US-Autogiganten in Not:GM kappt mehr als 30.000 Jobs zusätzlich

Katastrophe in den USA: GM, Ford und Chrysler benötigen deutlich mehr Milliarden als bisher angenommen. Allein bei der Opel-Mutter sollen mehrere zehntausend Jobs wegfallen.

Die Lage ist weitaus dramatischer als bislang bekannt: General Motors (GM), Ford und Chrysler haben zusammen staatliche Hilfen von 34 Milliarden Dollar (27 Milliarden Euro) beantragt. Das ist deutlich mehr als die im November im Kongress geforderten 25 Milliarden Dollar.

General Motors, AFP

Nicht nur für General Motors wird es eng - die US-Autogiganten stehen am Abgrund

(Foto: Foto: AP)

GM und Chrysler erklärten am Dienstag, ihnen drohe ohne Finanzspritzen bis Jahresende das Aus.

Alleine die Opel-Mutter GM beantragte Finanzhilfen von bis zu 18 Milliarden Dollar. Die ersten vier Milliarden Dollar benötige der Konzern bis Ende des Monats, sonst drohe das Aus, sagte der Chef des operativen Geschäfts, Fritz Henderson. "Es gibt keinen Plan B." Der ehemals zu Daimler gehörende Chrysler-Konzern braucht zum Überleben bis Jahresende einen Überbrückungskredit von sieben Milliarden Dollar. Der Konkurrent Ford braucht bis zu neun Milliarden.

Die drei angezählten Hersteller wollen durch Sparmaßnahmen den Verkauf von Marken oder Fusionen überleben.

Besonders hart trifft es die GM-Mitarbeiter: Der Opel-Mutterkonzern General Motors will bis zum Jahr 2012 zusätzlich 31.500 Arbeitsplätze in den USA streichen.

Dramatischer Einbruch bei den Verkäufen

Für November gaben Ford, Chrysler und General Motors dramatische Einbrüche bei den Autoverkäufen bekannt. GM erklärte, der Absatz sei in den vergangenen zwei Monaten - bereinigt um die Bevölkerungszahl - so stark eingebrochen wie seit einem halben Jahrhundert nicht mehr. Bei GM ging der USA-Absatz im November um 41 Prozent zurück, Ford verkaufte 31 Prozent weniger Fahrzeuge als ein Jahr zuvor. Bei Chrysler brachen die Verkaufszahlen um rund 30 Prozent ein.

Die GM-Mitteilung löste sofort neue Spekulationen über eine drohende Pleite aus. Das Wall Street Journal berichtete, die ranghohen Funktionäre der Autoarbeiter-Gewerkschaft UAW befürchteten eine Insolvenz von General Motors noch vor Weihnachten, falls die Milliarden vom Staat nicht kämen.

Das Unternehmen selbst betonte am Dienstag, es wolle eine Insolvenz unbedingt verhindern und setzte alles daran, die Hilfen aus Washington zu bekommen. In Deutschland bereitet sich Opel allerdings schon seit Mitte November auf eine Insolvenz der Konzernmutter vor und bat für diesen Fall um staatliche Bürgschaften von mehr als einer Milliarde Euro. Die Bundesregierung will bis Weihnachten darüber entscheiden.

GM beantragte die Kredite bei Vorlage eines Sanierungsprogramms im US-Kongress. Die Abgeordneten hatten überzeugende Zukunftspläne zur Voraussetzung für die dringend benötigten Kredite gemacht.

Umweltfreundliche Modelle, Kostensenkungen, symbolisches Chefgehalt

Dabei ging es bislang um insgesamt 25 Milliarden Dollar. Doch schon der nun genannte maximale Bedarf von GM und Ford sprengt diesen Rahmen. GM will bis Ende kommenden Jahres Kredite von zwölf Milliarden Dollar, um die Liquidität aufrechtzuerhalten. Sollte die Krise am US-Automarkt weiter andauern, würden noch einmal sechs Milliarden Dollar fällig, hieß es. Mit Rückzahlungen der Kredite will GM erst im Jahr 2011 beginnen.

Lesen Sie weiter, für welches Gehalt der GM-Chef arbeiten will.

GM kappt mehr als 30.000 Jobs zusätzlich

Dafür verspricht die Opel-Mutter, verstärkt in umweltfreundliche Modelle wie den Elektrowagen Chevy Volt zu investieren sowie die Kostensenkungen zu beschleunigen. Konzernchef Richard Wagoner will für ein symbolisches Gehalt von einem Dollar arbeiten. GM befürchtet, dass im kommenden Jahr im US-Markt nur noch 10,5 Millionen Autos verkauft werden können. Das wäre ein dramatischer Rückgang von den zuletzt üblichen mehr als 15 Millionen. GM glaubt, schon bei einem Marktvolumen von 12,5 bis 13 Millionen Fahrzeuge profitabel sein zu können.

Ford legte seinerseits dem US-Kongress ein Konzept vor, nachdem das Unternehmen durch ein Staatsdarlehen über neun Milliarden Dollar bis 2011 wieder profitabel werden soll. Über die nächsten sieben Jahre sollen 14 Milliarden Dollar investiert werden, um den Benzinverbrauch der Ford-Flotte zu senken. Außerdem wolle das Unternehmen seine fünf Firmenjets verkaufen.

Weitere Anhörungen am Donnerstag und Freitag

Bereits zuvor war bekanntgeworden, dass Ford einen Verkauf der verlustbringenden schwedischen Tochter Volvo erwägt. Ford erlitt im November in den USA im Vergleich zum Vorjahresmonat einen Absatzeinbruch auf gut 123.000 Fahrzeuge. Bei GM betrug das Minus knapp 155.000 Fahrzeuge. Auch den erfolgsverwöhnten japanischen Autobauer Toyota traf es in Amerika hart: Der Absatz fiel um 34 Prozent auf gut 130.300 Autos.

Es wurde erwartet, dass alle drei Chefs der US-Autokonzerne zu weiteren Anhörungen an diesem Donnerstag und Freitag nach Washington kommen werden.

Bei einem ersten Auftritt vor zwei Wochen waren ihre Forderungen nach dem Milliardenkredit im Kongress auf deutliche Skepsis gestoßen. Vor allem die Anreise der drei Konzernchefs in Firmenjets war auf scharfe Kritik gestoßen. Diesmal machten sich Mulally, Wagoner und Nardelli in Hybrid-Autos auf den Weg.

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