Veränderungen bei der Bahn:Warum die Deutsche Bahn viel besser ist als ihr Ruf

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Ein ICE auf der neu eröffneten Strecke zwischen Halle und Leipzig. (Foto: Pool/Getty Images)

Absurd: Die Bahn wird mit Öko-Umlage und Stromsteuer belastet. Sie muss bei Verspätungen zahlen, Fernbusse nicht. Dabei braucht das Pendlerland Deutschland die Bahn dringend.

Kommentar von Thomas Öchsner

Wer gerne und oft mit der Bahn durch Deutschland reist, kennt das Phänomen: Der Zug trifft ein paar Minuten zu spät ein, oder es bahnt sich nach mehreren Stunden Fahrt nur eine kleine Verspätung an, und sofort schimpfen einige Fahrgäste los. Diese Verspätungs-Rumpelstilzchen, die auf der Schiene eher selten unterwegs sind, pflegen mit großer Leidenschaft ein altes Vorurteil. Dies besagt, dass die Deutsche Bahn (DB) immer unzuverlässiger, das Personal immer unfreundlicher und der Service immer schlechter wird. Das ist, mit Verlaub, Quatsch.

Das Reisen mit der vermeintlich guten alten Eisenbahn war nicht komfortabler. Seit sich der Staatskonzern von einer verschnarchten Transport-Behörde in ein modern geführtes Logistik-Unternehmen von Weltrang umgewandelt hat, ist vieles besser geworden - trotz immer noch viel zu vielen unpünktlichen Zügen, zu häufig verstopften Toiletten oder dem "Linsen-Eintopf süß-sauer", der im Speisewagen mal wieder ausgegangen ist.

Die Bundesregierung muss dem Unternehmen mehr beistehen

Die Zugbegleiter, jedenfalls die allermeisten, wissen längst, dass der Kunde bei der Bahn König sein soll. Für Tickets muss man nicht mehr unbedingt anstehen, die gibt es mit ein paar Klicks online. Von Stadt A nach Stadt B können Zugreisende 2015 oft schneller und häufiger als noch vor 20 Jahren fahren. Und sie können einsteigen, wann sie wollen. Kein anderes Verkehrsmittel ist so flexibel.

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Mitreisende können eine Bahnfahrt bereichern - oder sie unerträglich machen. Eine Typologie vom "Schwitzfinken" bis zum "Motzbold".

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Dass der Bahn trotzdem zuletzt Fahrgäste in Scharen davonliefen, liegt am Preis. Auf der Schiene zu reisen, ist zu teuer. Dies war schon immer so. Nur haben jetzt die Menschen mit den Fernbussen, Mitfahrzentralen und Billigfliegern günstigere Alternativen.

Zugleich wird das Auto wegen des derzeit billigen Benzins wieder mehr genutzt. Das hat, allerdings viel zu spät, mittlerweile auch der Konzernvorstand begriffen, der genau deshalb die Fahrpreise im Fernverkehr zum Fahrplanwechsel an diesem Sonntag weitgehend stabil hält. Soll die Bahn jedoch nicht noch weiter unter die Räder geraten, muss sich bei ihr noch viel tun.

Das Pendlerland Deutschland braucht eine gut funktionierende Bahn

Die 19-Euro-Tickets, die im Sommer ein Verkaufshit waren, sind eine gute Einstiegshilfe. Über den Preis wird die Bahn mit der neuen Konkurrenz aber nur schwer mithalten können, weil ihre Kosten einfach höher sind. Vollere Züge bekommt sie nur, wenn das Unternehmen in allen Bereichen mehr Qualität bieten kann. Für die Kunden muss klar sein: Hier zahle ich zumeist mehr und dafür bekomme ich auch mehr.

Genau darauf setzt nun der Konzernvorstand mit seinem Zukunftsprogramm. Spartickets sind leichter zu ergattern. Die Züge sollen endlich pünktlicher und mit weniger Mängeln fahren. Die Kunden werden besser informiert. Der Fernverkehr wird ausgebaut. Das ist ein prima Programm. Nur muss es diesmal auch wirklich klappen, weil das Pendlerland Deutschland schon der Umwelt zuliebe eine Bahn braucht, die möglichst fehlerfrei funktioniert.

Deshalb muss die Bundesregierung dem Staatskonzern auch mehr beistehen. Nötig ist ein Öko-Rabatt für den Eisenbahnverkehr, der ein Teil der Daseinsvorsorge ist. Es ist absurd, dass das umweltfreundlichste Transportunternehmen als größter Stromkunde der Republik von Ökoumlage, Stromsteuer und anderen Abgaben belastet ist wie kein Zweiter. Für Fernzüge sind Trassengebühren fällig. Fernbusse müssen keine Maut zahlen. Warum soll die Bahn Kunden Geld zurückgeben, wenn sich Züge stark verspäten, Fernbus-Unternehmen bei Staus aber nicht? Nur wenn die Rahmenbedingungen gleich sind, kann es auch einen fairen Wettbewerb geben.

© SZ vom 12.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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