Unternehmer Reinhold Würth:Schraubenkönig fürchtet WM

Würth-Gruppe

Hat gut reden: Reinhold Würth, Unternehmer und Gründer des Schraubenkonzerns Würth.

(Foto: dpa)

Fußballschauen koste Produktivität: Konzern-Patriarch Reinhold Würth vermutet negative Auswirkungen der WM auf die Wirtschaft. Dass er sich für den Sport selbst nicht die Spur interessiert, beweist er mit einer kuriosen Aussage.

Von Max Hägler, Stuttgart

Er wird nicht müde, seine Leute anzutreiben: Reinhold Würth, der muntere Schraubenkönig aus Künzelsau, sorgt sich um eine nachlassende Wirtschaft in WM-Zeiten, klagt er im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur: Wenn die Menschen Fußball schauten, koste das Produktivität - erst recht, wenn sie danach morgens später mit dem Arbeiten anfingen. "Das gilt vor allem für Außendienstler, die kontrolliert ja niemand", fürchtet der Unternehmer, der immer wieder öffentlichkeitswirksam seine Leute herumscheucht.

Würth hat gut reden - er interessiert sich offensichtlich nicht die Spur für Fußball. Auf die Frage, wer sein Lieblingsspieler dieser WM sei, antwortete er tatsächlich: "Den Jürgen Klopp kenne ich, weil er sich die Haare hat transplantieren lassen." Auch seine Frau finde den gut, "weil er so explodieren kann".

Kontraproduktives Desinteresse am Fußball

Nun hat Klopp als Dortmund-Coach natürlich mit der WM gar nichts zu schaffen und kurzfristig mag die Würth'sche Fußballignoranz auch von Vorteil sein: Während die Konkurrenz dank 64 Spielen à 90 Minuten den Verkauf vernachlässigt, kann ein agiler Schraubenvertriebler sicher ganze Containerladungen an Dübeln und Metallwaren absetzen - nicht zuletzt, weil seine Kunden sicher völlig übermüdet alles abnicken.

Langfristig gedacht dürfte dieses Desinteresse am Ballsport allerdings kontraproduktiv sein, gerade für einen Konzern, der so von einem Patriarchen im fortgeschrittenen Alter abhängig ist wie Würth von seinem gleichnamigen, inzwischen auch schon 79 Jahre alten Gründer.

Die Universität Kopenhagen hat gerade eine Studie vorgelegt, die ihm zu denken geben sollte. Aus mehreren Dutzend untrainierten Herren zwischen 63 und 75 Jahren wurden einige ausgewählt und jeweils eine Stunde pro Woche zum Kicken geschickt. Nach einem Jahr wurden die Teilnehmer untersucht.

In der Fußballgruppe hatte sich dem Bericht im Scandinavian Journal of Medicine & Science in Sports zufolge die Lungenfunktion im Vergleich zu den Couch-Potatoes um 15 Prozent verbessert, das ist für Verkäufer vielleicht noch irrelevant. Aber die Laufleistung: plus 43 Prozent! Und im Sit-to-Stand-Test konnten die Kicker ihre Leistung um 29 Prozent steigern. Ein relevanter Wert: Wer am Boden ist, weil ein Schraubenverkauf scheitert, sollte sich schnell berappeln.

Zudem, so Studienleiter Peter Krustrup, würden die kickenden Senioren nun Alltagsaktivitäten wie Treppensteigen und Einkaufen besser meistern. Angehörige und Freunde würden von der Fußballbegeisterung der Alten profitieren. Man kann wohl sagen: Gegebenenfalls auch die Mitarbeiter.

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