Verhandlungen zwischen EADS und BAE:Europas Rüstungs-Deal gerät ins Stocken

Knapp 100 Milliarden Euro Umsatz würde der Konzern erwirtschaften, der aus der Fusion von EADS und BAE entstehen soll. Doch die Verhandlungen sind in der entscheidenden Phase vertagt worden. Frankreich, Großbritannien und Deutschland streiten um Anteile. Die Schuld am Scheitern scheint der Bund zu tragen.

Jens Flottau, Frankfurt

Die Verhandlungen zwischen den Regierungen Frankreichs, Englands und Deutschlands über die geplante Fusion von EADS und BAE Systems sind nach SZ-Informationen ins Stocken geraten. Ein EADS-Sprecher dementierte allerdings Meldungen, denen zufolge die beiden beteiligten Unternehmen bereits über das endgültige Scheitern der Gespräche zwischen Regierungsvertretern informiert worden seien.

Kernpunkt der Diskussionen ist die Frage der staatlichen Beteiligung. Frankreich will sich von seinem 15 Prozent-Anteil nicht trennen. Er würde nach einer Fusion auf neun Prozent abschmelzen, Frankreich würde zudem wichtige Vetorechte aus dem sogenannten Aktionärspakt verlieren. Deutschland hält bislang Verhandlungskreisen zufolge an seinen Plänen fest, ebenfalls 15 Prozent an EADS zu kaufen, so wie das vor dem Bekanntwerden der Fusionspläne vorgesehen war. Die Aktien gehören bislang dem Autokonzern Daimler, der sich wie die französische Lagardère-Gruppe (7,5 Prozent) zurückziehen will.

EADS und BAE Systems müssen nach britischen Börsenrichtlinien bis zum 10. Oktober eine Entscheidung treffen oder beantragen, die Frist zu verlängern. Sie wollen einen solchen Antrag dem Vernehmen nach nur dann stellen, wenn sich vorher eine grundsätzliche Einigung in der Eigentümerstruktur deutlich abzeichnet. Alle anderen noch offenen Fragen seien nachrangig zu klären.

Nach SZ-Informationen ist die Haltung Deutschlands das eigentliche Problem. Dass Frankreich seine Anteile im Zuge der Fusion nicht verkaufe, sei sowohl für EADS als auch für BAE Systems und die britische Regierung akzeptabel, nur ein höherer Anteil würde auf Widerstand stoßen. Es gibt aber offenbar starke Vorbehalte gegen die Pläne der Bundesregierung, neu als Anteilseigner einzusteigen.

Damit wäre Großbritannien nämlich das einzige der Heimatländer, das nicht an dem Unternehmen beteiligt wäre. EADS-Chef Tom Enders befürchtet, dass der neue Konzern bei Kunden als staatlich kontrolliertes Unternehmen wahrgenommen werde und damit vor allem bei militärischen Aufträgen einen Wettbewerbsnachteil haben könne.

BAE Systems ist bislang vollständig auf das Verteidigungsgeschäft ausgerichtet und macht rund die Hälfte seines Umsatzes in den USA. Erste Berichte über Verhandlungen zwischen den beiden Unternehmen waren vor rund drei Wochen aufgetaucht. EADS und BAE Systems waren dadurch früher als geplant gezwungen, diese öffentlich zu bestätigen.

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