Umstrittene Hypothekengeschäfte:JP Morgan verhandelt über Milliarden-Vergleich

Milliarden-Vergleich für JPMorgan

Milliarden-Vergleich für JPMorgan?

(Foto: REUTERS)

Hat JP Morgan Investoren beim Verkauf von Hypothekenpapieren betrogen? Die Vorwürfe gegen die größte US-Bank sind nicht neu, aber jetzt könnte sie sich womöglich mit der rekordverdächtigen Summe von elf Milliarden Dollar freikaufen.

Fragwürdige Hypothekengeschäfte im Vorfeld der Finanzkrise könnten JP Morgan einen Rekordbetrag kosten. Die größte der amerikanischen Banken verhandele momentan mit US-Behörden über einen elf Milliarden Dollar (acht Mrd Euro) schweren Vergleich, berichten US-Medien unter Berufung auf eingeweihte Personen. Die Summen, die bisher kursierten, waren deutlich niedriger.

JP Morgan sieht sich seit Monaten Vorwürfen ausgesetzt, Investoren beim Verkauf von Hypothekenpapieren übervorteilt zu haben. Mehrere Bundesbehörden und die Generalstaatsanwälte einzelner Bundesstaaten ermitteln oder haben bereits Klage eingereicht. Die Bank selbst hatte jüngst ihre Rücklagen für Rechtsstreitigkeiten aufgestockt.

Nach Informationen des Wall Street Journal und der Nachrichtenagentur Bloomberg müsste die Bank nach jetzigem Stand sieben Milliarden Dollar in bar zahlen. Weitere vier Milliarden Dollar entfielen auf finanzielle Erleichterungen, die JP Morgan Verbrauchern gewähren würde. Die Summen könnten sich im Laufe der Verhandlungen aber noch ändern, hieß es einschränkend. Die Bank selbst äußerte sich nicht dazu. Unklar ist weiterhin, ob JP Morgan alle Hypotheken-Fälle mit einem einzelnen Vergleich ungeschehen machen kann.

Gesetzesverstöße vor der Finanzkrise

JP Morgan werden Gesetzesverstöße beim Verkauf hypothekenbesicherter Wertpapiere und riskanter Immobilienkredite im Zeitraum 2005 bis 2007 vorgeworfen. Es geht im Kern um sogenannte Mortgage Backed Securities. Banken verpacken darin eine Vielzahl an Hauskrediten und verkaufen diese Wertpapiere anschließend an Investoren. Diese versprechen sich durch die monatlichen Zins- und Tilgungszahlungen satte Renditen. Sie tragen allerdings auch das Risiko, falls die Kreditnehmer nicht zahlen. Genau das geschah in der Finanz- und Wirtschaftskrise.

Der Vorwurf an viele Wall-Street-Banken lautet, dass sie die Investoren im Unklaren darüber gelassen haben, dass in den Hypothekenpapieren von Anfang an massenhaft wackelige Kredite steckten - entweder bewusst, oder durch eine schludrige Überprüfung der Schuldner.

In einem ähnlich gelagerten Fall entschädigt die Citigroup den staatlich kontrollierten US-Hausfinanzierer Freddie Mac für problematische Hypotheken. Die Großbank überweist dazu 395 Millionen Dollar (292 Millionen Euro), wie sie am Mittwoch (Ortszeit) in New York mitteilte. Freddie Mac kauft Banken deren Hypotheken ab, wodurch die Institute neue Kredite vergeben können. Bislang war wegen der Hypothekengeschäft vor allem die Bank of America in die Kritik geraten.

In jüngerer Zeit konzentrierten sich die Behörden aber immer mehr auf JP Morgan. Das einstige Vorzeigeinstitut kämpft an vielen Fronten. Wegen überhöhter Kreditkarten-Rechnungen zahlte JPMorgan eine Strafe von 80 Millionen Dollar, wegen der mutmaßlichen Manipulation des US-Strommarkts waren es 410 Millionen Dollar und wegen des Spekulationsdesasters um einen Derivatehändler mit Spitznamen "Wal von London" 920 Millionen Dollar. Auch im Skandal um die Manipulation des Referenzzinssatzes Libor wird gegen JP Morgan ermittelt.

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