US-Versicherer AIG:Verzockt, gerettet, Geld verdient

Die gefährlichste Firma der Welt ist wieder da: Mit riskanten Krediten spekulierte sich die Versicherung AIG in den Ruin. Für die Rettung zahlte der amerikanische Steuerzahler enorme Summen. Nun meldet sich der Versicherer mit großen Gewinnen zurück. Möglich macht das ein Steuertrick.

Benjamin Romberg

Die American International Group (AIG) ist ein Konzern der Rekorde. Der einst größte Versicherer der Welt stand mit im Zentrum der Spekulation mit riskanten Subprime-Krediten, die US-Regierung musste ihn mit Milliarden vom Staat retten. Jetzt meldet sich das Unternehmen mit großen Gewinnen zurück.

Als die US-Immobilienblase platzte, musste das Unternehmen für Kreditausfallversicherungen in Milliardenhöhe geradestehen. AIG hatte sich verzockt. Für das Schlussquartal 2008 veröffentlichte der Konzern einen Verlust von mehr als 60 Milliarden Dollar - mehr hat ein Unternehmen nie innerhalb eines Quartals verloren. Der Spiegel kürte AIG zur "gefährlichsten Firma der Welt".

Anders sieht es nach dem letzten Quartal 2011 aus. AIG machte 20 Milliarden Dollar Gewinn und profitiert dabei ausgerechnet von den Krisenjahren zuvor. Das US-Steuergesetz macht es möglich: In den verlustreichen Jahren hat AIG im Grunde einen Kredit beim Fiskus angesammelt. Nun, da der Konzern wieder Gewinne einfährt, kann er die Steuergutschrift nutzen. Von den etwa 20 Milliarden Dollar Gewinn im Schlussquartal entfällt nur ein kleiner Teil auf das operative Geschäft. Fast 18 Milliarden Dollar brachte der Steuervorteil ein.

Nun stellt sich die Frage, was mit der Beteiligung des amerikanischen Staates geschieht. Als die Milliarden-Kredite der US-Notenbank Fed nicht mehr reichten, um die Versicherung vor dem Ruin zu bewahren, musste schließlich die US-Regierung einspringen. Seit Herbst 2008 hat AIG mehr als 180 Milliarden Dollar aus der Staatskasse erhalten, auch das ein Rekord. Noch immer halten die amerikanischen Steuerzahler fast 80 Prozent der Anteile am Unternehmen. Wann der endgültige Ausstieg kommt, ist noch offen.

AIG-Chef Robert Benmosche, der den Konzern im August 2009 übernommen hatte, sagt: "Im Jahr 2011 haben wir angefangen, wieder aufzublühen." Seit einiger Zeit versucht er, die Schulden beim Staat abzubauen, dafür werden weltweit Geschäftsbereiche verkauft. Entgegen den Plänen der Regierung, die das Unternehmen vollständig zerlegen möchte, will Benmosche das Kerngeschäft aber erhalten. Die Versicherungstöchter Chartis und Sun-America lieferten zuletzt wieder gute Zahlen, obwohl die Überschwemmungen in Thailand für hohe Kosten sorgten. Benmosche gibt sich daher zuversichtlich, dass AIG in Zukunft wieder beträchtliche Gewinne erzielen wird.

Die Aktie des Versicherers legte nach Bekanntwerden der Zahlen im nachbörslichen Handel gleich um sechs Prozent zu. Das ist auch für die amerikanischen Steuerzahler interessant: Die Regierung hatte stets betont, die AIG-Anteile verkaufen zu wollen, wenn die Preise dafür wieder steigen. Im Mai 2011 hatte der Staat zuletzt einen Teil seiner Aktien für knapp 29 Dollar je Papier veräußert. Nun stiegen die Kurse auf mehr als 30 Dollar.

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