Erfolgreiche Migranten:Das Wirtschaftswünder

In der Integrationsdebatte ist oft vom türkischen Gemüsehandler die Rede, doch die Realität ist vielfältiger: Erfolgreiche Unternehmer mit Migrationshintergrund beleben die deutsche Wirtschaft. In Bildern.

B. Brinkmann und S. Peteranderl

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Tuerkisch-bayerische Beziehungen werden ausgebaut

Quelle: ddp

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In der Integrationsdebatte ist oft vom türkischen Gemüsehandler die Rede, doch die Realität ist vielfältiger: Erfolgreiche Unternehmer mit Migrationshintergrund beleben die deutsche Wirtschaft.

Der Supermarkt an der Ecke oder die Döner-Bude: Viele Migranten machen sich als Einzelhändler oder in der Gastronomie selbstständig. Aber auch in anderen Branchen haben sich Unternehmer, die mit unterschiedlichen Kulturen aufgewachsen sind, durchgesetzt.

Essan Dariani

Quelle: privat

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Ehssan Dariani kam mit sechs Jahren aus dem Iran nach Deutschland. Er studierte in der Schweiz und hatte nach einem Praktikum in den USA die Idee, auch in Deutschland eine Online-Community zu gründen: StudiVZ.

Die VZ-Gruppe erreicht heute mit StudiVZ, MeinVZ und SchülerVZ zusammen rund 17 Millionen Nutzer und gilt als größtes deutsches soziales Netzwerk. Dariani verkaufte seine Anteile 2006 an Holtzbrinck und wurde zum Multimillionär. Heute besitzt er Beteiligungen an verschiedenen Onlineportalen und ist jüngster Aufsichtsrat des Shoppingclubs brands4friends.de.

Kemal Sahin

Quelle: AP

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Der türkische Vorzeige-Entrepreneur: Als Chef der Şahinler-Gruppe führt Kemal Şahin das größte türkische Unternehmen in Deutschland und ist Präsident der Türkisch-Deutschen Industrie- und Handelskammer. Mit einem Stipendium kam der Sohn eines anatolischen Landwirts in den siebziger Jahren zum Studium ins Ruhrgebiet, seine erste Firma gründete er aus Not: Ohne Arbeit hätte er nicht in Deutschland bleiben können.

Inzwischen hat Şahin mit der Şahinler-Gruppe ein Imperium aufgebaut, das zu den weltweit größten Texilkonzernen gehört. Mit seiner Autobiografie mit dem Titel "Der Falke in der Fremde" will er anderen jungen Menschen mit Migrationshintergrund Mut machen - die er auch durch seine Stiftung unterstützt.

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Die Journalistin und Unternehmerin Esin Rager hat türkisch-deutsche Eltern und wurde 1968 in Washington, D.C., geboren - sie hat auch in Ankara, Moskau, Wien und Hamburg gelebt. Als Gründerin und Geschäftsführerin des Hamburger Unternehmens Samova verkauft Esin Rager moderne Teekultur.

Mit preisgekröntem Verpackungsdesign, Tanztees und experimentellen Teesorten, mit denen man auch Cocktails mixen kann, erwirtschaftet die Firma derzeit etwa 1,5 Millionen Euro im Jahr. Was die 42-Jährige mit Deutschland verbindet? "Die Möglichkeit, von hier aus an der Gestaltung einer weltoffenen Gesellschaft und sauberen Umwelt ein kleines Stück mitarbeiten zu können. Leider aber auch manchmal: Überheblichkeit."

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Die Drei mit der Spieleschmiede: 1999 gründeten die türkischen Brüder Cevat, Avni und Faruk Yerli ihr Unternehmen Crytek - und wurden mit ihrem ersten Ego-Shooter-Spiel Far cry fünf Jahre später international bekannt. Auch für ihr Spiel Crysis heimsten sie Preise ein, unter anderem für das Design der komplexen Spielwelten.

Inzwischen haben die Brüder expandiert und sind von Coburg nach Frankfurt umgezogen. Crytek zählt mit 600 Mitarbeitern und Tochterstudios in Kiew, Budapest, Sofia, Nottingham und Seoul zu den führenden Spieleentwicklern der Welt.

Ibrahim Samak

Quelle: Privat

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Die Dächer des Berliner Hauptbahnhofs, des Kanzleramtes und des Reichstags sind mit seinen Solaranlagen bestückt: Der ägyptische Diplom-Ingenieur und Unternehmer Ibrahim Samak zählt zu den Pionieren im Bereich der erneuerbaren Energien. Samak wurde 1939 in Luxor geboren, 1987 gründete der Einwanderer in Stuttgart sein Unternehmen Engcotec.

Samak hat zudem den gemeinnützigen Verein African Hope aufgebaut, der unter anderem Ausbildungszentren in verschiedenen afrikanischen Staaten finanziert. Auch sein berufliches Wissen wendet er in der Entwicklungszusammenarbeit an und hat beispielsweise in der ägyptischen Provinz Versorgungssysteme für Strom, Trinkwasser und Bewässerung aufgebaut. 2007 erhielt Samak das Bundesverdienstkreuz für sein Engagement bei der Integration von Migranten und seine ehrenamtliche Tätigkeiten in Deutschland und im Ausland.

Amir Kassaei

Quelle: DDB

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Der Iraner Amir Kassaei musste mit 13 Jahren im ersten Golfkrieg kämpfen und schlug sich mit 15 nach Europa. Mittlerweile zählt er dem Kreativranking The Big Won zufolge zu den drei besten Kreativdirektoren der Welt.

Als einer der Geschäftsführer der Werbeagentur DDB Germany betreut er Kunden wie Volkswagen, McDonald's oder Reebok. "Integration ist meiner Meinung nach Bringschuld und nicht Holschuld", sagte Kassaei im SZ-Interview.

Freuenfußball - Steffi Jones

Quelle: dpa

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Der weibliche Beckenbauer: Die ehemalige Fußball-Nationalspielerin Steffi Jones wird die Frauenfußball-WM 2011 in Deutschland als Präsidentin des WM-Organisationskomitees begleiten. Die Tochter einer Deutschen und eines amerikanischen Soldaten wuchs in schwierigen sozialen Verhältnissen in Frankfurt auf und arbeitete sich zur Spitzensportlerin empor.

Als Weltmeisterin, mehrfache Europameisterin und mehrfache Deutsche Meisterin ist Jones eine der bekanntesten Fußballerinnen der Welt und eine der Ausnahmen im Frauenfußballgeschäft: Sie kann mit dem Sport ihren Lebensunterhalt verdienen.

Die ausgebildete Groß- und Außenhandelskauffrau setzt sich auch für verschiedene interkulturelle Projekte ein. "Wir im Fußball leben Integration: Es geht ja nicht nur um die 90 Minuten Spiel, sondern auch um Werte, Freundschaft und die Vermittlung von Selbstwertgefühl", sagt Jones.

Mode-Kette Wehmeyer ist gerettet

Quelle: dpa

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Der indische Unternehmer Rajive Ranjan besitzt die Firma Techno Lifestyle mit Sitz bei Mönchengladbach. Seine Mitarbeiter handeln mit Stoffen und lassen sie zu Kleidung verarbeiten, etwa für Kaufhof oder Wal-Mart.

Im Jahr 2008 kaufte Ranjan die insolvente Mode-Kette Wehmeyer aus Aachen, die zu KarstadtQuelle gehörte. Ranjan will das Unternehmen sanieren, beispielsweise indem er den Anteil von Eigenmarken erhöht.

© sueddeutsche.de/mel
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