Verkäufe:Siemens und die ungeliebten Kinder

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Osram, Infineon oder Gigaset: Siemens hat in den vergangenen Jahren viele Unternehmen verkauft.

Von Ulrich Schäfer, München

Siemens hat sich schon von vielen Unternehmen getrennt. Manchmal relativ einfach wie bei Infineon. Manchmal mit Problemen wie nun bei Osram. Ein Überblick über die verkauften Töchter.

Epcos: Mit dem Unternehmen für elektronische Bauelemente fängt alles an: 1999 geht Epcos, 1989 von Siemens und dem japanischen Konzern Matsushita gegründet, an die Börse. 2006 trennen sich die Mutterkonzerne von ihren letzten Anteilen.

Infineon: Inmitten der Euphorie am Neuen Markt wird die Infineon-Aktie an die Börse gebracht, steigt steil nach oben und fällt steil ab. Nach dem Börsengang im Jahr 2000 hält Siemens noch 71 Prozent der Aktien, 2002 sind es 47 Prozent, 2006 stößt der Konzern seine letzten Anteile ab.

BenQ: Im Jahr 2005 verkauft Siemens seine Handysparte an den taiwanesischen Konzern BenQ - es wird eine der größten Fehlschläge. Denn nur etwas mehr als ein Jahr später ist BenQ pleite. Die Taiwanesen haben ihre Neuerwerbung aus München ausgesaugt.

Nokia Siemens Networks: 2007 gründet Siemens ein Joint-Venture mit Nokia, um im schwierigen Geschäft mit Telekomnetzen voranzukommen. Doch die Konkurrenz ist hart, und so schreibt das Unternehmen seit Jahren rote Zahlen. 2013 übernimmt Nokia das Unternehmen komplett.

Gigaset: Mit Gigaset verabschiedet sich Siemens endgültig aus der Kommunikationstechnik. Die Telefonfirma bleibt aber nach dem Verkauf 2008, anders als BenQ, ein bayerisches Unternehmen: Der Finanzinvestor Arques aus Starnberg übernimmt die Mehrheit. 2011 benennt sich Arques in Gigaset um. Später steigt dann ein chinesischer Investor ein.

Hörgeräte: 1913 kam mit dem Esga-Phonophor das erste industriell gefertigte Hörgerät von Siemens auf den Markt. Nach mehr als hundert Jahren verkauft der Konzern die sogenannte Audiologie Anfang 2015 an einen Finanzinvestor.

Solar: Im Jahr 2009 stieg das Unternehmen mit großen Plänen in das Geschäft mit der Solarenergie ein. "Bei Siemens scheint künftig die Sonne", verkündete Konzernchef Peter Löscher. Vier Jahre später der Ausstieg: Nach Verlusten von insgesamt einer Milliarde Euro kündigt das Unternehmen an, die Sparte abzuwickeln.

Osram: Der Markt für Leuchten verändert sich radikal, Glühbirnen werden verboten, LEDs sind auf dem Vormarsch. Die Unternehmen müssen viel investieren. Auch aus diesem Grund trennt Siemens sich von seiner traditionsreichen Sparte und bringt sie 2013 an die Börse. Siemens gehören heute nur noch knapp 18 Prozent von Osram.

Bosch-Siemens-Hausgeräte: Bosch und Siemens hatten das Gemeinschaftsunternehmen im Jahr 1967 gegründet, doch Anfang 2015 steigen die Münchner bei Europas größtem Hausgerätehersteller aus und überlassen diesem komplett Bosch.

Was hat Siemens sonst noch verkauft? Die Computersparte Siemens Computer Systems ging 1999 in einem Joint-Venture mit Fujitsu auf, 2009 verkaufte Siemens dann seine Anteile komplett an Fujitsu. 2007 veräußerte der Konzern seine Automotive-Sparte VDO an Continental, 2008 ging der Telefonanlagenbauer SEN an den amerikanischen Finanzinvestor The Gores Group. 2010 schlug Siemens seine IT-Sparte SIS los, Käufer war das französische Unternehmen Atos Origin.

© SZ vom 17.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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