Umfrage zum Einkommen:Ärmere Banker

Bank Of England Headquarters

Londoner Banker auf dem Weg zur Arbeit: Geringere Boni, höhere Fixgehälter.

(Foto: Bloomberg)

Keine Gehaltssprünge, kaum noch üppige Boni: Die Gehälter in der Bank-Branche stagnieren. Sorgen muss man sich um Banker aber nicht. Ihre Fixgehälter sind gestiegen, auch Einkommensmillionäre gibt es noch genügend.

Von Harald Freiberger, Frankfurt

Die Zeit der großen Gehaltssprünge in der Bankenwelt ist vorbei. Im vergangenen Jahr erhielten nur vier von zehn Angestellten überhaupt eine Gehaltserhöhung. Das ergab eine Umfrage der Personalberatung Michael Page, die der SZ vorliegt. 60 Prozent der Beschäftigten mussten sich mit gleich bleibenden Bezügen bescheiden.

"Die Entwicklung der Gehälter ist sehr moderat", sagt Pablo Galan, der bei Page den Finanzbereich verantwortet. Vor Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 sei der Anteil jener deutlich größer gewesen, die eine Aufstockung bekamen.

Auch die prozentuale Erhöhung lag nach seinen Erfahrungen damals deutlich über den nun erhobenen Zahlen. In der Umfrage gaben 16 Prozent der Befragten an, dass ihr Gehalt um weniger als fünf Prozent gestiegen ist, bei elf Prozent betrug die Erhöhung zwischen fünf und zehn Prozent. Die Personalberatung befragte für die Studie 58 Banker in Deutschland aus allen Bereichen und Hierarchiestufen. Die Umfrage ist nicht repräsentativ, "ihre Ergebnisse sind aber durch Erfahrungen aus der Praxis gestützt", sagt Galan.

Auch die Boni fließen nicht mehr so üppig wie in vergangenen Zeiten. Nur 33 Prozent der Befragten erwarten, dass ihre variable Vergütung in diesem Jahr steigt. 2013 waren es noch 44 Prozent. "Boni sind zwar immer noch ein wichtiger Bestandteil des Gehalts, aber sie wachsen nicht mehr so stark", sagt Galan. Die Banken hätten in den vergangenen Jahren viel unternommen, um die Vergütungssysteme nachhaltiger zu machen. Boni würden gestreckt und zum Teil erst nach zwei oder drei Jahren ausbezahlt, abhängig von Leistung und Verhalten.

Fixgehälter sind gestiegen

"Variable Bestandteile des Gehalts sind häufig auch gekürzt worden, teilweise um bis zu 30 Prozent", sagt der Personalexperte. Im Gegenzug seien aber die Fixgehälter gestiegen. Niemand habe unterm Strich Einkommensverluste hinnehmen müssen. Man spüre jedoch in den Gesprächen, dass die Banker "realistischer, risikobewusster und verantwortungsvoller geworden sind".

Zwei der 56 Befragten gaben an, dass ihr Bonus 2013 mehr als 100 Prozent des Fixgehalts ausmachte. Nach einer EU-Verordnung darf das variable Gehalt maximal so hoch sein wie das Festgehalt; wenn der Aufsichtsrat zustimmt, kann es doppelt so hoch sein. "Es gibt immer noch eine kleine, feine Gruppe von Investmentbankern, die nach wie vor hohe Fixgehälter und Boni beziehen", sagt Galan. Das Niveau sei zwar nicht mehr ganz auf dem Niveau vor der Finanzkrise, "aber die Zahl der Einkommens-Millionäre bei den Banken ist nicht kleiner geworden".

Compliance-Spezialisten gesucht

Weil die Finanzinstitute an ihren Vergütungssystemen arbeiten, sind Fachleute in diesem Bereich derzeit auch auf dem Arbeitsmarkt gefragt. Am größten aber ist der Bedarf an Compliance-Experten, also Mitarbeitern, die für die Einhaltung von ethischen und regulatorischen Richtlinien zuständig sind. "Da die Regulierung stark zugenommen hat, brauchen die Banken Spezialisten, die dies umsetzen", sagt Galan. "Die Kandidaten sind rar, das Angebot an freien Stellen ist deutlich größer als die Zahl qualifizierter Bewerber." Das führe zu höheren Gehältern.

Spezialisten hätten derzeit gute Chancen, ihr Gehalt um zehn bis 20 Prozent zu erhöhen. Sie träten auch sehr selbstbewusst auf. Die Jahresgehälter im Compliance-Bereich reichen von 60 000 Euro bis 90 000 Euro für Leute mit erster Personalverantwortung.

Auch Zeitarbeit nimmt bei Banken zu. Gesucht werden zum Beispiel Kreditanalysten, Buchhaltungsexperten und qualifiziertes Personal im kaufmännischen Bereich. "Typischerweise geht es um Vertretungen bei einer längeren Krankheit", sagt Galan. Insgesamt läuft der Arbeitsmarkt für Banker nach Einschätzung der Personalberatung in Frankfurt wieder gut. "Nach dem Einbruch in der Finanzkrise ist seit 2011 ein positiver Trend zu spüren", sagt Galan.

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