Verbraucherschutz:Von dieser Kostenfalle wissen die meisten Telefonkunden nichts

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  • Die Roaming-Gebühren sind Geschichte. Was viele nicht wissen: Bei Anrufen von Deutschland ins EU-Ausland können weiterhin hohe Kosten anfallen.
  • Die Spanne ist dabei hoch: Mindestens 19 Cent fallen für zehn Minuten an, maximal sind es knapp 15 Euro.
  • Verbraucherschützer fordern einen Wegfall dieser Zusatzkosten und setzen dabei auf einen Vorschlag des Europaparlaments.

Von Janis Beenen, München

Zehn Minuten mit dem Handy telefoniert, schon sind 14,90 Euro weg. So läuft es im schlimmsten Fall bei einem Anruf von Deutschland in andere EU-Länder. Viele Verbraucher sind von den Kosten überrascht. Wurden im Juni nicht die Roaming-Gebühren auf Auslandstelefonate und Nachrichten abgeschafft? Tatsächlich dürfen keine Zusatzgebühren bei Gesprächen und Mitteilungen aus einem anderen EU-Staat ins Heimatland mehr erhoben werden. Umgekehrt existiert diese Bremse allerdings nicht. Wer etwa von Deutschland nach Frankreich telefoniert, muss unter Umständen hohe Minutenpreise zahlen.

Laut einer Befragung des Marktwächter-Teams der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein weiß die Mehrzahl der Menschen nichts davon: 52 Prozent glaubten, dass die Abschaffung der Roaming-Gebühren für Telefonate in beide Richtungen gelte. Vielen sei der Unterschied, zwischen Roaming-Tarifen, die in der Regel nicht vom Standardtarif abweichen, und den Auslandstarifen nicht klar, sagt Verbraucherschützer Tom Janneck.

Die tatsächlichen Kosten hängen von mehreren Faktoren ab - zum Beispiel vom gewählten Netz und Anbieter, der Tageszeit und dem Land, in welches der Kunde anruft. Die Spanne der möglichen Kosten ist enorm. Mindestens 19 Cent fallen für zehn Minuten an, maximal sind es knapp 15 Euro. Besonders teuer sind laut Verbraucherzentrale Gespräche nach Rumänien, Bulgarien, ins Baltikum sowie nach Zypern und Malta.

Kunden können Kosten senken

Die Verbrauchzentrale fordert einen Wegfall der Zusatzkosten. "Diese Geldschneiderei der Telekommunikationsunternehmen muss unterbunden werden", fordert Klaus Müller, Vorstand des Bundesverbands der Verbraucherzentralen. Er und seine Kollegen setzen auf den Vorschlag des Europäischen Parlaments, die Extra-Gebühren per Gesetz zu verbieten.

Solange es keine entsprechende Regelung gibt, können Kunden versuchen, die Kosten zumindest ein wenig zu senken. Die Verbraucherzentrale empfiehlt den Blick auf spezielle Auslandstarife, die sich bei einigen Anbietern dazubuchen lassen. In vielen Fällen sind diese günstiger als der Normaltarif.

© SZ vom 09.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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