US-Computerhersteller:Dell bietet sich den Heuschrecken zum Fraß an

File of a man wiping logo of Dell IT firm at CeBIT exhibition centre in Hannover

Wird der US-Computerhersteller Dell von privaten Investoren übernommen?

(Foto: REUTERS)

Der einst weltgrößte PC-Hersteller erwägt offenbar einen radikalen Schritt, um sich aus der Krise zu befreien: Firmengründer Michael Dell soll sich in Übernahme-Verhandlungen mit Investoren befinden. Die entscheidende Frage ist, ob sich diese den Milliardendeal überhaupt leisten können.

Das US-Unternehmen Dell, einst weltgrößter PC-Hersteller, zählt zu den großen Verlierern der Umwälzungen in der Branche. Statt klassischer PCs wollen die Kunden lieber Smartphones und Tablet-Computer - ein Bereich, in dem Dell bislang kaum etwas zu bieten hat. Es steht schlecht um den Konzern. Auf der Suche nach einer Lösung zieht Firmengründer Michael Dell nun wohl eine radikale Lösung in Betracht: Medienberichten zufolge befindet sich das Unternehmen in Gesprächen mit Finanzinvestoren über eine mögliche Übernahme.

Die Beratungen würden mit Milliardär und Firmengründer Dell persönlich geführt, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Das Wall Street Journal meldete, dass sich die Investoren TPG und Silver Lake für eine Offerte zusammentun könnten. Die US-Großbank JPMorgan sei ebenfalls an den Verhandlungen beteiligt.

Die Gespräche dauerten nun schon zwei bis drei Monate. Eine Einigung sei in etwa sechs Wochen möglich. Dell wollte keine Stellung nehmen, nannte die Berichte jedoch Spekulation und Gerüchte. Private-Equity-Firmen haben keinen guten Ruf, sie werden häufig als Heuschrecken bezeichnet. Nicht selten übernehmen sie Konzerne, zerschlagen diese - und ziehen mit satten Gewinnen weiter.

Schuldenberg und schrumpfende Gewinne

Investoren seien schon seit Jahren an Dell interessiert, schreibt das Wall Street Journal. Dass der Konzern eine Übernahme nun doch in Erwägung zieht, hängt vermutlich mit der dramatischen wirtschaftlichen Lage zusammen.

Dells Nettogewinn brach im dritten Quartal um fast die Hälfte auf 475 Millionen Dollar ein. Der Umsatz sackte um elf Prozent auf 13,7 Milliarden Dollar ab - es hat sich ein Schuldenberg von etwa 4,5 Milliarden Dollar angehäuft. Laut den Marktforschern von Gartner verlor die Firma zuletzt weitere zwei Prozentpunkte Marktanteil und kommt damit nur noch auf 10,2 Prozent. Konkurrenten wie Hewlett Packard legen hingegen zu.

1984 hatte Michael Dell die Firme gegründet und war mit einem damals in der Branche ungewöhnlichen Direktvertriebs-Modell schnell erfolgreich. 1988 brachte er den Konzern an die Börse. Nun will er Dell offenbar wieder von der Börse nehmen. Das hätte den Vorteil, dass er sein Unternehmen radikal umbauen könnte, ohne den Anlegern ständig gute Zahlen präsentieren zu müssen, erklären Analysten.

Haben die Investoren genug Geld?

Ein Hindernis könnte aber noch sein, dass die Investmentfirmen die notwendige Finanzierung nicht stemmen können. Analyst Angelo Zino von S&P Capital IQ hält einen Deal für unwahrscheinlich, wenn man "die schiere Größe von Dell betrachtet und wo die Aktie derzeit gehandelt wird". Der Käufer würde enorme finanzielle Ressourcen benötigen. Die Marktkapitalisierung von Dell lag zuletzt bei etwa 19 Milliarden Dollar.

An der Börse wurde aber bereits die Aussicht auf ein Übernahmeangebot gefeiert: Dell-Aktien schossen zwischenzeitlich um etwa 13 Prozent auf 12,29 Dollar hoch. Michael Dell hält rund 15,7 Prozent der Anteile. Das große Aktienpaket würde einen Übernahmedeal erleichtern.

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