Vergleichsportale:Preis ist nicht gleich Preis

Die allermeisten europäischen Tourismus-Websites täuschen die Verbraucher über die Kosten ihrer Angebote. Das hat die Europäische Kommission durch umfangreiche Überprüfung von Preisvergleichsseiten herausgefunden.

Von Thomas Kirchner, Brüssel

Die allermeisten europäischen Tourismus-Websites täuschen die Verbraucher. Das hat die Europäische Kommission durch umfangreiche Überprüfung von Preisvergleichsseiten herausgefunden. Bei 235 von 352 untersuchten Anbietern, also etwa zwei Dritteln, könne man sich auf die genannten Preise nicht verlassen, erklärte die Behörde am Freitag in Brüssel. Im Laufe der Buchung entstünden oft noch weitere Kosten oder Preise seien überhaupt keinem Angebot zuzuordnen. "Die betroffenen Unternehmen müssen sich an die europäischen Verbraucherschutzregeln halten, so wie jedes Reisebüro", sagte EU-Verbraucherschutzkommissarin Věra Jourová. Die Anbieter würden aufgefordert, ihre Praxis zu ändern, andernfalls müssten sie mit Sanktionen rechnen.

Betroffen von der Untersuchung waren überwiegend Preise für Unterkünfte oder Flug-, Bahn- und Busreisen, teilweise Kombi-Angebote. Meist können die Verbraucher auf den Seiten nicht nur vergleichen, sondern das Angebot direkt kaufen, hin und wieder werden sie weitergeleitet. Beschwerden über solche Websites gehörten inzwischen zu den häufigsten Verbraucherklagen, erklärte die Kommission.

In 32 Prozent der Fälle entsprachen die Preise auf der Vergleichsliste nicht dem Endpreis bei der Buchung. Bei 30 Prozent der Seiten wird der Endpreis einschließlich Steuern oder die Art und Weise, wie er zustande kommt, nicht klar angegeben. Jede fünfte Website präsentierte Angebote, die aber nicht gebucht werden konnten. Bei 26 Prozent wurde der Eindruck erweckt, ein Angebot sei knapp ("nur noch eines erhältlich!", "nur noch heute!"), ohne dass darauf hingewiesen wurde, dass die vermeintliche Knappheit sich nur auf die Preisvergleichswebsite bezog.

Als weiteres Problem nennt der Untersuchungsbericht, dass manche Websites nur begrenzt oder sogar überhaupt nicht Auskunft über ihren Provider geben. Kundenurteile würden zum Teil unklar oder intransparent präsentiert, indem Informationen ausgespart würden, die die Seriosität des Urteilenden infrage stellen könnten. Jede zehnte Website lieferte keine Informationen, die für einen sinnvollen Vergleich wichtig gewesen wären.

Vor vier Jahren hatte die Kommission schon die Websites von Hotel- oder Flugreiseanbietern überprüft. 382 von 552 verstießen gegen die Regeln - indem sie ihre Identität nicht korrekt nannten, Zwangsgebühren draufsattelten, den Endpreis verschleierten oder keine Beschwerdestelle aufführten. Für die Untersuchung arbeitet die Kommission mit den nationalen Verbraucherschutzbehörden zusammen.

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