Unilever:Ausgeschmiert

Bei erhöhtem Cholesterin tierisches Fett meiden

Mit Margarine ist Unilever groß geworden. Nun soll die Brotaufstrich-Sparte mit Marken wie Rama, Becel und Lätta verkauft werden.

(Foto: dpa)

Der Mischkonzern strukturiert kräftig um. Dazu gehört auch die Trennung von der Margarine-Sparte. Ganz freiwillig ist dieser Schritt nicht.

Von Pieter Couwenbergh

Es hat alles angefangen mit Margarine aus Holland und mit Seife aus Großbritannien. Aber 87 Jahre nach der Fusion von Margarine Unie und Lever Brothers hat sich der niederlandische Vorstandschefs Paul Polman des Konsumgüterkonzerns Unilever dazu entschlossen, das Margarine-Geschäft zu verkaufen. Das steht mit einem Umsatz von zwei Milliarden für vier Prozent des gesamten Umsatzes.

Die Entscheidung, die am Donnerstag mitgeteilt wurde, hat auch Konsequenzen für die deutsche Mitarbeiter. Rama, Lätta und Becel werden im nordrhein-westfälischen Kleve und in Pratau in Sachsen-Anhalt produziert. Wie viele Menschen dort beschäftigt sind, konnte das Unternehmen am Donnerstag nicht sagen. Der Verkauf des Margarinegeschäfts ist Teil eines umfangreichen Umbauprogramms, mit dem der Konzern bis 2020 seine Profitabilität deutlich verbessern will. Statt 16,4 Prozent wie im Jahr 2016 sollen dann 20 Prozent vom Umsatz als operativer Gewinn übrig bleiben.

Das Unternehmen kündigte zudem weitere Veränderungen an: einen Aktienrückkauf in Höhe von fünf Milliarden Euro noch für dieses Jahr. Auch stehe die Doppelstruktur des Unternehmens als niederländische und britische Aktiengesellschaft wegen ihrer Komplexität auf dem Prüfstand, heißt es bei Unilever. Schon jetzt ist die Zentrale Unilevers in London angesiedelt, das Europa-Geschäft wird von Rotterdam aus geleitet. Ende des Jahres solle eine Entscheidung über die künftige Aufstellung fallen.

Die Umstrukturierung kommt nach dem abgewehrten Übernahmeversuch durch den US-Konzern Kraft-Heinz, bei dem der Milliardär Warren Buffett Großaktionär ist. Unilever versucht jetzt, seine Aktionäre zufrieden zu stellen; diese hatten im vergangenen Jahr immer lauter Kritik geübt - das Management beschäftige sich zu viel mit Umweltfragen und zu wenig mit seinen Anteilseignern, hieß es etwa. Vorstandschef Polman, der nie ein Fan von Aktienrückkäufen war, lässt sich nun doch darauf ein.

Das Unternehmen fokussiert sich immer mehr auf Körperpflegeprodukte

Mehrere Jahre schon forderten Analysten und Investmentbanker den Vorstand dazu auf, die Margarine-Sparte zu verkaufen, obwohl das Unternehmen damit viel Geld verdient - die Rendite liegt bei 20 Prozent und ist sehr hoch für einen Hersteller von Gütern des täglichen Bedarfs wie Shampoo, Eis und Waschpulver. Aber der Bereich passt nicht mehr zum Profil des heutigen Unilever. Außerdem stagniert das Geschäft schon seit Jahren.

Das Unternehmen fokussiert sich immer mehr auf Körperpflegeprodukte wie Axe, Dove und Rexona. Das sind Marken, die man weltweit verkaufen kann, während das Geschäft mit Lebensmitteln immer noch überwiegend regional ist. Margarine wird beispielsweise nur in Europa und Nord-Amerika verkauft, nicht aber in den für Unilever so wichtigen Regionen wie Asien, Afrika und Süd-Amerika. Dazu kommt, dass die Margarine auch in traditionellen Ländern wie den Niederlanden und Deutschland zunehmend Konkurrenz bekommt durch Olivenöl.

Ob die Investoren mit den Plänen zufrieden sind, ist offen. Der Aktienkurs jedenfalls lag am Donnerstag zum Handelsschluss der Amsterdamer Börse nur ein Prozent höher.

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