Unternehmen:Tiefstand bei Firmenpleiten

Dieses Jahr gingen in Deutschland so wenige Firmen pleite wie seit dem Jahr 1999 nicht mehr. Es ist die gute Konjunktur des Landes, die seit 2009 für den anhaltenden Rückgang der Unternehmensinsolvenzen sorgt.

Von Christian Endt

Dieses Jahr gingen in Deutschland so wenige Firmen pleite wie seit dem Jahr 1999 nicht mehr. Bis Ende des Jahres werden voraussichtlich 21 700 Unternehmen eine Insolvenz angemeldet haben. 2009 waren es noch 32 930 Fälle; seither ist die Zahl jedes Jahr gesunken, zuletzt um 6,4 Prozent. Diese Zahlen legte die Wirtschaftsauskunftei Creditreform vor. Für die Monate November und Dezember beruht der Bericht auf Schätzungen.

Hauptgrund für den anhaltenden Rückgang der Pleiten dürfte die gute wirtschaftliche Lage in Deutschland sein. Dazu kommen die niedrigen Zinsen, die es Unternehmern erleichtern ihre Kredite zu bedienen. Eine Rolle spielt auch, dass die Zahl der neugegründeten Unternehmen seit Jahren zurückgeht und 2015 den tiefsten Stand seit mehr als zwei Jahrzehnten erreichte. Junge Unternehmen sind besonders gefährdet, in die Insolvenz zu geraten. Mehr als die Hälfte der Betriebe, die 2016 Zahlungsunfähigkeit anmelden mussten, sind weniger als zehn Jahre alt.

Rückläufig ist zwar die Anzahl der Pleiten, nicht aber die Summe des dabei verloren gegangenen Geldes. 2016 sind Gläubigern durch Zahlungsunfähigkeit insgesamt 27,5 Milliarden Euro entgangen. Davon verloren private Gläubiger 19,6 Milliarden und die öffentliche Hand 6,5 Milliarden Euro. Gegenüber dem Jahr 2015 ist die Schadenssumme um vierzig Prozent angestiegen. Das klingt dramatisch; allerdings ist der Vorjahresvergleich wenig aussagekräftig, da diese Schadenssumme von Jahr zu Jahr stark schwankt und 2015 besonders niedrig lag. Eine geeignetere Vergleichsgröße ist der fünfjährige Mittelwert von 2011 bis 2015, der bei 26,5 Milliarden Euro liegt.

Firmen, die gar nicht erst gegründet werden, gehen auch nicht insolvent

Es sind wenige Großpleiten, die die Zahl in manchen Jahren nach oben schnellen lassen. Gemessen am finanziellen Verlust war die bisher größte Insolvenz des laufenden Jahres die der Maple Bank mit 2,6 Milliarden Euro. Ebenfalls teuer waren die Pleiten der Schiffscontainer-Firma Magellan, des Holzproduzenten German Pellets und des Landwirtschaftskonzerns KTG Agrar.

Die Beobachter von Creditreform schätzen, dass durch Insolvenzen 2016 etwa 221 000 Arbeitsplätze verloren gingen oder gefährdet sind. Dazu kommen indirekte Jobverluste bei Zulieferern, Subunternehmen und anderen Geschäftspartnern der insolventen Betriebe. Allerdings arbeiten bei mehr als achtzig Prozent der Pleitefirmen höchstens fünf Mitarbeiter.

Ebenfalls weiterhin rückläufig ist die Zahl der Privatinsolvenzen; sie liegt 2016 bei 78 200. Das sind 2,5 Prozent weniger als im Vorjahr.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: