Vergleichsportale:Billig, billiger, gratis

Der Wettbewerb zwischen den Vergleichsportalen im Internet wird immer skurriler. Das zeigt sich auch an der Geschichte des ersten "0,0-Prozent-Kredits". Es ist letztlich ein Lockangebot, das nur für wenige Kunden in Frage kommt.

Von Heinz-Roger Dohms, Frankfurt

Dass Geld nichts mehr kostet - man hat sich daran gewöhnt. Die Banken leihen es sich zum Nulltarif beim Sparer. Finanzminister Wolfgang Schäuble bekommt es umsonst oder gar zum "Minuszins" von Investoren. Und viele Auto- oder Möbelhäuser werben längst mit der "Null-Prozent-Finanzierung". Die Händler machen mit dem Kredit als solchem dann zwar Verluste. Sie treiben dafür aber ihren Absatz in die Höhe.

Trotzdem ist das Geld natürlich nicht überall umsonst. Das weiß jeder, der ab und an seine Bank anpumpen muss. Für den Dispokredit beispielsweise, verlangen viele Institute immer noch mehr als zehn Prozent. Und auch der Ratenkredit ist weit von der Nulllinie entfernt. Der Bundesbank zufolge betrug die durchschnittliche Verzinsung eines unbesicherten Verbraucherdarlehens zuletzt 6,21 Prozent. Wer über eine erstklassige Bonität verfügt, kommt natürlich billiger davon. Aber irgendwo ist selbst in Niedrigzinszeiten Schluss: Günstiger als zu drei bis vier Prozent kann keine Bank, die sauber kalkuliert, einen Ratenkredit vergeben. Oder etwa doch?

Das Vergleichsportal Smava hat in dieser Hinsicht in der vergangenen Woche Aufsehen erregt. Da präsentierte die Firma nämlich Deutschlands ersten "0,0-Prozent-Kredit". Wer ist Smava? Mithilfe des Unternehmens wurden in den vergangenen Jahren Ratenkredite in Höhe von etwa 500 Millionen Euro vermittelt, und das nicht nur über das eigene Portal. Denn auch Konkurrenten wie geld.de oder kredit.de verwenden den Vergleichsrechner von Smava, genauso wie beispielsweise Spiegel Online, während sueddeutsche.de mit dem Wettbewerber Biallo kooperiert.

Um nun die absurde Logik hinter dem Angebot von Smava zu verstehen, muss man wissen, dass unter den Vergleichsportalen im Internet ein immer brutalerer Konkurrenzkampf herrscht. Denn auch wenn es für die Kunden grundsätzlich von Vorteil ist, dass es solche Rechner gibt - im Vordergrund steht nicht der Verbraucherschutz. Stattdessen handelt es sich bei den Betreibern um Unternehmen, die von den Produktanbietern satte Vertriebsprovisionen kassieren.

Als Branchenführer gilt dabei die Münchner Firma Check24, ein großes digitales Vertriebsunternehmen, das inzwischen praktisch alles vergleicht: Versicherungen und Reisen, Waschmaschinen und Strom, Flüge und Hotels - aber eben auch Kredite. Zu den wichtigsten Wettbewerbern im Finanzbereich zählen neben Smava und Biallo noch Finanzcheck, Financescout und Verivox. Selbst große Banken, so heißt es in der Branche, lassen sich von den Portalen inzwischen die Bedingungen diktieren, weil sie es sich nicht mehr leisten könnten, auf den Vertriebskanal zu verzichten. Das ist ein bisschen so wie bei den Lebensmittelkonzernen, die ja auch von den Ketten Aldi, Lidl oder Edeka abhängig sind.

In den vergangenen Monaten nun, so erzählt es ein Insider, habe sich der Konkurrenzkampf immer weiter zugespitzt, "das war ein richtiges Wettrennen um den billigsten Kredit". Bis Ende Oktober beispielsweise warb Check24 mit einem "exklusiven Sonderzins" der Santander Bank von nur 1,99 Prozent. Exklusiv bedeutete: Santander verpflichtete sich, den Kredit nur über Check24 anzubieten. Nicht über die eigene Website. Und schon gar nicht über Smava oder eines der übrigen Portale.

Wie nun sollte Smava darauf reagieren? Mit einem 1,79-Prozent-Kredit? Dann hätte einer der Wettbewerber womöglich mit einem 1,59-Prozent-Kredit geantwortet. Denn das liegt ja in de Logik des Preisvergleichs: Irgendwie muss es immer noch billiger gehen. Also brauchte Smava ein Angebot, das sich schlicht nicht mehr unterbieten lässt - den "0,0-Prozent-Kredit".

Ist das noch im Sinne des Kunden? Eher nicht, sagen Verbraucherschützer. Sie weisen darauf hin, dass das Smava-Angebot auf 1000 Euro begrenzt ist. Der Bedarf eines durchschnittlichen Kreditnehmers liege aber weit darüber. Außerdem fand sich im Kleingedruckten der ein oder andere seltsame Passus - was Smava nach einer Anfrage der SZ teilweise korrigierte.

Unter dem Strich, so sagt ein Verbraucherschützer zu der Offerte des Vergleichsportals, handele es sich bei dem kostenlosen Kredit um ein Lockangebot, "das so konstruiert ist, dass es für möglichst wenige Kunden wirklich infrage kommt". Geld ist halt doch nicht umsonst. Zumindest nicht für jeden.

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