US-Kaffeehauskette:Starbucks-Chef Schultz tritt zurück

Howard Schultz

Sorgt sich um sein Land: Starbucks-Chef Howard Schultz.

(Foto: Elaine Thompson/AP)
  • Der 64-jährige Howard Schultz soll sich nach seinem Ausscheiden für eine politische Karriere in Stellung bringen.
  • Er wird bereits als möglicher Präsidentschaftskandidat der Demokraten für die Wahlen 2020 gehandelt.
  • In der Vergangenheit hatte er mehrfach politische Entscheidungen von US-Präsident Trump kritisiert, darunter seine Steuerreform.

In der vergangenen Woche hatte Starbucks noch die vielleicht größte Kampagne zur Schadensbegrenzung in der Firmengeschichte abgewickelt. US-weit schlossen mehr als 8000 Filialen für einen Nachmittag: Die Angestellten waren zum verpflichtenden racial bias training geladen, sollten also lernen, nicht-weiße Kunden genauso zuvorkommend zu behandeln wie weiße Kunde. Eine Selbstverständlichkeit, eigentlich - doch vorausgegangen war ein Zwischenfall in einer Filiale in Philadelphia, bei dem Angestellte die Polizei gerufen hatten, weil zwei schwarze Café-Besucher Platz genommen hatten, ohne zunächst etwas zu bestellen.

Starbucks entschuldigte sich öffentlich, kündigte die erwähnte Sensibilierungsmaßnahme für die Mitarbeiter an und zahlte den beiden Männern eine nicht genannte Summe als Wiedergutmachung (von der Stadt bekamen sie zusätzlich jeweils eine Million Dollar). Kaum ist die PR-Initiative über die Bühne gebracht, sorgt nun der Starbucks-Chef selbst für Schlagzeilen: Howard Schultz kündigte am Montag seinen Rückzug aus dem Unternehmen zum 26. Juni an. Mit dem jüngsten Rassismus-Skandal hat dieser Schritt aber nichts zu tun - der 64-Jährige soll sich vielmehr für eine zweite Karriere in der Politik in Stellung bringen.

Mit seinem Schritt gibt der als liberal geltende Unternehmer Spekulationen neue Nahrung, er könnte gar eine Kandidatur als US-Präsident anstreben. In den vergangenen Jahren hatte Schultz mehrfach bestritten, politische Ambitionen zu haben. Nun sagte er der New York Times, er wolle ehrlich sein, ohne die Gerüchteküche weiter anzuheizen. Er habe in der Tat vor, über eine Reihe von Optionen für seine Zukunft nachzudenken, "und dazu könnte auch ein öffentliches Amt gehören". Er sei aber noch weit entfernt davon, eine Entscheidung zu treffen.

Schultz ist offener Trump-Kritiker

Schultz sagte der Zeitung weiter, er sei "seit einiger Zeit sehr besorgt über unser Land - die wachsende Spaltung zuhause und unser Ansehen in der Welt". Der New York Times zufolge ist der 64-Jährige in guter Gesellschaft: Disney-Chef Robert Iger erwog nach eigener Aussage zwischenzeitlich eine Präsidentschaftskandidatur (rückte dann aber wieder von seinem Plan ab), außerdem werden dem Chef der Großbank JPMorgan Chase, Jamie Dimon, und dem Besitzer des Basketball-Teams Dallas Mavericks, Mark Cuban, präsidiale Ambitionen nachgesagt.

Spekuliert wird, dass Schultz - ein offener Trump-Kritiker - bei der US-Wahl 2020 als Kandidat der Demokraten ins Rennen gehen könnte. In der Vergangenheit hatte er sich mehrfach gegen politische Entscheidungen des republikanischen Präsidenten positioniert. So kündigte er im Januar 2017 an, in den kommenden fünf Jahren 10 000 Flüchtlinge einstellen zu wollen. Nur Tage zuvor hatte Trump per präsidialem Dekret Personen aus mehreren muslimisch geprägten Ländern bis auf Weiteres die Einreise in die USA untersagt. Der sogenannte Travel Ban war kurz nach der Verkündung von Gerichten aufgehoben worden.

Auch Trumps Steuerreform hatte der Firmengründer im Vorfeld kritisiert und als "Narrengold" bezeichnet, obwohl auch Starbucks von den Steuererleichterungen für Unternehmen profitiert. "Trump will die Unternehmenssteuer von 35 auf 20 Prozent senken - warum?", sagte er im November vergangenen Jahres. "Wird dieser Gewinn an diejenigen weitergegeben, die das Geld am nötigsten haben? Hilft es kleinen Unternehmen? Oder dem halben Land, das keine 400 Dollar auf dem Konto hat in einer Krise? Nein."

Schultz war 1982 bei Starbucks eingestiegen und baute den kleinen Coffeeshop in Seattle zu einem Weltkonzern auf. Im vergangenen Wahlkampf hatte er Hillary Clinton mit seiner Stimme und einer finanziellen Spende unterstützt. Ob sie diesen Gefallen bei der kommenden Wahl zurückgeben kann, bleibt abzuwarten.

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