkurrenten der Bahn wollen auf jeden Fall mitbieten.

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