Umstrittene chinesische Molkerei:Huishan feuert Finanzchefin

Erst vernichtende Gerüchte, ein massiver Aktieneinbruch, eine krankgemeldete und gefeuerte Finanzchefin: Die Geschichte der chinesischen Molkerei ist bemerkenswert, die Vorwürfe gegen sie sind schwer.

Von Christoph Giesen, Peking

Wenn Huishan Dairy, immerhin einer der größten Molkereikonzerne Chinas, überhaupt noch kommuniziert, dann per Pflichtmitteilung an der Hongkonger Börse. An diesem Montag war es wieder einmal so weit: Aufsichtsratschef Yang Kai teilte den Aktionären und Börsenaufsehern schriftlich mit, dass sich Huishan von seiner Finanzchefin getrennt habe. Eine bemerkenswerte Personalie, noch bemerkenswerter ist allerdings, wie lange es gedauert hat, den Rausschmiss zu beschließen. Seit gut zwei Monaten steht Huishan mit dem Rücken zur Wand. Es ist eine existenzielle Krise für das Unternehmen und die Finanzchefin ist daran wohl nicht ganz unbeteiligt.

Ende März war der Kurs von Huishan an der Hongkonger Börse innerhalb von 90 Minuten um sagenhafte 85 Prozent abgesackt, bevor die Aktie schließlich von der Börsenaufsicht vom Handel ausgesetzt wurde. Diese Sperre gilt noch immer. Der Auslöser für den Rekordeinbruch: Gerüchte hatten die Runde gemacht, dass das Unternehmen nicht mehr in der Lage sei, seine Zinsen zu bedienen. Mehr als vier Milliarden Dollar Marktkapitalisierung waren weg.

Nach Tagen des Schweigens gab das Unternehmen aus dem nordostchinesischen Shenyang schließlich eine erste schriftlichen Stellungnahme ab und gab zu, dass tatsächlich Zinsen nicht pünktlich bezahlt worden seien. Als Grund für die Säumigkeit führte Huishan an, dass die Molkerei den Kontakt mit der eigenen Finanzchefin verloren habe. Demnach habe der Aufsichtsratsvorsitzende Yang einen Brief von der Chefbuchhalterin erhalten, "aus dem hervorgeht, dass der Arbeitsstress bei ihr zu gesundheitlichen Problemen geführt habe und sie sich deshalb hat beurlauben lassen, mit der Bitte in der Zeit nicht kontaktiert zu werden", hieß es Ende März in der Pflichtmitteilung. Ein mehr als kurioser Fall, zumal Huishan schon seit Monaten unter Druck stand.

Kurz vor Weihnachten hatte der einflussreiche Hedgefonds-Manager Carson Block einen ziemlich vernichtenden Report über das Unternehmen verfasst. "Wir gehen davon aus, dass Huishan ein Betrugsfall ist", hatte Block geschrieben und Chefaufseher Yang vorgeworfen, mindestens 150 Millionen Yuan (etwa 20 Millionen Euro) veruntreut und die Bilanzen gefälscht zu haben. Huishan und Aufsichtsratsvorsteher Yang weisen das bis heute zurück.

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