US-Spielzeugriese:Mattel kämpft um seinen Ruf

Der Hersteller von Barbie und Matchbox verschärft nach einem Rückrufdesaster die Kontrollen bei seinen chinesischen Herstellern. Die Konkurrenz liegt schon auf der Lauer

Katharina Guderian

Nach zwei großen Rückrufaktionen innerhalb von nur zwei Wochen muss der Spielzeughersteller Mattel jetzt um das Vertrauen der Konsumenten und Investoren kämpfen.

US-Spielzeugriese: Barbie-Puppen im Schaufenster eines Spielzeug-Geschäfts in Peking.

Barbie-Puppen im Schaufenster eines Spielzeug-Geschäfts in Peking.

(Foto: Foto: AFP)

Bisher hatte der weltweit größte Produzent einen relativ guten Ruf in Sachen Sicherheit. Doch nach und nach hat sich in dem Unternehmen ein Qualitätsproblem aufgebaut. Innerhalb der vergangenen fünf Jahre gab es mindestens 15 Rückrufe von Mattel-Produkten.

Der im kalifornischen El Segundo beheimatete Konzern, der 25000 Mitarbeiter beschäftigt, verstärkt jetzt seine Sicherheitsmaßnahmen und erhöht die Frequenz der Kontrollen in den chinesischen Fabriken.

Gerrick Johnson, Analyst bei BMO Capital Markets in New York, erwartet, dass Mattel noch weitere Produkte zurückrufen muss. "Aber es ist immer noch besser, wenn das Unternehmen selbst ein Qualitätsproblem bemerkt und es veröffentlicht, als wenn dies erst bekannt wird, nachdem ein Kunde Schaden genommen hat.''

Die Käufer könnten allerdings durch die wiederholten Rückrufaktionen zunehmend verunsichert werden. Bisher gehörten Mattels Produkte mit Klassikern wie Barbie, Matchbox, Fisher Price und einer großen Palette von Disney-Figuren zu den weltweit bekanntesten Spielzeugen.

"Die erneute Rückrufaktion könnte jetzt den Ausschlag geben, dass sich die Wahrnehmung der Kunden bezüglich Mattel und den Spielzeugen ändert'', sagt Doug Hart, Partner beim Handelsanalysten BDO Seidman's Retail and Consumer Products Practice.

Insgesamt kommen 80 Prozent der Spielzeuge amerikanischer Unternehmen aus China. Mattel verlässt sich bei 65 Prozent seiner Produktion auf Fabriken in der Volksrepublik.

Bisher sind keine Pläne bekannt geworden, wonach das Unternehmen nun Fertigung aus China zurückverlagern will. Sollten Konsumenten künftig Spielzeug aus China meiden, hätte dies schwerwiegende Auswirkungen auf Mattels Absatz.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie hoch der finanzielle Schaden für Mattel bislang ist.

Mattel kämpft um seinen Ruf

Bisher ist der finanzielle Schaden für das Unternehmen überschaubar. Die erste Rückrufaktion dieses Monats belastete Mattel mit 30 Millionen Dollar, die jüngste schon mit etwas mehr. Alleine 50 Millionen Dollar kostet es, die Puppe "Polly Pocket'' aus dem Handel zu nehmen.

Im Vergleich sind diese Zahlen jedoch immer noch gering: Im vergangenen Jahr erzielte Mattel 5,6 Milliarden Dollar Umsatz. Doch der Imageschaden dürfte seine Spuren hinterlassen. Analyst Johnson schätzt, dass die Umsätze noch in diesem Jahr um 25 Millionen Dollar und 2008 um 40 Millionen Dollar schrumpfen werden.

"Dieser Rückruf wird das Konsumentenverhalten negativ beeinflussen.'' Auch andere Analysten sind vorsichtig. "Wir haben besonders Bedenken, welchen Einfluss die Nachrichten auf das Weihnachtsgeschäft haben werden'', sagt Erik Kolb von Standard & Poor's.

Diese vorsichtige Haltung macht sich bereits an der Börse bemerkbar. Nach der jüngsten Rückrufaktion am Dienstag fielen die Aktien um 2,4 Prozent. Seit Anfang dieses Monats hat der Kurs etwa 6,4 Prozent verloren.

Schon zieht die Konkurrenz aus Mattels Schwäche Nutzen. Andere Spielzeughersteller setzen jetzt besonders auf eine "Made in USA''-Strategie und auf natürliche Materialien.

Kidbeam, ein Unternehmen aus Asheville in North Carolina, stellt seine Puppen zum Beispiel nur aus organischer Baumwolle her. Und Green Toys aus San Francisco formt seine Garten-Spielzeuge und Kinder-Küchengeräte mit Bioplastik aus Getreide.

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