Umstrittene Aktienoptionen:Zumwinkels Zeitfenster

Wie der Vorstandschef der Post mit Aktienoptionen mehr als zwei Millionen Euro kassierte - und dadurch den Finanzminister verärgerte.

Claus Hulverscheidt

Unter den insgesamt rund 400 Unternehmensbeteiligungen des Bundes galt die Deutsche Post AG bislang als eine Art Musterknabe. Während bei der Telekom die Vorstandsvorsitzenden unter teils peinlichen Begleitumständen kamen und gingen, während Bahn-Chef Hartmut Mehdorn ein ums andere Mal die halbe Republik gegen sich aufbrachte, baute Klaus Zumwinkel seine ehemals biedere Behörde ebenso erfolgreich wie geräuschlos zu einem der größten Logistikkonzerne der Welt um.

Nun aber darf sich auch der Post-Chef zur illustren Schar derer zählen, denen es schon einmal gelungen ist, ihren Großaktionär Peer Steinbrück ordentlich in Wallung zu bringen. "Der war mächtig sauer", heißt es im Finanzministerium, das die meisten Firmenanteile des Bundes verwaltet, darunter auch die an der Post.

Mehr als zwei Millionen Euro Gewinn

Dabei stört es Steinbrück nicht etwa, dass Zumwinkel Aktien des eigenen Konzerns besaß und diese jetzt mit einem Gewinn von mehr als zwei Millionen Euro abstieß. Der Minister ärgert sich allein über den Zeitpunkt des Verkaufs, denn der fällt nicht nur mit der Debatte über die Höhe von Managergehältern zusammen, sondern vor allem auch mit der Diskussion über einen Mindestlohn in der Postbranche.

Seitdem klar ist, dass dieser von Zumwinkel maßgeblich beförderte Mindestlohn tatsächlich kommt, hat die Post-Aktie an der Börse weiter an Wert gewonnen. Gleichzeitig kündigten die vermeintlichen Wettbewerber der Post Massenentlassungen an, weil das Briefgeschäft für sie unter diesen Umständen angeblich nicht profitabel ist. Bei Außenstehenden kann da leicht der Eindruck entstehen, dass da ein Manager seine Privatkasse aufbessere, während anderswo die kleinen Leute ihren Job verlieren.

Menschen, die Zumwinkel gut kennen, schwören, dass dem Post-Chef nichts ferner läge. "Zumwinkel ist nicht der Typ, der Euro-Zeichen in den Augen hat", sagt einer. Tatsächlich gehört der 63-Jährige zur Gruppe der Manager, die auch Untergebenen gegenüber freundlich und verbindlich auftreten. "Er hätte seine Aktien ja auch Heiligabendmorgen verkaufen können. Dann hätte es keiner bemerkt", heißt es im Umfeld der Post.

Zwang zur Transparenz

Dass die Öffentlichkeit überhaupt etwas von dem Verkauf mitbekam, liegt daran, dass börsennotierte Unternehmen alle Handlungen, die den Aktienkurs beeinflussen könnten, sofort mitteilen müssen.

Dazu zählt auch, wenn ein Vorstandsmitglied privat Aktien des eigenen Unternehmens kauft oder verkauft, schließlich könnten andere Anleger auf den Gedanken kommen, dass der Manager Insiderwissen nutzt, um vor allen anderen Kasse zu machen.

Das ist zwar verboten, aber im konkreten Fall schwer nachzuweisen. Um die Missbrauchsgefahr einzudämmen, dürfen Manager erst gar keine Aktien verkaufen, wenn etwa in absehbarer Zeit die Veröffentlichung wichtiger Zahlen zu Umsatz und Gewinn ansteht.

Nach Auskunft von Zumwinkel-Vertrauten stand jetzt, in diesen Wochen, ein kurzes "Zeitfenster" offen, das Zumwinkel für einen Verkauf nutzen konnte. "Sein Compliance Officer (Kontrollbevollmächtigter) wird ihm geraten haben, jetzt zu handeln", hieß es. "Und Zumwinkel hat das ohne großes Nachdenken getan."

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