Unruhen in Nordafrika: Autobranche in Sorge:Angst vor dem Flächenbrand

Die Proteste in Ägypten gefährden den Aufschwung in der Autobranche: Wenn der Ölpreis weiter steigt, brechen die Verkäufe ein, vor allem in den USA. BMW rechnet dennoch mit Rekordverkäufen.

Thomas Fromm

Kämpfe in Kairo, Schlägerbanden in den Straßen, ein Präsident, der nicht gehen will - die politischen Unruhen in Ägypten könnten bald die Weltwirtschaft in Mitleidenschaft ziehen.

Autoabsatz in Europa bricht im April erneut ein

Für 2011 rechnet BMW bislang mit einem Rekordabsatz von 1,5 Millionen Autos - wenn die Krise in Nordafrika den Ölpreis in die Höhe treibt, wird das Ziel schwer einzuhalten sein.

(Foto: ddp)

Schon erwartet BMW, eine Ausweitung des ägyptischen Konflikts könnte bald den jüngsten Aufschwung in der Automobilindustrie gefährden. "Sollte daraus ein Flächenbrand entstehen und Länder wie Saudi-Arabien mitziehen, wäre das ein ernstes Thema für die Branche", sagt BMW-Finanzvorstand Friedrich Eichiner. Trotz der politischen Unwägbarkeiten bleibt BMW aber optimistisch und peilt für 2011 einen Rekordabsatz von mehr als 1,5 Millionen Autos an.

Der Manager war nach Südafrika gereist, um den neuen BMW 6er Cabrio zu präsentieren. Doch abseits der Auto-Show sorgt er sich um die Weltkonjunktur. Nun komme "noch diese schwer einschätzbare Krise mit dazu". Nur solange die Konflikte im arabischen Raum "lokalisierbar" blieben, werde sich "im globalen Automarkt nichts ändern". Sollten sie sich aber ausweiten, wären die Folgen schwer absehbar.

Der Erfolg in den USA steht und fällt mit dem Ölpreis

Die Gewalt in Ägypten wirkt sich immer stärker auf den Ölhandel aus; die Preise für Mineralöl steigen weiter an. Vor allem wenn der Benzinpreis in den USA über vier Dollar pro Gallone klettere, droht die Entwicklung den jüngsten Absatz-Boom in der Autobranche wieder abzuwürgen. "Wir Deutschen sind ja Sprit-erprobt", sagt Eichiner. "Die Amerikaner aber reagieren anders, wenn eine vier vor dem Gallon-Preis steht."

Der Erfolg auf dem Massenmarkt USA steht und fällt mit dem Ölpreis. So hätten sich die Käufer bereits schwer zurückgehalten, als der Preis für die Gallone (3,79 Liter) zum letzten Mal über die Schmerzgrenze von vier Dollar stieg. "Da verkauften sich dann vor allem kleinere Autos wie der Mini gut", erklärt der Manager aus München. "Das ist ein Zusammenhang, der nicht abzustreiten ist."

Noch sind die Hersteller wegen ihrer guten Geschäfte in Übersee in Feierlaune. Für Januar konnten die Unternehmen noch kräftige Zuwächse in den USA melden - und zwar gerade bei großen und teureren Autos. Audi verkaufte zwischen Ost- und Westküste so viele Fahrzeuge wie noch nie zuvor und steigerte den Absatz um 20 Prozent; BMW setzte über 21 Prozent mehr Autos ab.

Der US-Trend zu Spritschluckern könnte kippen

Auch die amerikanischen Hersteller General Motors, Ford und Chrysler profitierten und verkauften vor allem die Spritschlucker wie Pick-up-Trucks und große Geländewagen, die vorher in der Krise niemand mehr haben wollte. Steigt der Ölpreis dramatisch an, könnte dieser Trend wieder kippen - und das in einer Zeit, in der nicht nur BMW mit seinem 6er Cabrio, große Hoffnungen auf den Boommarkt USA setzt.

Gewinner wären dann vor allem die Hersteller sparsamer Kleinwagen. Beobachten ließ sich dies sehr anschaulich schon Anfang 2008, als der Preis pro Gallone erstmals die Vier-Dollar-Marke riss. Da verkauften sich etwa die Hybridfahrzeuge asiatischer Hersteller über Nacht besser als zuvor.

Der momentane Boom der Branche dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass die "Welt volatiler geworden" sei, so Eichiner. "Wir müssen uns darauf einstellen, dass nach Krise und Aufschwung schnell wieder eine neue Krise kommen kann", warnt er.

Allerdings werde der Hersteller seine Prognosen für dieses Jahr wegen der Entwicklungen in Ägypten nicht korrigieren. "Wir sind als kleiner Premiumhersteller gut gerüstet, weil wir flexibler sind als Wettbewerber, die mehr Autos verkaufen", sagt er. "Als großer Autobauer haben sie auch hohe Fixkosten." Außerdem achte der Konzern darauf, seine Verkäufe auf viele Märkte zu verteilen - neben Europa und den USA setze man vor allem auch auf Schwellenländer wie China, Indien und Brasilien.

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