Verbandspräsident:"Zu eindimensional"

Festakt zum 250-jährigen Bestehen der NordLB

Gunter Dunkel ist nicht nur Vorstandschef der Nord-LB, als Präsident des Verbandes Öffentlicher Banken (VÖB) vertritt er außerdem die Gruppe der deutschen Landes- und Förderbanken.

(Foto: Peter Steffen/dpa)

Der Banken-Stresstest sei am Ende doch überbewertet, sagt der Landesbank-Verbands-Chef Gunter Dunkel.

Interview von Meike Schreiber

Als Präsident des Landesbanken-Verbandes VÖB hat Gunter Dunkel reichlich Erfahrung mit Stresstests. Im Hauptberuf ist Dunkel zudem Chef der Nord-LB, die selbst schon mehrere Tests durchlaufen musste. In diesem Jahr haben die Landesbanken passabel abgeschnitten.

SZ: Herr Dunkel, Welche Schlüsse ziehen Sie aus dem Stresstest?

Gunter Dunkel: Das Ergebnis war für mich wenig überraschend. Und: Die Tests sind am Ende vermutlich überbewertet.

Das sagen Sie, obwohl die Landesbanken einigermaßen gut abgeschnitten haben?

Ja. Das Ergebnis lässt keine Rückschlüsse zu, ob eine Bank wirklich ein gutes Geschäftsmodell hat. Das trifft zwar bei den Landesbanken zu, die haben nach dem Test 2014 wieder gezeigt, dass sie stressresistent sind. Aber ganz generell: Wenn eine Bank ein gutes Ergebnis im Stresstest hat, heißt das nicht automatisch, dass das eine gute Bank ist. Und eine, die schlecht abgeschnitten hat, kann trotzdem ein gutes Geschäftsmodell haben.

Deutsche Bank und Commerzbank haben schlechter abgeschnitten als die Landesbanken, woran liegt das?

Wir als Verband kommentieren andere Banken nicht. Aber klar ist: Die Landesbanken haben heftig und erfolgreich daran gearbeitet, ihre Kapitalbasis zu verbessern. Das zeigt sich jetzt eben an den Ergebnissen. Das ist eine gute Basis für die Zukunft.

Wenn der Test so überbewertet ist Ihrer Ansicht nach, wird er dann helfen, das Vertrauen in Europas Banken zu festigen?

2014 hat der Stresstest in der Tat ein Vertrauenstestat abgegeben. Heute nutzt er insbesondere Investoren, die in unbesicherte Bank-Anleihen, also Papiere mit etwas höherem Risiko, investiert haben. Aber für Investoren, die in Bank-Aktien investieren, ist die Aussagekraft begrenzt.

Warum ist das so?

Da wird sehr viel ausgerechnet, was nur begrenzt etwas mit wirklichen Risiken zu tun hat. Das muss man tun, wenn man alle bewerten will, aber es hat eben mit der Wirklichkeit nur wenig zu tun. Ein Beispiel: Der Stresstest unterstellt, dass das Management nach Eintritt des Stress drei Jahre lang nichts unternimmt. Das würde schon die Aufsicht selbst nicht zulassen. Das Problem ist auch, dass man sehr unterschiedliche Banken in verschiedenen Ländern versucht miteinander zu vergleichen. Sinnvoller wäre es, wenn man zum Beispiel nur die Privatkundenbanken untersuchen würde. Das ist jetzt meine Erfahrung aus drei Tests dieser Art.

Ist also alles umsonst?

Nein überhaupt nicht. Solche Tests sind durchaus sinnvoll für die Gespräche zwischen jeder Bank und der Aufsicht.

Zumindest richten die Tests keinen Schaden an, oder doch?

Nein, aber die öffentliche Wirkung ist zu eindimensional.

Sollte man die Tests einfach abschaffen?

Nein, aber man darf eben die Wirkung nicht überschätzen. Es war ja schon mal gut, dass jetzt keiner durchfallen konnte. Für die öffentlichen Banken hatte ich da auch keinen Zweifel.

War die Methodik in Ordnung?

Da wurde ja viel spekuliert, auch darüber, warum die Aufsicht die Niedrigzinsen nicht berücksichtigt hat. Dem würde ich mich nicht anschließen. Handwerklich hat man keine groben Fehler gemacht.

Auch wenn die Landesbanken halbwegs gut abgeschnitten haben: Müssen Sie trotzdem erneut Kapital aufnehmen?

Dafür habe ich keinerlei Indizien. Die öffentlichen Banken stehen stark am Markt.

Gab es für Sie Überraschungen?

Die, die es getroffen hat, standen schon vorher in der Diskussion. Daher: nein.

Fürchten Sie schon den nächsten Test?

Nein, es wird ja künftig jährliche Tests geben, dann rechnet die Aufsicht das selber aus, ohne Mitwirkung der Banken. Das ist sicherlich ganz sinnvoll so.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: