Verfahren eingestellt:Zwei gute Nachrichten für Thomas Middelhoff

Thomas Middelhoff

Thomas Middelhoff im Landgericht in Essen

(Foto: dpa)
  • Thomas Middelhoff kann sich freuen: Nach sieben Jahren wurden die Ermittlungen wegen Insolvenzverschleppung gegen ihn eingestellt.
  • Auch ein Verfahren im Zuge seiner Privatinsolvenz wird nicht weiterverfolgt.
  • Die Pleite des Handelsriesen Arcandor ist strafrechtlich noch nicht aufgearbeitet.

Von Uwe Ritzer

Er ist so etwas wie der große Buh-Mann in der deutschen Wirtschaft: Thomas Middelhoff, 63, einst als Vorstandschef des Medienriesen Bertelsmann gefeierter Held der New Econony, später gescheiterter Retter des Handelskonzerns Arcandor und schließlich rasant abgestürzter Ex-Manager in der Privatinsolvenz. An ihm scheiden sich seit Langem die Geister; kein Manager wird seit Jahren mit mehr Häme übergossen wie der Mann aus Bielefeld mit zeitweisem Wohnsitz in Saint Tropez.

Doch nun feiert Thomas Middelhoff zwei Erfolge: Die Staatsanwaltschaft Bochum stellte zwei Ermittlungsverfahren gegen ihn ein, die jahrelang reichlich Schlagzeilen produziert haben. Ein Sprecher der Strafverfolgungsbehörde bestätigte auf Anfrage Informationen von Süddeutscher Zeitung, WDR und NDR, denen zufolge sich Middelhoff in seiner Eigenschaft als Vorstandschef des 2009 untergegangenen Handelskonzerns Arcandor (ehemals Karstadt-Quelle AG) nicht der Insolvenzverschleppung schuldig gemacht habe. Das gelte auch für sechs weitere Manager, gegen die ebenfalls ermittelt wurde. Mangels hinreichendem Tatverdacht wird es keine Anklagen geben.

Um das herauszufinden, brauchte die Bochumer Strafverfolgungsbehörde satte sieben Jahre. So lange hegte sie allem Anschein nach den Verdacht, Middelhoff und Co. hätten bereits neun Monate vor dem Insolvenzantrag Anfang Juni 2009 erkennen müssen, dass Arcandor zahlungsunfähig ist.

Auch im privaten Insolvenzverfahren gegen Middelhoff wurde ermittelt

Als das Unternehmen dann tatsächlich pleite ging, war Middelhoff schon weg. Das Insolvenzverfahren beantragte sein Nachfolger im Vorstandsvorsitz Karl-Gerhard Eick. Auch gegen ihn wurde zeitweise wegen Insolvenzverschleppung ermittelt und auch dieses Verfahren ist (längst) eingestellt.

Thomas Middelhoff und seine Anwälte können aber noch einen weiteren Erfolg verbuchen. Dabei geht es um das private Insolvenzverfahrens des ehemaligen Topmanagers. Im Raum stand dabei der Verdacht, Middelhoff habe im Zuge seiner Privatinsolvenz bei der Abgabe einer Eidesstattlichen Versicherung (vulgo: Offenbarungseid) über sein Vermögen geschummelt und beispielsweise eine später gepfändete wertvolle Armbanduhr nicht angegeben. Diese Ermittlungen stellten die Ankläger bereits im Frühjahr dieses Jahres. Middelhoff sei bereits genug gestraft, hieß es damals.

Eine Anklage gegen Middelhoff ist noch offen

Das Landgericht Essen hatte ihn im November 2014 wegen Steuerhinterziehung und Untreue zu drei Jahren Haft verurteilt. Dabei ging es vor allem um Privatflüge und andere Ausgaben auf Arcandor-Kosten, die jedoch allesamt privaten Charakter hatten. Seine Reststrafe verbüßt Thomas Middelhoff seit Mai dieses Jahres als Freigänger im sozialen Dienst bei der Bodelschwinghschen Stiftung in Bielefeld.

Ein strafrechtlich relevanter Vorwurf steht allerdings weiter im Raum: Das Landgericht Essen will demnächst über die Zulassung einer seit 2015 vorliegenden Anklage entscheiden. Es geht um Bonuszahlungen an Middelhoff und andere Manager zu einer Zeit, als Arcandor schon erkennbar am Abgrund stand. Die Anklage, die sich auch gegen frühere Aufsichtsräte des Konzerns richtet, stammt ebenfalls von der Staatsanwaltschaft Bochum.

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