US-Wahlkampf:Falsche Konten für Trump

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Eine geheimnisumwitterte israelische Firma hat den Argwohn von US-Sonderermittler Robert Mueller erregt. Sie soll den US-Wahlkampf beeinflusst haben.

Von Alexandra Föderl-Schmid, Tel Aviv

Eine israelische Firma ist ins Visier von Robert Mueller geraten. Der FBI-Sonderermittler untersucht, ob 2016 im Wahlkampf des damaligen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump unlautere Methoden zum Einsatz kamen und ob es zwischen Russland und Trumps Team Absprachen gegeben hat. Mueller interessiert sich vor allem für die Firma Psy-Group des australisch-israelischen Geschäftsmannes Joel Zamel, der während des Wahlkampfes Donald Trumps Sohn getroffen haben soll. Der Sonderermittler schickte Mitarbeiter nach Israel, um Zeugen zu befragen, außerdem wurden mithilfe der israelischen Polizei Computer des Unternehmens beschlagnahmt.

Die Firma, die sich angeblich auf "Manipulationen sozialer Medien" spezialisiert hat, soll laut einem Bericht der New York Times mit Tausenden gefälschten Social-Media-Konten eine Kampagne geführt und Trump so unterstützt haben. Das Wall Street Journal berichtet über eine nach der Wahl Trumps erstellte Präsentation von Psy-Group. In dieser wird offenbar skizziert, wie mit Bots - einem Computerprogramm, das automatisch sich wiederholende Aufgaben abarbeitet - und mit Fake News Wähler auf die Seite Trumps gezogen wurden. Darin heißt es, dass "gefälschte Nachrichtenseiten/Avatare/Inhalte" zu Beginn des Wahljahres kreiert worden seien mit dem Ziel, bis zur Jahresmitte "Unsicherheit" zu verbreiten. Kurz vor dem Wahltermin sollen "Fake Bots dazu benutzt" worden sein, um "auf reale Situationen zu reagieren und das Zielpublikum weiter zu polarisieren". Von einer einzigen Person in Mazedonien sollen 140 Pro-Trump-Webseiten betrieben worden sein. Sie sollten "aggressiv Pro-Trump-Inhalt, der sich an Konservative und Trump-Unterstützer richtet, veröffentlichen". Außerdem sollen für diese Onlineportale amerikanisch klingende Bezeichnungen wie Worldpoliticus.com gewählt worden sein.

Das Unternehmen wirbt damit, Fake-Accounts für Kampagnen wirksam einzusetzen

Nach dem für Trump erfolgreichen Ausgang der Wahlen 2016 soll sich die Firma um weitere Aufträge in den USA bemüht haben, auch um politische Klienten vor den anstehenden Wahlen im Herbst 2018. In Marketingunterlagen, die vom Wall Street Journal eingesehen wurden, wirbt Psy-Group damit, dass man die Kapazität habe, Fake-Accounts in sozialen Medien für politische Kampagnen wirksam einzusetzen. Psy-Group übertreffe sich selbst mit dem Einsatz von Online-Avataren, also künstlichen Personen, die als natürlich, objektiv und nicht einseitig erschienen. Diese Avatare seien extrem effektiv, wenn es darum gehe, eine politische Botschaft an ein Zielpublikum zu bringen. Damit könne man ein Echo auf eine Kampagne erzeugen oder Kriegsführung betreiben, zitiert das Blatt aus den Unterlagen.

Die Firma selbst bestreitet die Manipulation sozialer Medien. Das Unternehmen verwende nur öffentlich verfügbare Informationen und nutze sie rechtmäßig, hieß es in einer Erklärung.

In Israel ist die Firma bei Insidern bekannt, aber sehr viel mehr über deren Tätigkeit wissen nicht einmal Kollegen, die in einem ähnlichen Bereich tätig sind. Psy-Group, das auf seiner Homepage angibt, die "Realität zu gestalten", nennt dort schlicht nur eine Adresse in Zypern als Firmensitz, weist aber auf keine sonstigen Leistungen oder ein Profil hin. Tatsächlich sind aber Mitarbeiter in Israel tätig, ihre Zahl wird auf bis zu 50 geschätzt. Darunter sind viele, die im Geheimdienstbereich gearbeitet haben - was in Israel etwa während des Militärdienstes häufig der Fall ist.

Der gebürtige Australier Joel Zamel, der als Erwachsener nach Israel ausgewandert ist, hat einen Bachelor als Bergbauingenieur von der Universität New South Wales und einen Master in "Government, Diplomacy and Strategy" vom interdisziplinären Zentrum im israelischen Herzliya. Er gilt als Terrorismusexperte.

In einer Broschüre preist Psy-Group selbst an, dass man Erfahrungen im Dark-net habe, wo Daten häufig verschlüsselt übertragen und gespeichert werden. Auch "Honigfallen" werden erwähnt, das ist ein aus dem Agentenbereich bekannter Begriff, wo mithilfe von Beziehungen Informationen entlockt werden.

Zamel gehört auch zu den Gründern von Wikistrat, einem 2010 in Israel gegründeten Unternehmen, das jetzt seinen Sitz in Washington hat. Die Firma firmiert als Beratungsunternehmen und wirbt damit, dass Hunderte Strategieberater zur Verfügung stehen, die globale Trends erahnen und Konflikte oder gar Kriege vermeiden können. Zu den Kunden gehören US-Ministerien und zahlreiche Geheimdienste. Als Berater fungieren hochrangige Politikexperten wie Dennis Ross oder Elliott Abrams.

© SZ vom 01.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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