Unternehmen:Innogy-Chef Peter Terium muss gehen

Peter Terium

In der vergangenen Woche musste Peter Terium, Chef von Innogy, die Gewinnprognose für das Jahr 2017 kassieren. Nun muss er gehen.

(Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Der Manager wollte bei der RWE-Tochter die Energiewende managen. Sein Abgang überrascht.

Von Michael Bauchmüller, Berlin, und Benedikt Müller, Düsseldorf

Die Mitteilung kommt am Dienstagabend, und sie könnte widersprüchlicher nicht sein. "Im Namen aller Aufsichtsratsmitglieder möchte ich Peter Terium für sein erfolgreiches Wirken danken", lässt sich der Aufsichtsratschef von Innogy, Werner Brandt, zitieren. "Unter seiner Führung hat die RWE AG, die Muttergesellschaft von Innogy, die richtige Antwort auf die deutsche Energiewende gefunden." Terium, 54, habe maßgeblich zum "gelungenen Konzernumbau" beigetragen. Und: Im "freundlichen Einvernehmen" mit dem Aufsichtsrat werde derselbe Terium das Unternehmen verlassen. Mit sofortiger Wirkung.

Damit tritt jener Manager ab, der vor zwei Jahren Innogy aus dem RWE-Konzern ausgliederte: jene Sparte, die vor allem mit erneuerbaren Energien und Verteilnetzen ihr Geld verdient. Die Kraftwerke und der Tagebau, die Old Economy, verblieben beim RWE-Konzern. Terium war 2012 Vorstandschef von RWE geworden. Im April vorigen Jahres wechselte der Niederländer dann von der RWE- an die Innogy-Spitze. Der Börsengang des jungen Unternehmens galt noch als erfolgreich.

Falls Terium von seinem Abgang wusste, dann hat er es gut verborgen

Doch spätestens am vergangenen Mittwoch endete die Erfolgsgeschichte von Innogy an der Börse. Da musste Terium seine Gewinnprognose für das laufende Jahr um 100 Millionen Euro nach unten korrigieren. Und für das nächste Jahr stellte der Niederländer niedrigere Gewinne in Aussicht. Daraufhin brach der Aktienkurs innerhalb von zwei Tagen um 18 Prozent ein. Der Aufsichtsrat verlangt nun mehr Kostendisziplin, eine klarere Wachstumsstrategie sowie Investitionen in die Zukunft.

Noch in der vorigen Woche hatte Terium eine neue Strategie für Innogy bekanntgegeben. Er lud zu einem kleinen Empfang nach Berlin. Auch die Einladungen für den gemeinsamen Neujahrsempfang von RWE und Innogy gingen vorige Woche raus. Unterzeichnet auch von Peter Terium. Falls er von seinem vorzeitigen Abgang wusste, dann hat er es gut verborgen. Und das auch vor engen Mitarbeitern: Sie waren überrascht von der Nachricht. Ein Konzernsprecher wollte die Entscheidung des Aufsichtsrates am Dienstagabend nicht kommentieren.

Zwar hatte Terium angekündigt, mehr Geld in Wachstumsfelder wie Elektromobilität, schnelles Internet oder erneuerbare Energien zu investieren. Allerdings musste der 54-Jährige am vorigen Mittwoch eingestehen, dass Kostensenkungsprogramme nicht ausreichen werden, um Einbußen auszugleichen. So leidet etwa die britische Tochter N-Power unter dem harten Preiswettbewerb im Vereinigten Königreich. Erst kürzlich kündigte Terium an, er werde N-Power in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Konkurrenten SSE auslagern.

Selbst im Geschäft mit erneuerbaren Energien konnte Terium für das Jahr 2018 kein Wachstum prognostizieren. Somit verdient die sogenannte Ökostrom-Tochter von RWE das meiste Geld weiter mit dem streng regulierten Geschäft regionaler Strom- und Gasnetze zu den Häusern.

Innogy steht nun vor einem personellen Neuanfang: Auch Aufsichtsratschef Brandt hatte vor einem Monat seinen Abschied angekündigt. Sein Nachfolger soll Erhard Schipporeit werden. Über die Nachfolge Teriums will das Kontrollgremium zu gegebener Zeit entscheiden. Übergangsweise soll Personalvorstand Uwe Tigges den Chefposten übernehmen. Auch er war von RWE zu Innogy gewechselt.

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