Umweltschutz:Wieder sind's die Autos

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Reifenabrieb ist der Hauptgrund für Mikroplastik im Meer, jedenfalls in Norwegen. Ob das auch für andere Länder gilt, ist unklar.

Von Michael Kläsgen

Es ist so, als würde jede Minute ein Müllwagen eine Ladung Mikroplastik ins Meer schütten. Die Forscher der britischen Ellen MacArthur Foundation haben berechnet, dass mindestens acht Millionen Tonnen Plastik jedes Jahr in den Ozeanen landen. Hochgerechnet würde das Gewicht der Kunststoffpartikel im Jahr 2050 das der Fische im Wasser überwiegen. Um den Müll einzudämmen, müsste man wissen, woher er kommt. Doch dazu wird erst seit wenigen Jahren geforscht.

Die Norwegische Umweltbehörde, die eine der bisher umfangreichsten Studien dazu gemacht hat, ist zu einem verblüffenden Ergebnis gekommen. Demnach stammen 56 Prozent des Mülls in den Meeren vom Abrieb von Autoreifen. Autofahren in Küstennähe verschmutzt also die Meere, jedenfalls in Norwegen. Dort landet Untersuchungen zufolge die Hälfte des Reifenabriebs im Meer. Gilt das nur für das küstenreiche Land im Norden? Jedenfalls wurden nur in Norwegen die Gewässerproben entnommen.

Die zweitgrößte Quelle für die Wasserverschmutzung sind Farben und Lacke von Booten. Plastiktüten spielten in der Studie der Norweger keine Rolle. Deren Partikel fielen den Forschern nicht weiter auf. Der Grund dafür ist nicht, dass die Studie zweieinhalb Jahre alt ist. Vielmehr ist die Plastiktüte so oder so nur ein vergleichsweise kleiner Teil eines großen Müllproblems in den Meeren. Das liegt einerseits an der rasanten Zunahme der Müllmenge, andererseits daran, dass sich die Quelle der Verschmutzung kaum orten lässt. Beziehungsweise daran, dass sie von Land zu Land unterschiedlich sein kann. In Norwegen können es die Autoreifen sein, in Norddeutschland etwas anderes. Beispielsweise Plastikflaschen, Kosmetika oder auch Kleidung, deren Fasern aus der Waschmaschine in die Kläranlagen und von dort in Flüsse und Meere gelangen.

© SZ vom 03.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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