Umstrittene Pappbecher :Nach 15 Minuten schon im Müll

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Die Umwelthilfe fordert eine Abgabe für Kaffeebecher, die alleine in Deutschland für einen jährlichen Kohlendioxid-Ausstoß von etwa 110 000 Tonnen mit verantwortlich sind.

Von ceM GÜLER, Berlin

Der Städter von heute gibt sich umweltbewusst: Er fährt ein schickes Fahrrad, packt die Einkäufe aus dem Bio-Supermarkt in den Jutebeutel, trinkt am liebsten fair gehandelten Öko-Kaffee - allerdings oft aus einem Pappbecher, den er direkt danach wegwirft. Nach Berechnungen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) ist er damit mitverantwortlich für einen Kohlenstoffdioxid-Ausstoß von etwa 110 000 Tonnen. So viele Treibhausgase entstünden jährlich bei der Produktion der in Deutschland verbrauchten Kaffee-Becher.

Die Umwelthilfe fordert deshalb auf jeden Einwegbecher eine Abgabe von 20 Cent. Schließlich seien die Becher ein wahrer Fluch für die Umwelt, sagt DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch. Für die Herstellung der in Deutschland verwendeten Becher, sei eine Menge an Energie notwendig, mit der sich eine Kleinstadt ein ganzes Jahr versorgen ließe. Außerdem Tausende Tonnen an Holz und Kunststoff. Laut einer repräsentativen Umfrage bei Berliner Haushalten, die von der Umwelthilfe in Auftrag gegeben wurde, befürworten Dreiviertel aller Befragten eine solche Abgabe.

Es ist die Rede von einem "Becherproblem" oder, wie es die Umweltorganisation nennt, von der "McDonaldisierung der Kreislaufwirtschaft". Denn es gehe schnell: Nach dem Verkauf dauere es im Schnitt 15 Minuten bis der Becher wieder im Mülleimer lande. Damit schneide er noch schlechter ab als die Plastiktüte (25 Minuten).

"Wir wollen niemandem den Kaffeekonsum unterwegs verbieten", so Thomas Fischer, der sich bei der Umwelthilfe mit Kreislaufwirtschaft befasst. Es gehe vielmehr darum, Alternativen zum Pappbecher in den Vordergrund zu stellen. Dafür hat die Naturschutzorganisation eine Kampagne gestartet: Auf dem Flyer ist ein Mann im grünen Superman-Umhang mit einen Kaffeebecher aus Aluminium zu sehen. Die Botschaft dahinter: Wer Mehrwegbehälter benutzt, sei ein "Becherheld" und leiste einen wesentlichen Beitrag zum Umweltschutz.

Wenn Superman Kaffee aus dem Mehrwegbecher trinkt, stellt sich die Frage, in welcher Rolle sich der Deutsche Kaffeeverband sieht. Von dort kam direkt Kritik an der geforderten 20-Cent-Umweltschutzabgabe für Einwegbecher: Auf diese Weise werde nicht das unachtsame Wegwerfen des Bechers verhindert, sondern der Kaffee teurer, ohne dass es der Umwelt helfe, so Holger Preibisch, Hauptgeschäftsführer des Verbands. Die Abgabe könne dazu führen, dass Kunden andere Einweggetränke kaufen, die nicht der Abgabe unterlägen.

Trotzdem: Die Abgabe ist mancherorts schon Realität: So verlangt das Berliner Studentenwerk, Betreiber der Hochschulmensen, seit März 2015 einen Betrag von 10 Cent für die Pappbecher. Seitdem steige der Verkauf von Kaffee in Porzellanbechern kontinuierlich an, heißt es.

© SZ vom 03.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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