Unister:Ab vor Gericht

Unister-Manager sollen Kunden und den Staat betrogen haben. Gleichzeitig sind die Umstände des Flugzeugabsturzes noch nicht abschließend geklärt, bei dem Unternehmens-Gründer Thomas Wagner im Juli in Slowenien ums Leben kam.

Von Klaus Ott und Uwe Ritzer

LeipzigNoch immer sind die Umstände des Flugzeugabsturzes nicht abschließend geklärt, bei dem Thomas Wagner im Juli in Slowenien ums Leben kam. Der 38-jährige Gründer und Chef des Internetunternehmens Unister, das vor allem mit Reise- und Urlaubsportalen wie ab-in-den-urlaub.de oder fluege.de bekannt wurde, war damals auf dem Rückweg von Venedig, wo er Geld für seine angeschlagene Firmengruppe auftreiben wollte, jedoch auf Betrüger hereingefallen war. Betrogen haben sollen allerdings auch drei Unister-Manager, nämlich Zehntausende Kunden. Weswegen sie sich ab 11. Januar vor dem Landgericht Leipzig verantworten müssen.

Auch Wagner müsste vor Gericht, würde er noch leben. So aber müssen sich drei Ex-Manager von Unister dafür verantworten, dass in mehr als 87000 Fällen mutmaßlich Kunden betrogen wurden, indem ihnen ein überhöhter Flugpreis abgeknöpft wurde. Die Generalstaatsanwaltschaft Dresden beziffert den Schaden in ihrer Anklageschrift auf gut 7,6 Millionen Euro. Damit einher seien Steuern in Höhe von 1,5 Millionen Euro hinterzogen worden. Die 15. Strafkammer will die Vorwürfe bis Mitte Juni 2017 in einem Verfahren aufarbeiten, für das vorerst 18 Verhandlungstermine bestimmt wurden.

Es ist bereits die zweite Anklage, die das Leipziger Landgericht im Fall Unister zugelassen hat. Im anderen Verfahren geht es um unerlaubtes Betreiben von Versicherungsgeschäften samt Beihilfe dazu sowie um Hinterziehung und Beihilfe zur Hinterziehung von Versicherungssteuern. Beide Verfahren werden nun zu einem Prozess verbunden. Ihm gingen jahrelange Ermittlungen samt spektakulärer Razzien der Generalstaatsanwaltschaft voraus. Die Beschuldigten bestreiten die Vorwürfe.

Diese Verfahren, der rätselhafte Tod von Firmengründer Wagner und der Zusammenbruch seiner Unternehmensgruppe wenige Tage später haben aus einer der spektakulärsten Internet-Erfolgsgeschichten in Deutschland längst einen Kriminalfall gemacht. Derzeit laufen überdies noch Ermittlungen wegen des Verdachts der Insolvenzverschleppung und in Zusammenhang mit Wagners Flugzeugabsturz. Insolvenzverwalter Lucas Flöther ist derweil dabei, neue Eigentümer für die Unister-Gruppe zu finden. Ein erstes Unternehmen, das Portal kurz-mal-weg.de, hat er vor wenigen Tagen an den Reiseveranstalter Fit-Reisen verkauft.

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