Umsatzeinbruch:Die Bahn steht

Der Staatskonzern bleibt offenbar auch im Juli weit unter Plan - Bahnchef Grube will das Unternehmen deshalb auf den Kernmarkt ausrichten. Die Bahn soll vor allem innerhalb Deutschlands wieder konkurrenzfähig sein.

Von Michael Bauchmüller, Berlin

Die Deutsche Bahn kommt aus dem Tal nicht heraus. Offenbar lag das Unternehmen auch im Juli beim Umsatz weit unter Plan - einem Bericht des Handelsblatts zufolge um eine Milliarde Euro. Demnach habe der Umsatz bis Ende Juli bei enttäuschenden 23,4 Milliarden Euro gelegen. Das operative Ergebnis wurde mit 1,1 Milliarden Euro um 112 Millionen verfehlt.

Schon für das erste Halbjahr hatte der Staatskonzern schwache Zahlen gemeldet. Zwar lag der Umsatz leicht über dem Vorjahr, das Ergebnis aber war von 642 Millionen Euro im Jahr 2014 auf nunmehr 391 Millionen Euro eingebrochen. "Wir sind hinter den Erwartungen zurückgeblieben", hatte Bahnchef Rüdiger Grube schon seinerzeit eingeräumt. Vor allem hohe Zinszahlungen, Streiks und heftige Stürme im Land belasteten das Ergebnis - weshalb die Prognose für den Gewinn des Gesamtjahres Ende Juli schon von 2,2 auf nunmehr 2,0 Milliarden Euro gesenkt wurde. Die Zahlen für den Juli spiegeln diese Entwicklung.

Derweil arbeitet der Konzern unter Hochdruck an einer neuen Strategie. Geschäfte aus der Ära von Grubes Vorgänger Hartmut Mehdorn, etwa manche Auslandsaktivitäten und der Gütertransport auf der Straße, wie ihn die Speditionstochter Schenker betreibt, rücken zunehmend in die zweite Reihe. Stattdessen will Grube das Unternehmen wieder stärker auf das Kerngeschäft zurückführen: Eisenbahn in Deutschland. Genau dort allerdings steht das Unternehmen seit geraumer Zeit unter Druck: Die wachsende Konkurrenz der Fernbusse setzt der ICE- und IC-Flotte zu, die Marktanteile im Fernverkehr schrumpfen. Auch im Nahverkehr hatte der Staatskonzern zuletzt wiederholt das Nachsehen - er unterlag in Ausschreibungen gegen private Wettbewerber. Der Güterverkehr schwächelt schon nahezu notorisch, und die Lokführerstreiks taten in diesem Jahr das ihre dazu. Die Bahn überschlug die streikbedingten Verluste für 2014 und 2015 zuletzt auf eine halbe Milliarde Euro.

"Fakt ist, dass der Wettbewerbsdruck in allen Geschäftsfeldern weiter zunimmt und unser Kerngeschäft, die Eisenbahn in Deutschland, steigende Belastungen verkraften muss", ließ Grube in seinem Halbjahresbericht wissen. Der Konzern müsse "schlanker, schneller, effizienter und noch kundenorientierter" werden, forderte er. Die Zahlen aus dem Juli dürften das noch dringlicher machen.

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