Umstrukturierungen in der Chefetage:Manager-Rochade bei VW

Die Führungsriege des VW-Konzerns wird umgebaut, mehr als 30 Spitzenpositionen werden neu besetzt. VW-Chef Martin Winterkorn will damit vor allem die Vernetzung der Lkw-Töchter stärken und die Expansion in China vorantreiben.

Massiver Umbau im Volkswagen-Konzern: Die Lkw-Töchter werden stärker miteinander vernetzt. Außerdem bestimmt VW einen eigenen Konzernvorstand für das China-Geschäft, wie der Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn am Samstag in Stuttgart mitteilte. Die Aufsichtsräte von Volkswagen und MAN hatten zuvor zahlreiche Wechsel im Top-Management genehmigt.

Volkswagen baut Konzernfuehrung um

Der VW-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn will seinen Konzern mit Umstrukturierungen in der Führungsetage an die Weltspitze bringen.

(Foto: dapd)

Von dem Umbau sind insgesamt mehr als 30 Personen betroffen, darunter drei Managerinnen. Mit den eingeleiteten Maßnahmen sieht Winterkorn für VW "mehr denn je alle Voraussetzungen, um der beste Mobilitätskonzern der Welt zu werden".

Die wichtigsten der neu vergebenen Posten bekleiden die Manager Leif Östling und Jochem Heizmann. Heizmann übernimmt das neu geschaffene Vorstandsressort für China. Bislang war er Konzernvorstand für die Nutzfahrzeuge. Sein Nachfolger wird Leif Östling, bislang Chef des schwedischen Lastwagenherstellers Scania. Er soll die drei Lkw-Töchter MAN, Scania und VW-Nutzfahrzeuge stärker zusammenführen und damit profitabler machen. Martin Lundstedt rückt innerhalb des Scania-Vorstands zum Chef auf.

Östling soll Erfahrung einbringen

Der 66-jährige Östling galt lange Zeit als Skeptiker der Zusammenarbeit mit den anderen Marken im VW-Konzern. Immerhin hatte er Scania auch ohne den Wolfsburger Koloss im Rücken zu einem der profitabelsten Fahrzeughersteller der Welt gemacht. Winterkorn sagte, die Entscheidung, Östling mit seinen 40 Jahren Erfahrung an die Spitze des Nutzfahrzeugressorts zu stellen, sei relativ leicht gefallen. Inzwischen sehe Östling gemeinsam mit dem restlichen Vorstand die Chance, durch die Zusammenarbeit der Nutzfahrzeugmarken Synergien von 200 Millionen Euro oder mehr zu heben.

Winterkorn hob zudem die enorme Bedeutung des chinesischen Marktes für VW hervor. Insgesamt habe der Konzern dort 2,3 Millionen Fahrzeuge verkauft. Schon jetzt seien die meisten Produktionsstätten in dem Land. "Wir wollen das Tempo dort noch mal erhöhen", sagte Winterkorn. "Bis 2016 investieren wir über 14 Milliarden Euro in zusätzliche Kapazitäten und neue Fabriken", kündigte er an. Mit dem Produktionsexperten Heizmann könne und werde VW "die Erfolgsgeschichte" weiter fortschreiben.

Gleichzeitig wird die Münchner Tochter MAN gestärkt. MAN-Chef Georg Pachta-Reyhofen wird als Mitglied der VW-Konzernleitung zusätzlich das Industriegeschäft mit Motoren koordinieren. Ob Volkswagen die volle Entscheidungsmacht bei MAN anstrebe, ließ Winterkorn offen. Dazu wäre ein Anteil von 75 Prozent nötig. Erst im April hatte Volkswagen seinen Anteil an MAN auf 74 Prozent erhöht.

Bei Audi hat Vertriebsvorstand Peter Schwarzenbauer das Nachsehen. Er werde sich um eine andere Tätigkeit außerhalb des Konzerns bemühen, sagte Winterkorn. Schwarzenbauer wird vom Marketingleiter im VW-Konzern, Luca de Meo, ersetzt.

Manager-Rochade nur mit eigenen Leuten

Die personellen Veränderungen sollen im Wesentlichen mit Wirkung zum 1. September 2012 umgesetzt werden. Wichtig sei es Volkswagen gewesen, alle Posten mit Leuten aus dem eigenen Konzern zu besetzen. Das Unternehmen wolle "möglichst viele Mitarbeiter haben, die schon woanders im Konzern tätig waren, um die Vernetzung sicherzustellen", sagte Winterkorn. Das Unternehmen habe mit dem Umbau die "richtigen Personen auf den richtigen Positionen, um die Strategie 2018 zum Erfolg zu führen", sagte Winterkorn. Zu seiner Rolle in sechs Jahren wollte er sich nicht äußern. "Mein Vertrag läuft bis 2016", sagte er. Bis 2018 will VW der größte Autohersteller der Welt werden und dann zehn Millionen Fahrzeuge pro Jahr bauen. 2011 waren es 8,4 Millionen.

Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht mit der Rochade vor allem Audi gestärkt. "Die bisherige Innovationsmüdigkeit könnte behoben werden", sagte der Leiter des Center Automotive Research (CAR) an der Universität Duisburg-Essen. Audi habe in den letzten Jahren weder beim Leichtbau, der Kerndisziplin unter dem heutigen VW-Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Piëch, noch bei neuen Antrieben punkten können.

Kritisch wertet Dudenhöffer die Personalie Heizmann. Mit ihm lenke man den Fokus zwar auf die China-Produktion, aber nicht auf den dortigen Markt. Dabei habe sich VW unter dem heutigen China-Verantwortlichen Karl-Thomas Neumann von seinen langanhaltenden Marktanteilsverlusten erholen können. Für Neumann wird derzeit eine neue Position im Konzern gesucht.

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