Umstrittene Werbung:Das lässt sich Billigheim nicht bieten

Geiz ist hier nicht geil: Der Elektronikversand Redcoon wollte den baden-württembergischen Ort Billigheim für seine Werbung nutzen. Doch die Bürger hatten wenig Lust auf große Brüste und kleingeistige Slogans.

Von Max Hägler

Die Werbefilmchen des Elektrohändlers Redcoon sind eher leichte Kost. "Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die billligste im ganzen Land", fragt da etwa eine knapp bekleidete Dame. "Ich!" rufen ihre gleichermaßen lustig-lasziven Begleiterinnen. Quintessenz: "So viel billig gab's noch nie!" Jetzt wollte Redcoon oder vielmehr dessen Agentur Serviceplan noch eine Gag-Schippe drauflegen und solcherlei, na ja, Dialoge im Ort mit dem passenden Namen abdrehen: In Billigheim, einer 6000-Seelen-Gemeinde im Norden von Baden-Württemberg.

Große Brüste zwischen Fußballverein und Wirtshaus, so ungefähr dürfte der Plot aussehen samt einem Spruch wie "Wir Billigheimer lieben billig!" Bürgermeister Reinhold Berberich wollte kooperieren, nachdem er es sowieso nicht hätte verbieten können. Doch als das Vorhaben durchsickerte und dann ohne Vorwarnung Statisten gesucht wurden, da wurden einige Bürger recht sauer.

Die Werber spürten wohl: In einem solchen Umfeld lassen sich billige Sex-Gags nur mühsam drehen - und sagten das Filmchen nun ab. Zumindest in Billigheim. Dem Ort entgeht nun ein Einkaufsgutschein von einigen tausenden Euro und viel Aufmerksamkeit. Für Bürgermeister Berberich das kleinere Übel: "Am wichtigsten ist, dass der örtliche Frieden erhalten bleibt."

Ob die Redcoon-Damen nun anderswohin gekarrt werden oder vor ihrem Spieglein bleiben, ist unklar. Billigheim-Ingenheim in der Südpfalz böte sich an oder natürlich das Moseldörfchen Oberbillig. Sofern die Leute dort Lust haben auf solchen, na ja, Humor.

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