USA:Erst die Kohle, dann die Politik

Ein Top-Manager als Minister? Hierzulande kommt das sehr selten vor. In den USA hingegen ist der Wechsel aus der Wirtschaft in die Politik gängiger, wie die aktuellen Spekulationen um Google-Manager Eric Schmidt zeigen. Ein Überblick - in dem sich erstaunlich viele Bush-Vertraute finden.

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Google CEO Schmidt gestures during speech at DLD conference in Munich

Quelle: REUTERS

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Wird dieser Mann der neue Handelsminister von US-Präsident Barack Obama? Eric Schmidt, 66, gilt als möglicher Kandidat, wenn der bisherige Amtsinhaber Gary Locke demnächst auf den Botschafterposten in Peking wechselt. Dabei verfügt Schmidt über keine Politik-Erfahrung - dafür umso mehr in der Wirtschaft. Nach seinen Stationen beim Computer- und Softwarehersteller Sun Microsystems und beim Hochtechnologie-Konzern Novell wurde er vor allem mit seiner Arbeit bei Google bekannt. Von 2001 bis April 2011 führte er den Internetriesen, ehe die Firmengründer Larry Page und Sergej Brin wieder stärker ins operative Geschäft drängten und Schmidt den Vorsitz des Verwaltungsrates übernahm. Laut Forbes besitzt Schmidt mehr als sechs Milliarden Dollar. Doch dieser Wechsel von der Wirtschaft in die Politik wäre nicht so ungewöhnlich. Während dieser Schritt in Deutschland eher selten vorkommt, wie zum Beispiel im Fall des früheren Wirtschaftsministers Werner Müller, gibt es in den USA etliche Fälle. Vor allem ...  

YOSANO DALEY

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... in der Geschichte des Handelsministeriums ist das oft zu beobachten. Gary Lockes Vorgänger Carlos Gutierrez war zuvor Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzender beim Getreideflocken-Hersteller Kellogg's, dessen Vorgänger Donald Evans Besitzer des großen Energieunternehmens Tom Brown Inc., Clintons Handelsminister William Daley (links im Bild, mit dem japanischen Minister Kaoru Yosano), der heute als Obamas Stabschef arbeitet, Chief Operating Officer (COO) einer Chicagoer Bank. Doch der Wechsel von der Wirtschaft in die Politik ist nicht auf die Vertreter des Handelsressorts beschränkt. Ein besonders prominentes Beispiel ist ...

George W. Bush, Dick Cheney

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... Dick Cheney (links im Bild), von 1989 bis 1993 Verteidigungsminister unter George Bush senior und von 2001 bis 2009 Stellvertreter von George W. Bush. Denn in der Zeit zwischen diesen beiden politischen Ämtern arbeitete Cheney als Vorstandsvorsitzender für den Konzern Halliburton, zu dessen Kerngeschäften die Energieförderung und der Handel mit Erdöl zählen. Weil das Unternehmen auch als Dienstleister fürs US-Militär tätig war und sich der Wert der Regierungsaufträge verdoppelte, war die Kritik an Cheney immens. Im damaligen Kabinett von George W. Bush gab es aber viele solcher Fälle, unter anderem hatte auch ...

Condoleezza Rice

Quelle: AP

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... Außenministerin Condoleezza Rice eine Wirtschaftskarriere hinter sich, ehe sie ins State Department einzog. Sie war unter anderem Aufsichtsratsmitglied beim Technologiehersteller Hewlett-Packard und bei Chevron - einem jener Ölkonzerne, die unter dem Namen "Seven Sisters" früher den Ölmarkt dominierten. Bushs erster Finanzminister ...

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Quelle: AP

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... Paul O'Neill hatte zuvor beim Aluminiumhersteller Alcoa, dem heute der Deutsche Klaus Kleinfeld vorsitzt, als Unternehmenslenker seine Millionen gescheffelt. Bushs zweiter Finanzminister John W. Snow hatte bei CSX Corporations als alleiniger Geschäftsführer gewirkt. Und Bushs dritter Finanzminister Henry Paulson (im Bild) kam direkt vom Vorstandsposten bei Goldman Sachs in die Politik.

Bush verlangt Maßnahmen zur Senkung der Benzinpreise

Quelle: dpa/dpaweb

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Doch es war kein Wunder, dass sich in diesem Kabinett so viele Wirtschaft-Politik-Wechsler befanden - immerhin hatte ihr aller Chef George W. Bush selbst auch eine Unternehmenskarriere, bevor er als Gouverneur von Texas und US-Präsident in die politischen Fußstapfen seines Daddys trat. Seine Branche war die Erdölförderindustrie, zunächst mit einem eigenen Unternehmen, später bei der Harken Energy Corp. Allerdings ist dieses Phänomen nicht ausschließlich in den Kabinetten Bush zu beobachten, sondern auch vorher schon.  

CLINTON ARRIVES BACK AT WHITE HOUSE FROM THE UN

Quelle: REUTERS

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Bill Clintons Finanzminister Robert Rubin (rechts im Bild, gemeinsam mit Clinton und dem Nationalen Sicherheitsberater Sandy Berger) arbeitete fast 30 Jahre lang an der Wall Street für Goldman Sachs. Nur rund ein Sechstel so lange dauerte seine Tätigkeit in der Politik, prägend war die Zeit gleichwohl. Seine Haushaltpolitik ging als "Rubinomics" in die US-Geschichte ein.

Und dass die meisten dieser Politiker nach ihrem Amtsende wieder in Spitzenpositionen in der Wirtschaft zurückkehrten, versteht sich ja fast von selbst. Aber das ist in Deutschland ja auch so.

© sueddeutsche.de/hgn
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