US-Manager über Investition in Frankreich:"Für wie dumm halten Sie uns eigentlich?"

A demonstrator faces French CRS riot police during a demonstration against job cuts in front of tyre maker Goodyear Dunlop France headquarters in Rueil Malmaison

Demonstration vor der Goodyear-Zentrale bei Paris: US-Manager nennt französische Gewerkschaften "verrückt"

(Foto: Reuters)

Investiert doch in Frankreich, schlug der Industrieminister einem US-Reifenhersteller vor. Doch der amerikanische Manager lehnt höhnisch ab - und beschwert sich über die seiner Meinung nach mangelhafte Arbeitsmoral der Franzosen: Die würden nur drei Stunden am Tag arbeiten.

Maurice Taylor hätte es auch etwas höflicher ausdrucken können. Der Chef des amerikanischen Reifenherstellers Titan wählte aber sehr direkte Worte, um Frankreichs Industrieminister Arnaud Montebourg zu antworten. Montebourg hatte angeregt, dass Taylor die Fabrik des Konkurrenten Goodyear im nordfranzösischen Amiens übernehmen könnte. Das kommt für Titan nicht in Frage. "Für wie dumm halten Sie uns eigentlich?", erwiderte Konzernchef Taylor.

Der Goodyear-Standort steht vor der Schließung. Montebourg hatte gehofft, die Arbeitsplätze retten zu können. In einem Brief, den die französische Wirtschaftszeitung Les Echos veröffentlicht hat, bezeichnete Taylor die französischen Gewerkschaften als "verrückt". Goodyear habe jahrelang versucht, einen Teil der Jobs in Amiens zu bewahren, aber Arbeitnehmervertreter und Regierung in Frankreich hätten nichts unternommen.

In dem Brief lässt sich Taylor dann noch über die französische Arbeitsmoral aus: Die Angestellten würden hohe Löhne bekommen, aber wenig arbeiten, beschwert sich der Manager. "Sie machen eine Stunde Mittag, quatschen drei Stunden und arbeiten nur drei." Taylor habe das den Gewerkschaften gesagt - die hätten daraufhin entgegnet, das sei nun mal die französische Art.

Die Regierung unter Präsident François Hollande, die im vergangenen Mai ihr Amt antrat, hat mit Entlassungen und Werkschließungen zu kämpfen. Dabei legte sich Minister Montebourg immer wieder mit großen Unternehmen an. Dem Stahlkonzern Arcelor-Mittal richtete er aus, dass er in Frankreich nicht länger willkommen sei. Auch den kriselnden Autobauer Peugeot Citroën kritisierte der Minister wegen des geplanten Jobabbaus.

Titan ist einer der größten Reifenhersteller in Nordamerika. 2011 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von etwa 1,5 Milliarden Dollar (PDF). Im letzten Absatz des Briefes kündigt der Titan-Chef an, eine Firma in Indien oder China zu kaufen, dort weniger als einen Euro Stundenlohn zu zahlen und diese Reifen dann nach Frankreich zu exportieren. Und dann schreibt Taylor noch: "Sie können Ihre sogenannten Arbeiter behalten."

Minister Montebourg veröffentlichte am Mittwochabend ein Antwortschreiben an Taylor (PDF). "Ihre ebenso extremistischen wie beleidigenden Äußerungen zeugen von einer vollkommenen Unkenntnis Frankreichs und seiner verlässlichen Vorteile", notiert der Minister darin Die Attraktivität des Landes sei weltweit anerkannt.

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