US-Geldpolitik:Janet Yellen: Höherer Zins in Sicht

"Die Argumente für eine Erhöhung der Raten sind stärker geworden" - die US-Notenbank Fed sendet ein deutliches Signal.

Von Kathrin Werner, New York

Wo andere Urlaub machen, ging es am Freitag um die große Frage der aktuellen Geldpolitik: die Erhöhung der Leitzinsen. "Angesichts der guten Lage am Arbeitsmarkt und unserem Ausblick auf die volkswirtschaftliche Bewegung und die Inflation, glaube ich, dass die Argumente für eine Erhöhung der Raten in den vergangenen Monaten stärker geworden sind", sagte Janet Yellen, die Chefin der US-Notenbank Fed, bei dem alljährlichen Treffen der Notenbanker in Jackson Hole, einem Ferienörtchen in Wyoming am Fuße der Rocky Mountains.

Anleger und Marktbeobachter hatten Yellens Rede mit Spannung erwartet, 2015 war sie der recht legeren Zusammenkunft ferngeblieben. Im Dezember hatte die Fed den Leitzins zum ersten Mal seit 2008 erhöht, gerade mal von nahe null auf eine Spanne zwischen 0,25 und 0,5 Prozent. Seitdem gibt es Debatten über die weiteren Pläne der Notenbank: Wann wird sie die Zinsen zum nächsten Mal erhöhen?

Yellen griff der nächsten Sitzung des Offenmarktausschusses, dem geldpolitischen Führungsgremium der US-Notenbank, zwar nicht vor, aber sie gab sich zumindest verhalten optimistisch: Die Wahrscheinlichkeit für eine Zinsanhebung habe sich erhöht. Wann die Fed den Schritt genau ins Auge fasst, blieb offen. Eine rasche Zinserhöhung bei der nächsten Sitzung im September ist deshalb unwahrscheinlicher, die meisten Ökonomen rechnen damit erst frühestens nach der Präsidentschaftswahl im November.

Die Fed steckt im Dilemma: Zwar halten es die Notenbanker für dringend nötig, die Leitzinsen weiter zu erhöhen. Schließlich brauchen sie die Möglichkeit einer Zinssenkung, um die Wirtschaft anzukurbeln, wenn es zu einer neuen größeren Krise kommt. Aber die Fed hielt die US-Wirtschaft über das laufende Jahr immer noch nicht für stabil genug, um weiterzumachen mit der Zinserhöhung. Grund dafür war bislang unter anderem die Arbeitslosigkeit. Sie ist zwar offiziell mit weniger als fünf Prozent niedrig, das liegt aber vor allem daran, dass sich viele Leute gar nicht mehr als arbeitssuchend melden, weil sie aufgegeben haben.

Doch Yellen sieht Grund zur Hoffnung, schließlich hat die US- Wirtschaft zuletzt im Schnitt 140 000 neue Jobs pro Monat geschaffen. Die Zahl der Menschen, die wieder am Arbeitsmarkt teilnehmen, steigt. Die Werte für Arbeitslosigkeit und Preisstabilität nähern sich den Richtwerten der Fed, sagte Yellen. Die Inflation werde in den kommenden Jahren auf zwei Prozent steigen.

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