Vaamo-Gründer:"Jeder Kunde wird gleich behandelt"

Vaamo-Gründer: Oliver Vins, Gründer und Vorstand von Vaamo, hat zuvor bei McKinsey & Company gearbeitet. Eine Ausbildung zum Bankkaufmann absolvierte er bei der Deutschen Bank. Zudem hat er an der Goethe Uni studiert und promoviert.

Oliver Vins, Gründer und Vorstand von Vaamo, hat zuvor bei McKinsey & Company gearbeitet. Eine Ausbildung zum Bankkaufmann absolvierte er bei der Deutschen Bank. Zudem hat er an der Goethe Uni studiert und promoviert.

(Foto: Privat)

Was Robo-Advisor sind und wie sie funktionieren. Ein Gespräch mit Vaamo-Vorstand Oliver Vins über digitale Geldverwalter.

Interview von Katharina Wetzel

SZ: Was ist ein Robo-Advisor?

Oliver Vins: Robo-Advisor ist eine etwas irreführende Bezeichnung. Robo steht zwar für Technologie, hinter Robo-Advisor verbergen sich aber keine Roboter, und um advise, also Beratung, geht es auch nicht. Die führenden Robo-Advisor bieten eine automatisierte Vermögensverwaltung an. Derzeit ist das noch eine kleine Nische mit verschwindend kleinen Summen im Vergleich zum gesamten Geldvermögen, etwa zwanzig Anbieter arbeiten unter dem Label auf dem deutschen Markt. Schätzungen zufolge verwalten sie zwischen 500 Millionen und einer Milliarde Euro in Deutschland. Das ist für sich genommen aber schon eine respektable Zahl.

Wer investiert mit solchen Anbietern?

Das sind vor allem jüngere Leute zwischen 25 und 50, die sehr digitalaffin sind. Manche sind aber auch über 60. Diese Personen wollen alles am liebsten selbst online erledigen.

Welche Vorteile bietet ein Robo-Advisor?

Bei Banken kriegen sie fast überall nur hausinterne Produkte. Die Qualität ist bei Robo-Advisor höher, da sie unabhängig den Markt anschauen. Jeder Kunde wird gleich behandelt. Zudem sind Robo-Advisor wesentlich kostengünstiger. Mit ETF können Anleger ihr Geld günstig und breit gestreut über verschiedene Anlageklassen weltweit anlegen.

Einen ETF können Anleger auch bei einer anderen Plattform günstig erwerben.

Das ist aber nur ein Onlinevermittlungsgeschäft, bei dem der Kunde das Portfolio selbst auswählt und zusammenstellt. Bei einer Vermögensverwaltung, wie es Robo-Advisor bieten, wird dem Kunden die Arbeit abgenommen. Es gibt ja mehr als 1500 ETF in Deutschland. Unsere Kunden wollen nicht die Zeit investieren oder haben nicht die Kenntnisse, um den besten ETF auszuwählen. Bei uns bekommen sie eine Risikoempfehlung und einen Anlagevorschlag. Zudem wird ihr Depot laufend überwacht und angepasst bei Marktveränderungen. Das ist ein umfassender Service.

Wie finden Sie denn heraus, was der Kunde braucht?

Wir treten in den digitalen Dialog mit den Kunden. Dieser muss etwa 15 Fragen beantworten. Dabei versuchen wir etwa herauszufinden, was seine Ziele der Geldanlage sind, wie lange er das Geld anlegen möchte und welche Rendite er erzielen möchte, und dann erhält er einen Anlagevorschlag.

Was ist, wenn der Kunde sehr risikoscheu ist? Verkauft der Robo-Advisor Vaamo dann dennoch einen ETF?

Nein, wir ermitteln auch die persönliche Risikotragfähigkeit, etwa durch die Frage nach dem monatlichen Einkommen, und wie sehr man Verluste verkraften kann.

Online kann ein Nutzer da doch einfach falsche Angaben machen.

Der Kunde ist angehalten, ehrliche Angaben zu machen. Das System prüft am Ende aber auch die Antworten auf Plausibilität, ehe ein Produkt verkauft wird.

Wie oft hat das System einen Kunden schon abgelehnt?

Zehn bis 20 Prozent der Anfragen werden abgelehnt, weil Kunden zu risikoscheu sind oder eine zu geringe Risikotragfähigkeit besitzen. Das System fragt etwa auch, ob eine gewisse Mindestreserve von drei Monatsgehältern als Rücklage vorhanden ist. Wir weisen auch daraufhin, dass es im Regelfall auch sinnvoller ist, erst einmal Kredite zurückzuzahlen ehe man in Aktien investiert.

Was ist an Tagen wie dem Brexit-Entscheid, an dem die Märkte verrückt spielen. Wollen die Kunden da nicht einen Berater sprechen?

Da haben wir unseren Kunden eine Hintergrundinformation per E-Mail geschickt. Das hilft extrem, um zu beruhigen.

Wie viele Kundengelder verwalten Sie?

Wir haben eine vierstellige Kundenzahl. Im Schnitt hat ein Kunde etwa 10 000 Euro angelegt. Eine Mindestanlagesumme gibt es jedoch bei uns nicht.

Was kostet denn Ihr Service?

Vaamo verlangt eine jährliche Servicegebühr von 0,79 Prozent der Anlagesumme. Darin sind alle Kosten für Transaktionen und die Depotverwaltung enthalten. Dazu kommen die Kosten für das Produkt, im Schnitt 0,3 Prozent.

Lässt sich mit einem Robo-Advisor auch Geld verdienen?

In Deutschland sind noch keine Robo-Advisor profitabel. Der Aufwand ist am Anfang groß, um Kunden zu gewinnen. Das wird sich erst nach mehreren Jahren rechnen, da die Margen viel geringer sind als bei Banken. Mittlerweile gibt es in den USA Anbieter, die im laufenden Geschäft profitabel sein dürften. Diese investieren aber sehr hohe Summen, etwa 500 Dollar pro Kunde, in Werbemaßnahmen, um Neukunden zu gewinnen. De facto sind alle noch auf Finanzierungen angewiesen.

Was raten Sie Anlegern?

Robo-Advisor haben sehr viele Vorteile. Es kommen aber immer mehr auf den Markt. Hier kann es auch schwarze Schafe geben. Anleger sollten genau hinsehen und prüfen: Handelt es sich um ein reguliertes Institut? Werden keine Provisionen genommen? Werden die ETF tatsächlich unabhängig ausgesucht? Wie sieht die Anlagestrategie aus? Kurze Performance-Unterschiede sind ein schlechtes Vergleichskriterium. So kann es auch sein, dass einer gezockt hat und per Zufall in einem kurzen Zeitraum gut abgeschnitten hat. Hohe Renditen gehen immer mit hohen Risiken einher.

Was hat Sie gereizt, Vaamo zu gründen?

Es macht Spaß, so etwas auf die Beine zu stellen und mitgestalten zu können. Künftig wird es immer wichtiger, privat für das Alter vorzusorgen. Bei aktiven Fonds verdient die Bank mehr als der Kunde. Ich wollte eine einfache und ehrliche Lösung schaffen.

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